Geschäft: Entwicklung der Maturitätsquoten im Kanton St.Gallen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer43.14.07
TitelEntwicklung der Maturitätsquoten im Kanton St.Gallen
ArtKR Postulat
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung24.11.2014
Abschluss6.6.2016
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
VorstossWortlaut vom 24. November 2014
AntragAntrag der Regierung vom 27. Januar 2015
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
24.2.2015Gutheissung58Zustimmung23Ablehnung39
24.2.2015Eintreten57Zustimmung22Ablehnung41
Statements
DatumTypWortlautSession
24.2.2015Wortmeldung

(im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich wage es doch noch einmal, etwas aus der Reihe zu tanzen. Im vergangenen Herbst hat die BDP medial, zugegebenermassen nicht ganz ungeschickt, die Diskussion rund um die gymnasiale Maturitätsquote lanciert. Diese Offensive ist mehr als nur fragwürdig, denn die tiefe Gymnasialquote im Kanton St.Gallen stellt doch eigentlich den Erfolg des dualen Bildungssystems dar. In der Ostschweiz und insbesondere im Kanton St.Gallen entscheiden sich im schweizweiten Vergleich verhältnismässig wenige Volkschulabgängerinnen und -abgänger für den Weg an ein Gymnasium. Im Jahr 2013 wies unser Kanton schweizweit mit 12,7 Prozent gar die tiefste gymnasiale Maturitätsquote aus. Die BDP spricht dabei von einem unwürdigen Zustand und fordert eine Gymnasialquote von 20 Prozent. Damit verkennt sie schlicht und einfach die Tatsache, dass durch einen erleichterten Zutritt zu den Gymnasien die Ausbildungsqualität massiv leiden würde. Eine hohe Gymnasialquote allein ist kein erstrebenswertes Ziel oder sollte zumindest kein solches darstellen.

Sie stellt auch längst keinen Garant für eine Vollbeschäftigung dar, sondern man kann eher das Gegenteil vermuten. Auch in andern Ländern mit einem hohen Anteil an Akademikern, beispielsweise in Spanien und Frankreich, herrscht vielfach eine entsprechend hohe Arbeitslosigkeit. Vergleichbar zeigt sich aber auch der innerschweizerische Vergleich. In den Westschweizer Kantonen mit einem sehr hohen Anteil an Gymnasiasten ist die Arbeitslosenquote deutlich höher.

Im Kanton St.Gallen gilt es auch in Zukunft, den Wert der dualen Berufsbildung - mit der Möglichkeit der Berufsmatura - hoch zu halten und zu fördern. Die Lehre mit Berufsmatura eröffnet den Zugang zu Fachhochschulen und auch ohne Berufsmatura werden an höheren Fachschulen äusserst gezielt wichtige und qualifizierte Berufsleute aus- und weitergebildet. Diese Ausbildungsmöglichkeiten dürfen nicht ins Hintertreffen gelangen. Aus diesem Grund sieht die SVP-Fraktion keinerlei Bedarf, die Entwicklung der Maturitätsquote im Kanton St.Gallen mittels eines seiten- und kostenaufwendigen Berichts bis ins letzte Detail zu hinterfragen und auszuleuchten. Dies führt zu nichts.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten.

zu Wasserfallen-Goldach: Das Argument, einen Bericht nicht schreiben zu wollen, weil man ja schon vorher weiss, dass er nichts bringt, dieses Argument ist nomen est omen «ins Wasser gefallen». Das ist wirklich etwas eigenartig, obwohl ich dieser Argumentation teilweise recht gebe. Die BDP hat tatsächlich mit dem Argument der zu tiefen Maturaquote etwas aufmischen wollen. Aber offensichtlich hat dieses Postulat deren Aussage ins rechte Licht gerückt. Wir reden nämlich nicht nur über die gymnasiale Quote, sondern auch über die Berufsmaturaquote. Überhaupt ist die Entwicklung der Maturitätsquote nicht das Ziel, sondern das Abbild einer Entwicklung. Die Postulanten gehen davon aus, dass eine positive Weiterentwicklung des Bildungsniveaus in diesem Kanton allseits gewünscht wird. Der Zugang zu höherer Bildung ist grundsätzlich positiv.

Berufsmaturität oder gymnasiale Maturität sind unterschiedliche Wege, die je nach persönlicher Eignung und Neigung richtig gewählt werden sollen. Die optimale Wahl muss die Sorge des Bildungsdepartementes sein und dessen Bericht interessiert mich; der ist nicht überflüssig. Wichtig ist eine passende Wahl des einen oder anderen Weges. Eine unpassende Wahl und eine praktische Abstinenz, eine letzte Quote in beiden Bereichen, signalisiert ein Thema, das wir genau anschauen müssen.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Gutheissung des Postulats.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten.

Zu Wasserfallen-Goldach, weil er mich direkt angesprochen hat: Wenn ich jetzt auflisten möchte, welche medialen Vorstösse ich ungeschickt und welche die SVP geschickt gemacht haben in den letzten Jahren, dann wäre ich sehr lange am Reden. Ich möchte klar festhalten, dass ich nie eine Maturitätsquote von 20 Prozent gefordert und nie durch eine Aussage belegt habe, dass ich die gymnasiale Maturität und die Berufs- und Fachmaturität als Konkurrenten verstehe, im Gegenteil. Der Kanton St.Gallen belegt schweizweit in der Gesamtmaturitätsquote den zweitletzten Rang, bei der gymnasialen den letzten ebenso bei der Fachmaturitätsquote. Bei der Berufsmaturitätsquote steht er besser da. Der zu erwartende Bericht betrifft alle Maturitäten, auch die gymnasiale, die einen Tiefstwert darstellt. Die Aussage von Wasserfallen-Goldach, eine Maturitätsquote von 20 Prozent würden eine massiv schlechtere Bildung bedeuten, beleidigt die halbe Schweiz, weil diese eine solche Quote aufweist. Die Maturitätsbildung ist demnach nach seinen Worten in der Schweiz massiv schlecht.

Vielleicht sollte man die Sache auch im Interesse der Wirtschaft noch etwas genauer beleuchten. Vergangene Woche habe ich in einer Zeitung einen Bericht gelesen, in welchem sich Informatikfirmen beklagten, dass sie ihnen Personal fehlen würde. Wegen der Masseneinwanderungsinitiative bekommen sie weniger Fachkräfte aus dem Ausland und können die Stellen nicht mehr besetzen. Jetzt möchte ich gerne von Wasserfallen-Goldach hören, wie es weiter gehen soll. Als Mitglied der SVP will er kein Personal mehr aus dem Ausland holen, ausbilden will er dieses hier aber auch nicht. Geht denn der Weg zurück in den bildungsfernen Agrarstaat, wie der Kanton St. Gallen vor 100 Jahren einer war? Ich denke, dass wir das Ganze etwas gelassener angehen und auf den Bericht warten sollten. In gewissen Berufen besteht tatsächlich Mangel, z.B. bei den Ärzten, Naturwissenschaftlern sowie Informatikern, und für gewisse Berufe können wir auch kaum mehr die benötigten Kantonsschullehrerinnen und -lehrer finden. Diesen Gründen muss man auf den Grund gehen. Es ist nicht korrekt, wenn wir z.B. in Deutschland ausgebildete Ärzte einfach bei uns anstellen. Warten wir folglich den Bericht der Regierung ab.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015