Geschäft: Stärkung der MINT-Kompetenzen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer40.15.03
TitelStärkung der MINT-Kompetenzen
ArtKR Berichterstattung
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung10.10.2012
Abschluss15.9.2015
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
Kommissionsbestellung vom 1. Juni 2015
BotschaftBericht der Regierung vom 21. April 2015
MitgliederlisteAktuelle Mitgliederliste
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Gremium19.1.2023
Statements
DatumTypWortlautSession
15.9.2015Wortmeldung

Regierungsrat: Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir haben Ihnen hier Bericht erstattet. Alles was wir bereits machen im Kanton, seitens des Kantons, aber auch private Aktivitäten, und ebenso Aktivitäten interkantonal. Ich möchte auf das eine oder andere eingehen, das auch erwähnt wurde. Wir werden in der Volksschule gezielt im MINT-Bereich Förderung vorsehen und zwar ab dem Schuljahr 2017/2018 mit der Einführung des neuen Lehrplans 21 des Kantons St.Gallen. Zu diesem Zeitpunkt wird im Kanton St.Gallen der Lehrplan eingeführt, womit vermehrt auf den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften fokussiert wird, ohne andere Fachbereiche zu vernachlässigen. Der Unterricht soll praxisbezogener sein, wobei Experimente zu technischen oder naturwissenschaftlichen Fragestellungen im Zentrum stehen. Zudem bekommt Informatik im Rahmen vom Modul «Medien und Informatik» ein eigenes Unterrichtsgefäss und Technik wird auf der Oberstufe explizit in den Lehrplan aufgenommen. Das sind Aktivitäten interkantonal.

Sie entnehmen dem Bericht, dass wir im Kanton St.Gallen bereits sehr viel machen. Seit 2008 werden konkrete Massnahmen zur Förderung der Kompetenzen und somit Bekämpfung des Fachkräftemangels im MINT-Bereich ergriffen und ausgebaut. Es ist also so, dass bei uns kein akuter Handlungsbedarf besteht, im Gegenteil, wir sind seit sehr vielen Jahren dran, aber wir sind aufgefordert, diese Angebote weiter zu entwickeln oder allenfalls neue Initiativen zu ergreifen. Der Kanton St.Gallen ist bestimmt in diesem Bereich in der Vorreiterrolle. Andere Kantone haben erst begonnen in die MINT-Kompetenzen zu investieren.

Ich möchte Ihnen in Aussicht stellen, wie erwähnt: Wir sehen vor, Ihnen dann zusammen mit dem Postulatsbericht «Fachkräftemangel» des Volkswirtschaftsdepartementes eine Informatikoffensive beliebt zu machen, und zwar auf der Sekundarstufe II, natürlich alle Ausführungen dazu dann zur richtigen Zeit. Konkret geht es darum, in der Kantonsschule am Brühl in St.Gallen eine Informatik-Mittelschule mit Schwerpunkt Wirtschaft und an der Kantonsschule in Sargans ebenfalls das selbe Angebot bereitzustellen sowie bei der Berufsfachschule in Rapperswil eine Informatik-Mittelschule mit Vertiefung Technik. Einfach, damit Sie das schon einmal gehört haben. Es ist also nicht so, dass wir die Hände falten können und keine Herausforderung mehr besteht. Wir sind ständig gefordert und wir werden Ihnen das dann bekannt machen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

Präsident der vorberatenden Kommission, empfiehlt dem Kantonsrat vom Bericht Kenntnis zu nehmen.

Am 26. August 2015 hat die vorberatende Kommission über den Bericht der Regierung «Stärkung der MINT-Kompetenzen» beraten.

Die MINT-Kompetenzen, das heisst Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sollen auf allen Schulstufen besser gefördert werden. MINT-Förderung in den Schulen ist eng verknüpft mit der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Genügend Fachkräfte sind entscheidend für die Wertschöpfung der Wirtschaft, gerade im stark industriell geprägten Kanton St.Gallen. Die vorberatende Kommission hat von einer umfassenden Auslegeordnung der Regierung zu einer Vielzahl von Massnahmen auf allen Ebenen Kenntnis genommen und zustimmend kommentiert.

Die MINT-Kompetenzen sollen auf allen Schulstufen gefördert werden – vor allem aber in der Volksschule, da das Interesse und die Freude an Fachgebieten im frühen Alter festgelegt werden. Ansatzpunkte sind die Lehrerbildung einerseits und die Gestaltung des Unterrichts andererseits. Es gilt insbesondere auch den weiblichen Lehrpersonen und den Mädchen die Hemmungen zu nehmen, sich auf MINT einzulassen und sich darin unbefangen zu entfalten.

Die Kommission konnte zur Kenntnis nehmen, dass der neue St.Galler Lehrplan die MINT-Förderung wesentlich begünstigt. So definiert der neue Lehrplan erstmals Unterrichtsinhalte und Kompetenzen in lnformatik und Technik. Schliesslich wird mit dem neuen Lehrplan der MINT-Bereich in der Lektionentafel gestärkt bzw. es werden Lektionen von der Oberstufe auf die Primarstufe verlagert, um die jüngeren Kinder besser zu erreichen.

Diese schulischen Massnahmen sind langfristig angelegt und die Einflussfaktoren können sich mit der Zeit verändern. Trotz diesen Schwierigkeiten ist sich die Kommission einig, dass die zahlreichen begonnenen Massnahmen durchgeführt und wenn immer möglich verstärkt werden sollten.

Die vorberatende Kommission empfiehlt dem Kantonsrat einstimmig vom Bericht «Stärkung der MINT-Kompetenzen» Kenntnis zu nehmen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir haben den von der Regierung vorgelegten Bericht mit grossem Interesse zur Kenntnis genommen und danken dem Departement und der Regierung auch hier für die geleistete Arbeit. Der Bericht zeigt einen Überblick über die aktuellen Fördermassnahmen zur Stärkung der MINT-Kompetenzen beim Bund, den Kantonen und insbesondere dem Kanton St.Gallen. Massnahmen werden sowohl auf der Volksschulstufe als auch auf der Sekundarstufe 2 und der Tertiärstufe vorgestellt.

Die SVP-Fraktion zeigt sich erfreut, dass die Wichtigkeit einer konkreten Förderung im Bereich der MINT-Fächer bereits in einer frühen Phase des Volksschulalters von Seiten Regierung anerkannt und hervorgehoben wird, ich sage das übrigens als Sprachlehrer in einer Sekundarschule. Um dem Fachkräftemangel im MINT-Bereich zu entgegnen und der Wirtschaft möglichst bedarfsgerecht entgegenzukommen, scheinen uns ein stärkerer Fokus und nutzbringende Fördermassnahmen in diesem Gebiet unerlässlich.

Trotz der Übersicht über aktuell laufende oder geplante Projekte scheint uns allerdings ein echtes, mutiges Bekenntnis zu einer realen Verstärkung der MINT-Ausrichtung in der Volksschule zu fehlen. Wird der mathematisch-naturwissenschaftliche Unterricht mittels Lehrplan 21 tatsächlich gestärkt? Würde es nicht Sinn machen, gerade in der Primarschule auf die eine Fremdsprache zu verzichten und anstelle dessen den MINT-Bereich auszubauen und zu verstärken? Brauchen wir in Realklassen im ersten Oberstufenjahr tatsächlich ein Französischobligatorium? Würde es nicht gerade hier Sinn machen den Schwerpunkt zu verlegen? Würden gerade in dieser Stufe ohne dieses Obligatorium nicht ungemein wichtige Ressourcen für den MINT-Bereich und andere elementare Fächer frei? Müssten aber auch auf der Tertiärstufe nicht die Anreize, unter Umständen auch diejenigen finanzieller Natur, neu angelegt werden, um dem Fachkräftemangel zu entgegnen und die Studierenden bedarfsgerechter auszubilden? Beispielsweise kann dies über Studiengebühren oder allenfalls veränderte Anforderungen bei Aufnahmeprüfungen sein. Solche und andere Fragen stellen wir uns auch über diesen Bericht hinausgehend. Dennoch geben wir uns damit vorerst zufrieden.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der GLP/BDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir danken der Regierung für diesen ausführlichen Bericht. Der Bericht gibt uns eine breit gefächerte Auslegeordnung und eine Übersicht über die Thematik. Grund für die Stärkung der MINT-Kompetenzen ist der ausgewiesene Fachkräftemangel im Bereich der MINT-Arbeitsplätze.

Wir teilen die Meinung der Regierung, dass das Interesse bereits früh bei Schülerinnen und Schülern geweckt werden muss. Die Schüler müssen abgeholt werden, Eignungen können dann bereits schon festgestellt werden. Ob Freude oder Begeisterung an Technik alleine durch die Lehrkräfte ausreichend vermittelt werden kann bezweifeln wir jedoch. Haben doch Lehrkräfte selber einen technikfremden beruflichen Weg gewählt und haben oft keinen ausreichenden Bezug zur Technik. Der Bericht nennt jedoch auch die Möglichkeit, das ein Teil der Vermittlung von MINT-Kompetenzen auch über Externe erfolgen kann. Genannt sind Firmen und lnteressengruppen, welche unterstützend beigezogen werden könnten, so z.B. über Firmenbesuche, Praxisarbeiten und ähnliches. Wir sehen hier auch Synergien, indem vielleicht Lehrkräfte der Berufsschulen beigezogen werden könnten.

Wir begrüssen weiter, dass die MINT-Studiengänge auf Stufe HF, FH und ETH gestärkt werden sollen. Der Bericht sagt aber wenig darüber aus, wie die konkret geschehen soll.

Wir sind stolz auf unser Bildungssystem. Es lässt zahlreiche Karrieremöglichkeiten offen und ermöglicht einen einmal eingeschlagenen Weg wieder zu wechseln. ln den MINT-Bereichen wirkt sich dies aber leider oft negativ aus.

Wechseln doch zahlreiche Fachkräfte später ihre Branche oder ihren Bereich. lm Bericht wird genannt, dass rund 30 Prozent der Männer und über 50 Prozent der Frauen aus dem MINT-Bereich in andere Bereiche abwandern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, ich hatte nach 15 Jahren nach der Lehre die erste Klassenzusammenkunft, da war noch ein Drittel im Maschinenbau tätig, von 14 ursprünglichen Lehrlingen. ln der Technik sind diese Werte noch höher, diese Problematik ist von der lndustrie zu einem grossen Teil aber hausgemacht. Stichworte sind: lange Arbeitszeiten, arbeiten ohne Zeiterfassung, mangelhafte Bezahlung, wenige Karrierechancen und Perspektiven, schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Freizeit, sowie die 50+Problematik. Aber auch Familie und Gesellschaft sind gefordert. lch zitiere aus dem Bericht: «speziell in technischen Berufen ist es zunehmend schwierig, Lehrstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen.» Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Berufsbildung bei leistungsstarken Jugendlichen zunehmend an Bedeutung verliert.

Darauf und auf weitere Aspekte, welche ich hiermit nicht aufzählen will, geht der Bericht ein.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der FDP-Fraktion), legt seine Interessen offen als Präsident bzw. Mitglied des Verwaltungsrates von zwei Industrieunternehmen in der Ostschweiz, die mehrere hundert Arbeitsplätze haben, aufmerksam. Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir danken der Regierung für die Erstellung dieses Berichtes, dessen Erarbeitung allerdings drei Jahre Zeit benötigt. Das ist – in der heutigen Zeit, in der weltweit ein grosser Wettbewerb um Talente vorhanden ist – eine sehr lange Zeit. Die asiatischen Staaten warten nicht.

Qualifizierte Arbeitskräfte sind der Motor für die lnnovations-, Wettbewerbs- und Wachstumsfähigkeit der Schweizer Volkswirtschaft. Und für den Kanton St.Gallen, den nach Basel am meisten industrialisierten Kanton der Schweiz, ist das sehr entscheidend. Mit ihrer Kreativität bei der Suche nach immer neuen oder verbesserten technischen Lösungen tragen insbesondere unsere hervorragenden Berufsleute in den Betrieben und die Ingenieurinnen bzw. Ingenieure sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler massgeblich zur Innovationskraft des Werkplatzes Schweiz sowie des Werkplatzes Ostschweiz bei. Die Schweiz beklagt einen akuten Mangel an Fachkräften im Bereich der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) und dieser Fachkräftemangel ist anerkannt.

Wenn im Bereich MINT im Jahre 2013 an den universitären Hochschulen gerade einmal 9'800 Abschlüsse schweizweit gemacht wurden und ebenso viele in Sozialwissenschaften, so stimmt etwas nicht. Und noch weiter: Wir wissen zwar, dass ein guter Teil der Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes an den Zukunftsfeldern der Information- und Computertechnologie hängt. 580 Abschlüsse dieser Fachrichtung stehen im Jahre 2013 aber fast dreimal so vielen Abschlüssen in Geschichte und Kulturwissenschaften gegenüber. Da läuft etwas falsch und der populistische Ruf nach einer Erhöhung der Maturitätsquote im Kanton St.Gallen tut dazu das seine. Wir hören nicht, dass die Maturitätsquote für MINT-Berufe erhöht werden müsse. Das aber wäre, wenn überhaupt, eine verantwortungsvolle Forderung, allerdings nur mit dem Hinweis, dass die Quote durch Erhöhung der Anforderungen, nicht durch deren Senkung, erreicht werden müsse.

ln der Berufslehre ist es nicht anders. Bestens qualifizierte Mitarbeitende sind auch hier der gewichtige Wettbewerbsvorteil für den Werk- und Denkplatz Schweiz und Ostschweiz.

Der Bericht der Regierung enthält eine detaillierte Auflistung der Anstrengungen, die auf verschiedene Stufen und durch verschiedene Akteure im Bereiche der MINT-Förderung gemacht werden. Wir erlauben uns drei Feststellungen:

  1. MINT-Förderung fängt bereits im Vorschul- und im Primarschulalter an. Das Interesse für Technik entwickelt sich primär bis ins Alter von rund 14 Jahren, danach nimmt es nur noch geringfügig zu. Umso wichtiger ist es, Kindern schon in jungen Jahren spielerische Erfahrungen zu ermöglichen. Fachdidaktisch erprobte Materialien bieten Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten, in die Welt der Technik und Naturwissenschaften einzutauchen. Wer etwa in diesem Frühjahr die übervollen Hallen von Kindern und Jugendlichen an den Experimentier-Tischen der Ausstellung «Tun-Ostschweiz» gesehen hat, der wird das bestätigen. Damit muss aber die Förderung der MINT-Affinität nicht erst bei den Jugendlichen, sondern bei ihren Eltern und Lehrern beginnen. Zu fördern und zu unterstützen sind auch private lnitiativen der Wirtschaft, die diese Entwicklung günstig beeinflussen möchten. Lehrer an den Mittelschulen weisen immer wieder darauf hin, dass die Studienfachwahl bei den meisten Maturandinnen und Maturanden nur bedingt von den Arbeitsmarktbedingungen beeinflusst wird. Einen viel grösseren Einfluss hat das lnteresse am Studienfach. Und dabei spielen die Lehrerpersönlichkeiten, die die Maturandinnen und Maturanden, aber auch die Berufsleute, die Lehrlinge, für ein Fach begeistern können eine zentrale Rolle. Gleiches gilt auch auf Primarschulstufe. Wer technische Fragestellungen dank seiner Lehrkräfte als etwas Spannendes und Herausforderndes erleben darf, wird eher bereit sein, sich in seiner Beruf- oder Studienwahl dafür weiter zu orientieren. Damit kommt den unterrichtenden Lehrkräften auf Volksschulstufe, wie dann vor allem auch auf Mittelschulstufe, eine entscheidende Bedeutung zu. Das Finden und die Auswahl von solchen Persönlichkeiten als Lehrkräfte muss grosse Priorität haben. Dazu steht leider im Bericht nichts. Was tun wir hier – wir hätten darauf von der Regierung gerne Antworten.

  2. Der Bericht zeigt auf, dass in den Mittelschulen Massnahmen erarbeitet werden, um bei den Schülerinnen und Schülern ein wachsendes Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen und Technik zu wecken. lm Zentrum steht dabei die Erhöhung der Stundendotation in den einschlägigen Fächern (Projekt TAN «Technik und angewandte Naturwissenschaften»). Wir begrüssen die Marschrichtung.

  3. Aufstockung der MINT-Lektionen: Hat das auch den entsprechenden Erfolg gebracht und werden dadurch die technikaffinen Schülerinnen und Schüler wirklich gefördert? Wird nicht einfach die Gesamtstundendotation der Schülerinnen und Schüler weiter erhöht? Das Stundenverhältnis ist durch die Matura-Anerkennungs-Verordnung (MAR) weitgehend vorgegeben. Es gibt darin bis heute keinen Schwerpunkt MINT an den Mittelschulen. Hinzu kommt, dass die momentanen Bestrebungen in der Gestaltung der «MlNT-Schwerpunkte» eindeutig primär immer noch auf die Versprachlichung abzielen – hier ist Abhilfe zu schaffen. Die totale Pflichtstundendotation müsste gesenkt werden – oder wie das ein Lehrer an der Kantonsschule am Burgraben treffend auf den Punkt gebracht hat: «Ein politischer Entscheid ist nicht in der Lage die Hirnkapazität eines Schülers zu vergrössern». Es ist also Mut zur Schwergewichtsbildung gefragt.

Wir sind gespannt auf die zusätzlichen Ausführungen zu den gestellten Fragen durch den Vorsteher des Bildungsdepartementes.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

Ratspräsident, stellt Kenntnisnahme vom Bericht fest.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

Ratspräsident, stellt Eintreten auf die Vorlage fest.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der SP-GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Der Bericht beleuchtet die Problematik des Fachkräftemangels in der Schweiz und in den Kantonen – insbesondere im Kanton St.Gallen – von verschiedenen Seiten detailliert.

Mit den MINT-Kompetenzen lernen die Schülerinnen und Schüler, dass die Technik viele unserer Probleme löst (z.B. Trinkwasseraufbereitung) – und andere erscheinen lässt. Das wollen und sollen sie selber über Experimente und Tüfteln erfahren und begreifen.

Das Ziel ist ein erfolgreicher Studienabschluss in den Fachbereichen Mathematik, lnformatik, Naturwissenschaften, Technik mit Studiengängen wie lnformatik, Elektrotechnik, Maschinentechnik, Mikrotechnik, Bau, Architektur, Planung und Vermessung , Wirtschaftsingenieurwesen, Bauingenieurwesen, Chemie, Mathematik, Physik, Biologie und hier ansässige berufstätige Fachkräfte.

Die SP-GRÜ-Fraktion anerkennt die aufgeführten grundlegenden Erkenntnisse, dass:

  • Die Koordination verschiedenster Projekte notwendig ist;

  • Die MINT-Förderung bereits im vorschulischen Bereich und ab dem Kindergarten einen wichtigen Beitrag leistet (z.B. vom Windrädli zur Windanlage / vom Velo flicken zum Maschinenbau);

  • Das selbständige Lernen, das Forschen und Experimentieren oder das Entdecken an ausserschulischen Lernorten gefördert werden soll. Ich freue mich über diese Abschnitte im Bericht;

  • Die Lehrpersonen die Schlüsselpersonen der schulischen Förderung sind;

  • Die fachdidaktische Kompetenz ist zentral für den guten Unterricht und die Motivation der Schüler;

  • Die Förderung der naturwissenschaftlichen Kompetenzen in die ganzheitliche Schulentwicklung eingebettet sein soll;

  • Langfristige Fördermassnahmen wirkungsvoller sind;

  • Wichtige Grundlagen stellen die Lehrpläne, Lehrmittel und Evaluationsinstrumente dar;

  • Die Familie gilt als zentraler Ort der elementaren Förderung, wobei zu beachten ist, dass gerade Kinder aus bildungsfernen Familien die ausserfamiliäre, schulische Förderung in MINT benötigen;

  • Mädchen in MINT-Fächern motiviert werden und sich entfalten können;

  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, was entscheidend ist für die Ausübung eines MINT-Berufes von Frauen.

Nach lnkraftsetzung des Lehrplans 21 werden die MINT-Kompetenzen vermehrt mit praktischem Anschauungsunterricht vermittelt; 23 Prozent des Unterrichtes fallen demnach auf Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften.

Eine Forderung: Die Lehrmittel sind zu überprüfen mit der Ziel-Frage: Bringen sie wirklich eine Stärkung der MINT-Kompetenzen hervor? Geben Sie die Anleitungen um den Zusammenhang von Natur und Technik und die Bedeutung für die nachhaltige Zukunft zu erkennen?

Das Monitoring mittel Klassencockpit, Stellwerk, Job-Skills usw. könnte zum besseren Erkennen von Schülerinnen und Schülern mit einem besonderen Interesse für die MINT-Fächer führen, wenn diese spezifischen Kompetenzen auch abgefragt würden.

Das didaktische Knowhow und das Herzblut der Lehrpersonen (praxisnahe, vielfältige Auswahl an Lehrmitteln [RDZ], Medien, Software, Lernkisten, Zeitschriften) erachte ich als bedeutsamer, als die Aufstockung der PC-Hardware in den Basis-Schuljahren. Praktisch und sinnesbetont, ganzheitlich und vernetzt handelnd vom Kindergarten bis zur Oberstufe ist weiterhin gefragt. Die beiden Kernbereiche MNU und Sprachen sollen jedoch auch in Zukunft nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern einander zudienen. Die Erklärung von technischen Zusammenhängen kann zu einer sprachlichen Förderung führen und umgekehrt. Sprachhandlung wird gefördert, das wird in der Vorlage zum Lehrplan 21 aufgeführt.

Im Lehrplan 21 steht aufgeführt «Erforschen und Argumentieren»: Die Schüler und Schülerinnen können Beziehungen erforschen, Vermutungen benennen und Erkenntnisse austauschen. Sie können Aussagen, Formeln und Beziehungen überprüfen, belegen und begründen. Die Sprache wird zu Sache gemacht, die Sache wird versprachlicht. MINT-Fächer fördern somit die kommunikativen und sprachlichen Kompetenzen und umgekehrt. Ich freu mich für die Schülerinnen und Schüler, die davon profitieren und ihre Kompetenzen entfalten können.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der CVP-EVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

lch danke der Regierung für diesen ausführlichen Bericht. Er ist eine gute Auslegeordnung, wie das Wissen und die Kompetenzen im Bereich Naturwissenschaften und Technik an den staatlichen Schulen in unserem Kanton heute und morgen vermittelt werden.

Ebenfalls wird aufgeführt, was flankierend auf Grund privater lnitiativen gemacht wird. Leistungsbereite Jugendliche können sich schon heute an den St.Galler Schulen das notwendige Rüstzeug holen, um eine berufliche Karriere in der Technik zu starten, sei es über die Berufsbildung oder über den akademischen Weg.

Handwerker, Facharbeiter, Techniker und Ingenieure braucht unser Land auch in Zukunft, nicht nur weil wir gerade in der Ostschweiz eine starke exportorientierte Maschinen- und Elektroindustrie haben, sondern weil wir in unserem hoch entwickelten Land auch in eine technische Infrastruktur unterhalten und ausbauen müssen. Neben Spitzenforscher in Hightech-Branchen brauchen wir aber auch Handwerker und Facharbeiter mit technischem Verständnis, die solide Arbeit leisten. Der Fachkräftemangel ist unbestritten vorhanden, je nach Wirtschaftslage mal grösser oder mal kleiner. Vielleicht könnte man ihn auch mildern, wenn man den älteren Mitarbeitern auch etwas mehr Sorge tragen würde.

Der Fachkräftemangel hat aber nur bedingt mit unserem Schulsystem zu tun. Das duale Bildungssystem mit den Weiterbildungsmöglichkeiten, aber auch eine technische orientierte Matura mit anschliessendem ETH-Studium öffnen die Türen für eine lngenieurlaufbahn. Leider werden diese Türen von unseren Jungen zu wenig aufgestossen. Die Gründe sind vielfältig: lm Elternhaus kommen die Jungen heute kaum mehr mit der Technik in Berührung, sie funktioniert ja meistens im Hintergrund. Handwerkliche Arbeiten müssen kaum mehr verrichtet werden, sogar der Rasen wird vom Roboter gemäht. Allenfalls wird von den Jungen noch im Informatikbereich etwas gebastelt und getüftelt. Zudem war während Jahrzehnten die Technik negativ besetzt (Chemieunfälle, Kernenergie, Landverschleiss). Ebenfalls hatte man geglaubt, die moderne Dienstleistungsgesellschaft könne auf den Sekundärsektor verzichten. Die Technik funktioniert ja und wird allenfalls billig aus Fernost geliefert.

Dass relativ wenige Maturanden eine technische Richtung an einer Uni oder an der ETH wählen, hat sicher auch damit zu tun, weil diese Fächer sehr anspruchsvoll sind und viele an der Mathematik scheitern. Einen akademischen Titel ist an einer ETH etwas aufwändiger zu erwerben, wie anderswo.

Zuletzt fördern auch die im Vergleich vor allem zu Wirtschaftsfachrichtungen unterdurchschnittliche Entlöhnung der lngenieure und die geringeren Karrierechancen gerade in den grösseren Betrieben, dafür die viel grössere Verantwortung eines lngenieurs ( z.B. persönliche Haftung bei Unfällen), die Attraktivität nicht unbedingt. Trotzallem lohnt sich eine Berufslaufbahn im MINT-Bereich. Die Arbeit als lngenieur ist sehr erfüllend und macht auch glücklich, weil immer etwas erschaffen wird.

Um die Jugend an die Technik heranzuführen und zu begeistern, braucht es neben den Schulen, die gerade auch bei der Berufswahl mit den Schnupperangeboten ihren Job sehr gut machen, das kann ich als Lehrmeister bestätigen, auch die Eltern, die positiv zu einer MINT-Ausbildung stehen und die Arbeitgeber und ihre Mitarbeiter, die dem kommenden Berufsnachwuchs auch Vorbilder sind und motivieren.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015
15.9.2015Wortmeldung

(im Namen der CVP-EVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Ja – wir haben heute und auch in der vorberatenden Kommission viel vom Fachkräftemangel gehört. lch möchte diese Gelegenheit wahrnehmen und wieder einmal für die Berufslehre eine Lanze brechen.

lch nehme zur Kenntnis, dass keine Fraktion und eigentlich gar niemand gegen diese Stärkung der MINT-Kompetenzen ist. lch möchte an dieser Stelle auch nicht Mittel- gegen Berufsschulen ausspielen. Wer mich kennt, weiss das, denn beide Ausbildungen müssen wir, unser Rat also, sehr Sorge tragen und die Rahmenbedingungen für alle Player in diesem Bereich stärken. Nur keine Bildung ist auf Dauer teurer als Bildung.

Sehr gefreut haben mich in diesem Zusammenhang die verschiedenen Voten von Regierungsrat Kölliker im Rahmen der vorberatenden Kommission und auch heute, wo er verschiedentlich darauf hingewiesen hat, wie wertvoll jede Ausbildung, jeder Ausbildungslehrgang ist und damit die Erkenntnis, dass es für die Stärkung des Kantons St.Gallen wichtig ist, entsprechende Ausbildungslehrgänge auf allen Stufen anbieten zu können. Notabene sind Regierungsrat Kölliker, wie mir eben auch, Menschen wichtig und zwar alle.

Fachkräftemangel ist doch heute, aber auch morgen und übermorgen ein sehr gutes Stichwort. Wenn man aber von Fachkräftemangel spricht, muss man alle Fachkräfte ansprechen wollen, nicht nur Universitäts- und Fachhochschulabgänger.

Es gibt dann eben noch die Berufslehre und ihre Vorzüge und Bedeutung gerade auch für unseren Kanton, das brauche ich hier wohl hoffentlich nicht weiter auszuführen. Etwa 70 Prozent aller St.Galler Jugendlichen wählen diesen Weg. Und unter diesen dann gibt es auch noch jene eher lernschwachen Lernenden, die für uns in der Grundbildung eine wöchentliche, in den Betrieben und überbetrieblichen Kursen eine tägliche Herausforderung sind. Auch sie sind Fachkräfte und diese Menschen sind bereits hier in unserem Land. Es sind unsere Ressourcen, ein Teil unseres Manpowers.

ln gewissen handwerklichen und gewerblichen Berufen ist die Lehrabbruchquote zwischen 15 bis 30 Prozent, manchmal sogar noch darüber. Natürlich findet rund die Hälfte wieder eine Anschlusslösung und sie packen es vielleicht im zweiten Anlauf in einem vielleicht auch anderen Beruf. Manche bleiben aber auch auf der Strecke. Und jeder ist einer zu viel. Warum sage ich lhnen das? Das Amt für Berufsbildung muss mit seinen Ressourcen und unserem Spardruck folgend, Entscheide treffen, die sachlich, pädagogisch, wirtschafts- und gesellschaftspolitisch unverträglich sind. Das ist nicht deren Schuld, sondern dafür müssen wir als Rat die Verantwortung mittragen.

Wenn man also z.B. bei lernschwachen Lernenden nur aus finanzpolitischen Überlegungen Klassen zusammen legen muss und damit Klassengrössen von 24 lernschwachen Lernenden in Kauf nimmt, dann hat das auch Konsequenzen – so z.B. eben die, dass man Fachkräfte auf dem Weg zum Ziel (also dem QV, der Lehrabschlussprüfung) verliert, weil die Rahmenbedingungen so unmöglich werden, Erfolg sicher zu stellen. Und glauben Sie mir, als Berufsschullehrer weiss ich von was ich spreche und kenne die Probleme in der Berufsbildung aus meinem täglichen Alltag sehr gut. Dabei wäre es sehr einfach, einige dieser Abgänge durch konsequente Betreuung, stetiges Fördern und Fordern einem wiederum von der Politik formulierten Ziel von unglaublichen 95 Prozent Erfolgsquote zuzuführen.

Natürlich erscheinen die Kosten all jener, die auf Grund dieser unsäglich wenig intelligenten Rahmenbedingungen in der Lehre scheitern nicht im Kostenaufwand des Bildungsdepartementes und damit haben die Hardliner der Finanzpolitiker unter lhnen, die nicht über die eigene Nasenspitze hinaus sehen, natürlich gewonnen. Sie vergessen nur oder ignorieren einfach, dass dann die Kosten und Ausgaben möglicherweise und im eben eintreffenden wirklich schlechten Fall im Bereich der Sozialhilfe und anderer Unterstützungsmassnahmen von Gemeinden und Kanton anfallen und dort getragen werden müssen.

lch appelliere an Sie alle hier im Rat und namentlich auch an das Bildungsdepartement in diesem Bereich gemeinsam eine Lösung zu suchen. Die Gewinner sind viele Jugendliche, die dank einer bestandenen Ausbildung als Sanitär, Heizungsmonteur, Maurer, Koch, Coiffeur, Elektromonteur, Autolackierer usw. ihr Leben selbständig in die Hände nehmen können und nicht auf staatliche Hilfe für sich und später auch für ihre Familien, möglicherweise lebenslang, angewiesen sind.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. September 2015