Geschichten und Orte der Vielfalt gesucht
Die Stadt St.Gallen soll gemäss Auftrag des Stadtparlamentes ihre kulturhistorische Vielfalt aufarbeiten und sichtbarer machen. Dazu hat sie in Zusammenarbeit mit einer neu geschaffenen Fachgruppe «Weg der Vielfalt» das Vorgehen definiert und ruft nun die Öffentlichkeit sowie Betroffenengruppen zur Meldung von bedeutungsvollen Geschichten und Orten auf. Die Veröffentlichung dieser Erinnerungsorte ist auf Sommer 2024 geplant.
Die kulturhistorische Vielfalt von St.Gallen zeigt sich an verschiedensten Orten im Stadtbild. Ein «Weg der Vielfalt» soll in Zukunft erlauben, mit einfachen digitalen Mitteln die Stadt auf der Suche nach bisher eher unbekannten Erinnerungsorten und ihrer Geschichte auf eigene Faust und auf eigenen Wegen zu durchstreifen. Der geplante «Weg der Vielfalt» wird einerseits aus heutiger Sicht problematische Darstellungen oder Orte mit einer belasteten Vergangenheit thematisieren sowie den geschichtlichen Bezug herstellen. Andererseits werden inspirierende Geschichten von Menschen aufgearbeitet, welche sich für Menschenrechte und Gerechtigkeit eingesetzt haben.
Dabei soll es vor allem um Orte (Häuser, Plätze, Fassaden etc.) gehen, die in einem Zusammenhang mit Migrationsgeschichte, Frauengeschichte, Queerer Geschichte, Kolonialgeschichte und mit Verletzung von elementaren Menschenrechten wie Diskriminierung von Minderheiten, Rassismus und Antisemitismus stehen oder mit Widerstand dagegen. Dazu gehören auch Lücken und Absenzen: Wo wurden Orte entfernt oder Dinge ausgeblendet?
Die Stadt St.Gallen hat für diesen «Weg der Vielfalt» wohl als erste Schweizer Stadt einen partizipativen Ansatz gewählt. Die gesamte Öffentlichkeit, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Stadtbesucherinnen und -besucher, Fachleute und Nicht-Fachleute, Jung und Alt, werden eingeladen, ab heute bis am 30. September 2023 die aus ihrer Sicht bedeutenden und bisher zu wenig sichtbar gemachten Orte der Vielfalt auf der Webseite www.stadtsg.ch/vielfalt zu melden. Danach wird die Fachgruppe «Weg der Vielfalt» die eingegangenen Meldungen evaluieren, welche dann am 18. Januar 2024 an einem öffentlichen Anlass gemeinsam reflektiert und finalisiert werden sollen. Im Anschluss ist die multimediale Aufbereitung der gewählten Erinnerungsorte geplant. Die Publikation der Inhalte erfolgt voraussichtlich im Sommer 2024.