Geschäft: Umweltbildung und -erziehung

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer40.10.02
TitelUmweltbildung und -erziehung
ArtKR Berichterstattung
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung9.7.2007
Abschluss21.9.2010
Letze Änderung28.8.2024
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
Aktuelle Mitgliederliste
BotschaftBericht der Regierung vom 2. März 2010
MitgliederlisteKommissionsbestellung vom 19. April 2010
AntragAntrag der vorberatenden Kommission vom 14. Juni 2010
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Gremium19.1.2023
Statements
DatumTypWortlautSession
21.9.2010Wortmeldung

(im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir danken der Regierung für den ausführlichen Bericht. Der Bericht zeigt auf, dass in allen Schulstufen eingehend auf den schonenden Umgang mit unserer Umwelt eingegangen wird. Weiterführend finden wir es wichtig, dass der zurückhaltende Energieverbrauch im Speziellen geschult wird. Zudem sollen auch die erneuerbaren Energieträger im Schulunterricht ausführlich thematisiert werden. Auch sind wir der Meinung, dass dem grossen Thema «Wegwerfen von Abfall» mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, denn saubere Plätze und Strassenränder sind ein schweizerisches Markenzeichen und sehr wertvoll für unsere Kinder.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

Ratspräsident: Das Präsidium sieht eine Eintretensdebatte vor.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

Ratspräsident stellt Kenntnisnahme vom Bericht fest.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

(im Namen der CVP-Fraktion): In unserer Motion 42.07.05 «Umwelt-Bildung und -Erziehung - Fundament für die Umsetzung jeglicher umwelt-, energie- und klimapolitischer Massnahmen», die wir eingereicht hatten, wollten wir eigentlich wesentlich mehr erreichen, als nur zu hören, dass es nichts braucht. Wir sind deshalb vom Bericht enttäuscht. Der Bericht geht nicht darauf ein, dass sich die klimatischen Verhältnisse wesentlich verschlechtert haben und dass der Klimaschutz zur Überlebensfrage der nächsten Generationen werden wird. Den ersten Teil des Postulatsauftrags hat die Regierung erfüllt, indem sie aufzeigt, wie Umweltbildung in der Schule eingebettet werden kann. Im zweiten Teil hätte sie aufzeigen müssen, wie diese intensiviert werden könnte. Dazu gibt es im Bericht kein Konzept und keinen Schwerpunkt. Was wir vermissen, sind neue Ansätze und Massnahmen zur nachhaltigen Intensivierung. Wir haben heute neue Erkenntnisse über Alternativenergien, sparsamen Umgang mit Energie, Abfallentsorgung usw., die wir noch nicht hatten, als wir den Lehrplan erstellten. Diese neuen Erkenntnisse müssen wir den Schülern weitergeben. Die CVP-Fraktion hat erwartet, dass zumindest einige Massnahmen umgesetzt werden würden, die nachhaltig sind, z.B.:

  1. Die Umwelterziehung müsste zu den Kernkompetenzen der Lehrkräfte und jedes Einzelnen gehören. Es müsste im Lehrplan 21 fest verankert werden. Es müsste ein Schwerpunkt sein, und die Ziele müssten genau definiert werden.

  2. Wir hätten verbindliche Lehrmittel gesehen. Vielleicht sogar in Fremdsprachen, damit man das themenübergreifend mit einbeziehen kann.

  3. Eine weitere Möglichkeit wären Umweltberater gewesen, zum Thema Energie für den Schulalltag. So ähnlich, wie es bei der Sicherheit schon gemacht wird oder auch in der Sexualerziehung.

  4. Zudem müsste auch die Elternbildung mit in die Umwelterziehung eingebunden werden, d.h. es müsste Möglichkeiten geben und Anreize geschaffen werden, solche Weiterbildungen zu besuchen und diese Möglichkeiten und Anreize auch zu schaffen.

  5. Oder es wäre auch wichtig, dass Umwelt und Erziehung vorgelebt wird, z.B. damit meine ich, dass man vielleicht nicht unbedingt mit 17-jährigen Kantonsschülern nach Kanada fliegen muss mit dem Flugzeug für eine Intensivwoche Englisch zu lernen. Das könnte man vielleicht auch in der International School Buchs und dann aufzeigen, wie viel energetische Mittel man damit gespart hat.

In der Antwort der Regierung zur Motion, die dann in ein Postulat umgewandelt wurde, versprach sie auch eine Fachstelle Umweltbildung ins Amt der Volksschule zu integrieren, wie es in der Gesundheit und in der Sicherheit heute gemacht wird. Die im Bericht erwähnte 20-Prozent-Stelle ist heute an der Pädagogischen Hochschule und erfüllt nicht ganz die von uns vorgestellten Massnahmen. Die Stelleninhaberin ist spezialisiert auf Umweltfragen und abrufbar. Sie berät Schulen, wenn diese einen konkreten Bedarf anmelden. Das Ganze basiert auf einer Ebene: wer Lust hat, der kann. Das ist zu wenig nachhaltig. Zudem bleibt auch die Frage der Erfolgskontrolle offen.

Zum Schluss doch noch etwas Positives: Wir begrüssen sehr die Umsetzung des Themas «Umweltproblematik im Lernatelier». Die Lernkoffer, die es dazu gibt, begrüssen wir sehr und auch, dass es einen neuen Bachelor-Studiengang gibt in der Fachhochschule in Rapperswil zu Energie- und Umwelttechnik. Das wäre die richtige Richtung.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

(im Namen der SP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die SP-Fraktion dankt der Regierung für den Bericht. Kennzeichen des Berichtes ist es, dass er vor allem dadurch auffällt, dass er alle Aktivitäten aufführt, die im Bereich Umweltbildung getan werden, und manchmal auch solche, die man unter diesem Stichwort nicht mehr subsumieren kann. Dementsprechend ist der Bericht auch darauf ausgelegt, dass das Bildungswesen im Kanton St.Gallen schon alles im Bereich Umwelt, Bildung und Umwelterziehung tut und demnach kein Handlungsbedarf bestehe. Nach Ansicht der SP-Fraktion genügen die im Bericht zusammengestellten Aktivitäten nicht. Angesichts der weltweiten ökologischen Probleme sollten die Umweltbildung und die Umwelterziehung dringend intensiviert werden. Dies war übrigens auch im Postulatsauftrag so formuliert. Aus der Sicht der SP-Fraktion möchte ich drei weiter gehende Bemerkungen machen:

  1. Bei den meisten im Bericht aufgeführten Aktivitäten handelt es sich um Aktivitäten einzelner Lehrpersonen wie in der Volksschule oder um Wahlangebote wie an der Pädagogischen Hochschule. Es gibt auf allen Ebenen keine klaren Vorstellungen, was Umweltbildung und Umwelterziehung sein soll. Aus unserer Sicht müssen klare Lernziele formuliert und Zeitgefässe festgelegt werden. Es braucht in der Volks-, in der Mittel- und in der Berufsschule pragmatisch-konkrete Ziele. Dasselbe Problem ist bei der Lehrerausbildung gegeben. Es fehlt an der Pädagogischen Hochschule ein obligatorisches Modul Umweltbildung, wie dies an anderen Hochschulen der Fall ist. Hier sehen wir Handlungsbedarf.

  2. Im Jahr 2005 hat die UNO die Dekade der Nachhaltigkeit proklamiert. Während in Deutschland im Zusammenhang mit dieser Zielsetzung der UNO eine breite Bildungsoffensive in Nachhaltigkeit einsetzte, fehlen solche Aktivitäten im Kanton St.Gallen vollständig. Im Bericht wird die UNO-Dekade zwar erwähnt, es werden aber daraus keine konkreten Schlüsse oder Projekte im Bildungswesen abgeleitet. Wir sind der Ansicht, dass im Rahmen dieser UNO-Dekade für das Bildungsdepartement selbstverständlich sein sollte, konkrete Projekte für die Volks-, Mittel- und Hochschulen anzuregen, Mittel bereitzustellen, Preise auszusetzen und so der Umweltbildung einen neuen Anschub zu geben.

  3. Obwohl das Bildungsdepartement in den letzten Jahren in vielen Bereichen der Messung der Bildungsleistungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat, betont der Bericht, dass die zahlreichen Aktivitäten, die heute im Bildungsbereich in Bezug auf die Nachhaltigkeit gemacht werden, kaum sichtbar und vor allem auch nicht messbar seien. Diese Aussage ist unhaltbar. Es ist leicht möglich, hier die Erfolge zu messen. Sie alle wissen, es gibt einfache Programme, wo man auch sein eigenes Verhalten auf Umweltverträglichkeit überprüfen kann. Hier ist nach unserer Ansicht auch ein offenes Feld gegeben.

Abschliessend stellt die SP-Fraktion zum Bericht Folgendes fest:

  • Wir sind der Meinung, dass die momentanen Gefässe in der Volksschule im Bereich Umweltbildung und Umwelterziehung nicht genügen und es auch nicht reicht, die Lehrkräfte in ihrem Bestreben, umweltbewusste Menschen zu ermutigen. In Zukunft sollte es nach unserer Ansicht darum gehen, klare Lernziele festzulegen, eigene Zeitgefässe zu schaffen und so die ökologische Bildung eben fest zu verankern.

  • Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, auf allen anderen Ausbildungsstufen verbindliche, pragmatische und überprüfbare Ziele in der Umweltbildung festzulegen und umzusetzen. Zu denken ist hier insbesondere an die obligatorische Ausbildung aller Lehrkräfte in Umweltbildung.

  • Wir sind der Meinung, dass der Bericht für das Bildungsdepartement nicht der Endpunkt sein sollte, sondern letztlich eben der Anstoss dazu aufzubrechen. Nämlich aufzubrechen zu neuen Ufern und den Stellenwert der Umweltbildung und Umwelterziehung in der Volks-, Mittel und Berufsschule weiter zu erhöhen und entsprechende Schritte einzuleiten.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

Präsidentin der vorberatenden Kommission: Auf die Vorlage ist einzutreten.

Der Auftrag zum vorliegenden Bericht wurde der Regierung vom Kantonsrat während der Klimasession 2007 gegeben. Im Februar 2007 reichte die CVP-Fraktion eine Motion «Umwelt-Bildung und -Erziehung - Fundament für die Umsetzung jeglicher umwelt-, energie- und klimapolitischer Massnahmen» ein. Im April 2007 verlangten Erat-Rheineck und weitere Ratsmitglieder einen Postulatsbericht unter dem Titel «Umwelt-Bildungslandschaft St.Gallen». In der Klimasession 2007 beantragte die Regierung, die Motion der CVP-Fraktion in ein Postulat umzuwandeln und zusammen mit dem Postulat Erat-Rheineck zu behandeln. Der Kantonsrat überwies in der Folge die beiden Postulate mit dem folgenden konkreten Auftrag: «Die Regierung wird eingeladen, Bericht zu erstatten, wie Umweltbildung und Umwelterziehung als Teil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule eingebettet sind und wie diese intensiviert werden können.» Diesem Auftrag kommt die Regierung mit ihrem Bericht vom 2. März 2010 nach. Sie stellt fest, dass «Bildung für nachhaltige Entwicklung» zum Ziel hat, junge Menschen zu einer aktiven Teilnahme an gesellschaftlichen Handlungs- und Mitgestaltungsprozessen in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung zu befähigen und zu motivieren. Kinder und Jugendliche sollen lernen, den eigenen Platz in der Welt kritisch zu reflektieren und darüber nachzudenken, was eine nachhaltige Entwicklung für sie persönlich und für die Gesellschaft bedeutet. Der Bericht gibt neben grundsätzlichen Überlegungen ein umfassendes Bild der Umweltbildung und Umwelterziehung auf den verschiedenen Schulstufen im Kanton St.Gallen wider. Ausserdem beleuchtet er in einem separaten Artikel die Ausbildung der Lehrpersonen, welche unverzichtbare Träger und Vermittler des Wissens an unsere Kinder und Jugendlichen sind. Ausgegangen wird von den Zielen der Vereinten Nationen über die in der Bundesverfassung festgehaltenen Staatsziele zur nachhaltigen Entwicklung, um schliesslich die Situation in unserem Kanton zu beleuchten.

Die Regierung des Kantons hat im Dezember 2008 einen Pilot-Monitoring-Bericht genehmigt. Die nachhaltige Entwicklung im Kanton St.Gallen wird darin erstmals anhand von Indikatoren systematisch aufbereitet und kommentiert. Die Regierung hält fest, dass für eine nachhaltige Entwicklung ein qualitativ hochstehendes Bildungssystem wichtig ist, um die Menschen zu befähigen, konstruktiv mit gesellschaftlichen Veränderungen umzugehen. Der Bericht hält fest, dass das Thema Ökologie innerhalb der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, und somit müssten die Fragen dazu auf den verschiedenen Schulstufen mit der gebotenen Sachlichkeit behandelt werden. Das Thema könnte bei den Schülerinnen und Schülern auch negative Reaktionen auslösen und zu Gleichgültigkeit oder gar zu Verhaltensweisen führen, die der ursprünglichen Zielsetzung völlig zuwiderlaufen.

Die Beschäftigung mit Umweltbildung, Umwelterziehung und allgemein nachhaltiger Entwicklung sei dennoch eine Aufgabe aller Schulstufen. Dabei gehe es nicht nur um das Aneignen von Wissen und Können, sondern auch um das Erlernen von Verhaltensweisen. Diese Aufgaben würden von unserer Schule umgesetzt und erfüllt. Nachhaltige Entwicklung allein an die Schule zu delegieren, wäre allerdings falsch. Das Umdenken in der Gesellschaft, die Vorbilder der Erwachsenenwelt und die Bemühungen der Schule würden nur in der gemeinsamen Anstrengung zu einer nachhaltigen Entwicklung führen. Der Bericht hält dann fest, wie Umweltbildung in Gesetz und Lehrplänen verankert ist und wie sie an den verschiedenen Schulstufen umgesetzt wird. Das Volksschulgesetz weist bereits seit dem Jahr 1983 auf die Notwendigkeit eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Umwelt hin. Die Schulen aller Stufen messen der Umweltbildung und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung eine grosse Bedeutung zu. Umweltbildung ist im Lehrplan der Volksschule breit verankert und bildet auf dieser Ebene einen Schwerpunkt. An den Mittelschulen finden sich entsprechende Themenbereiche nicht nur in den Allgemeinen Bildungszielen des Rahmenlehrplans, sondern auch explizit im Lehrplan der Fächer Biologie, Chemie, Physik, Geografie, Wirtschaft & Recht und Philosophie. In Ergänzungs- und Freifächern besteht die Möglichkeit, die Inhalte zu erweitern und zu vertiefen. Der Rahmenlehrplan der Berufsschulen verlangt die Förderung der ökologischen Kompetenz verbindlich. In der BMS naturwissenschaftlicher Richtung wird Biologie und Ökologie als Schwerpunktfach unterrichtet. An den Universitäten und Fachhochschulen ist die Umweltbildung eine Aufgabe, die je nach Studiengang als eigene Disziplin oder interdisziplinär behandelt wird. Der Bericht geht in einem ausführlichen Artikel auf die Ausbildung der Lehrpersonen im Kanton St.Gallen im Bereich Umweltbildung ein. So ist «Nachhaltigkeit lehren, lernen und leben» eines der Profilmerkmale der Pädagogischen Hochschule. Die PHSG ist Mitglied des Copernicus Campus eines europäischen Universitätsnetzwerks für nachhaltige Entwicklung, welches die Institutionen verpflichtet, sich nach den Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung auszurichten.

Im Bericht wird dargelegt, wie die Studierenden mit dem Thema «Nachhaltige Entwicklung» konfrontiert werden und welche Obligatorien und Möglichkeiten sie bei der Aus- und Weiterbildung in Umweltthemen haben. Es wird aufgezeigt, wie Umweltbildung in der Ausbildung der Lehrkräfte für Kindergarten und Primarschule gelehrt wird. Im Primarschulbereich gibt es kein Modul Umweltbildung. Im Bereich Mensch und Umwelt findet das Thema je nach Dozierendem und gewähltem Teilbereich Platz. Auf der Ausbildung zur Sekundarstufe 1 ist Umweltbildung dem Thema «Nachhaltige Entwicklung» gewidmet. In Modulen wie «Umwelt und Technik» oder «Mensch und Umwelt» werden verschiedene Inhalte thematisiert. Ausserdem wird seit dem Jahr 2009 eine obligatorische Blockwoche «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» angeboten. Die Regierung kommt zum Schluss, dass der bisherige Kurs beibehalten werden muss und die dafür vorgesehenen gesetzlichen Vorgaben, die Lehrpläne und die Angebote der Hochschulen in die richtige Richtung weisen. Sie meint auch, dass zahlreiche Aktivitäten in diesem Bericht nicht sichtbar, geschweige denn messbar sind, aber trotzdem beachtliche Wirkung erzielen können. Vor diesem Hintergrund sei der heutige Umfang des Bildungsbereiches «Umwelt und nachhaltige Entwicklung» auf allen Schulstufen ausreichend gross. Es bedürfe keines weiteren Ausbaus.

Die vorberatende Kommission traf sich am 14. Juni 2010 zu einer halbtägigen Sitzung. Die Skala in den Eintretensvoten ging von «enttäuscht» über «teilweise zufrieden» bis zu «sehr zufrieden». Es wurde anerkannt, dass Umweltthemen vor allem in der Volksschule sehr wohl thematisiert würden. Bemängelt wurde jedoch, dass die Verbindlichkeit für die Lehrpersonen fehlt und auch nicht vorgesehen ist, diese in den Lehrplan 21 aufzunehmen. Die mit dem Postulatsbericht verlangte Auslegeordnung über die verschiedenen Schulstufen wurde gemacht. Vermisst wurden jedoch kreative Ansätze zum zweiten Auftrag, nämlich wie Umweltbildung und -erziehung an den Schulen intensiviert werden könnte. Eintreten wird in der Folge einstimmig beschlossen.

Für die Spezialdiskussion zum Artikel über die Volksschule wurde die Leiterin des Amtes für Volksschulen, Christina Manser, an die Sitzung eingeladen. Christina Manser konnte Fragen zur «Fachstelle Umweltbildung», deren Aufgaben und Möglichkeiten kompetent und zufriedenstellend beantworten. Einmal mehr wurde thematisiert, dass eigentlich die Eltern die Verantwortung für die Umweltbildung ihrer Kinder haben. Bei der Frage, ob die Schule die Eltern dafür weiterbilden und einbinden soll, schieden sich die Geister. Sehr intensiv wurde die Neugestaltung des Lehrplanes 21 diskutiert. So intensiv, dass zwischendurch geklärt werden musste, ob es bei der Diskussion der Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker immer noch ums Thema des Postulatsberichtes geht. Es wurde festgehalten, dass das Anliegen, die Verbindlichkeit der Ziele im Lehrplan 21 festzuschreiben, für alle Fächer und so auch für die Umweltbildung und Erziehung gilt. Da die Diskussion zum Lehrplan 21 in den Anfängen steht und 21 Kantone an diesem Projekt arbeiten, hielt Regierungsrat Kölliker fest, dass es völlig offen sei, ob es gelinge, diese unsere Anliegen durchzubringen. Eine Konsultativabstimmung, die das Bildungsdepartement bittet, dahin gehend einzuwirken, dass im Lehrplan 21 für alle Fächer verbindliche Ziele formuliert werden, endete mit 11:3 Stimmen und 1 Enthaltung. Beim Artikel zu den Mittelschulen wird vom Bildungsdepartement festgehalten, dass es keinen verbindlichen Lehrplan gibt und die Lehrpersonen autonomer in der Ausgestaltung des Unterrichts sind. Umweltthemen seien oft nur in Sonderwochen möglich. Dafür müsste aber, z.B. über den Lotteriefonds, Budgets gesprochen werden. Diskussionspunkt war auch die vorgesehene zusätzliche Physikstunde. Es wird festgehalten, dass diese eingeführt werden soll, mit der Absicht, künftig mehr Schülerinnen und Schüler für die naturwissenschaftlichen Fächer zu begeistern, und nicht wegen der Umweltproblematik.

Beim Artikel zur PHSG wird auf Antrag von Regierungsrat Kölliker Rektor Erwin Beck in die Sitzung geholt. Rektor Erwin Beck erklärt, wie Umweltbildung und Erziehung an der PHSG gelehrt und gelebt wird. An der PHSG gebe es verschiedene Module, die auf das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet seien. Ausserdem seien Dozenten der PHSG St.Gallen an der Erarbeitung der einschlägigen Lehrmittel beteiligt. Es wird ein Antrag mit folgendem Wortlaut gestellt: «Die Regierung wird beauftragt, an der PHSG ein Modul zu schaffen.» Dieser Antrag wird mit 4:9 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt. Bei der Diskussion zu weiteren Massnahmen interessiert vor allem die neue 60-Prozent-Stelle in der Staatskanzlei. Die vorberatende Kommission beantragt dem Kantonsrat in der Schlussabstimmung mit 14:0 Stimmen bei 1 Enthaltung, auf den Bericht einzutreten.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

(im Namen der FDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Der Postulatsauftrag wurde uns von der Präsidentin eindrücklich geschildert. Wir meinen, der erste Teil des Postulatsauftrages wurde erfüllt, auch wenn eine tabellarische Darstellung über aktuelle Massnahmen je Schulstufe lesefreundlicher und damit übersichtlicher gewesen wäre. Wir teilen die Meinung der Regierung, dass in diesem Bereich viel gemacht wird. Umweltbildung und Umwelterziehung sind in der Volksschule Teile des Lehrplans und werden in verschiedenen Fächern angeboten.

Praktisch unbeantwortet ist jedoch der zweite Teil, nämlich die Umwelterziehung. Zwar wird erwähnt, dass man an den Regionaldidaktischen Zentren Lerngärten sowie Materialien zum Thema Umwelterziehung und Nachhaltigkeit entwickeln wolle. Wir vermissen jedoch neue Ansätze und Massnahmen zur «Intensivierung». Nun kann man selbstverständlich argumentieren, die Analyse hätte gezeigt, dass eine Intensivierung der Umweltbildung nicht nötig sei. Etwas enttäuschend ist das jedoch schon.

Mögliche Varianten wären z.B. in Zusammenarbeit mit der zuständigen Stelle für Nachhaltigkeit in unserem Kanton jährliche Projekte auf der jeweiligen Schulstufe durchzuführen. Die Umweltproblematik hat in den vergangenen Jahren leider zugenommen. Wir sind überzeugt davon, dass es nicht genügt, wenn Umwelterziehung an die Schule delegiert wird. Die FDP-Fraktion ist dezidiert der Meinung, die Schule tritt für die Umwelt ein. Die Umweltproblematik ist ein gesellschaftliches Problem. Hier herrscht Handlungsbedarf. Das Ergebnis des Berichtes zeigt, dass das Postulat unnötig gewesen wäre, denn jene, welche es wissen möchten, hätten problemlos in Erfahrung bringen können, was in diesem Bereich schon alles gemacht wird an den Schulen. Und Hand aufs Herz: Was erfahren wir wirklich Neues im Bericht?

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

Regierungsrat: Ich möchte auf verschiedene Voten doch noch Bezug nehmen, obschon die Kommissionspräsidentin sehr detailliert aufgezeigt hat, was wir schon alles machen im Bereich der Volksschule und auch in den weiterführenden Schulstufen.

Es wurde verschiedentlich erwähnt, dass wir bei der Pädagogischen Hochschule Handlungsbedarf hätten, indem wir ein Modul einrichten sollten, was die Umweltbildung speziell vermittelt. Wir haben das ausführlich anlässlich der Kommissionssitzung erklärt bzw. der Rektor der Pädagogischen Hochschule, dass wir ganz klar der Meinung sind, dass es nachhaltiger und besser ist, wenn wir die Ausbildung so vermitteln, dass die Umweltbildung fächerübergreifend, themenübergreifend ein Thema ist, das immer wieder vermittelt wird. Wenn Sie nur ein Modul haben, in dem sie die Umweltbildung vermitteln, dann besteht die Gefahr, dass das isoliert betrachtet wird und die Zusammenhänge eben nicht erkannt werden. Ich habe diese Erklärung des Rektors sehr gut verstanden.

Natürlich, Sie können sagen, dass wir auch hier wiederum feststellen, dass wir schon sehr gut sind und schon sehr viel machen. Aber es ist halt nun mal eine Tatsache. Es ist so. Wenn Sie sagen, bei der RDZ haben wir Lerngärten, indem wir Umweltbildung auch vermitteln, dann ist das so. Das ist ein hervorragendes Instrument, wie wir sehr gut eben an die Empfänger gelangen können und das auch gut vermitteln können. Wir sind immer noch an der Spitze des Angebotes unter den anderen Kantonen. Es ist immer noch so, dass wir hier eine Einrichtung haben, die hat man bisher in vielen Kantonen noch nicht kopiert. Man möchte es gerne, vermutlich, weil die Finanzen fehlen, hat man es noch nicht gemacht. Aber wir sind auch hier mit diesem RDZ absolut führend.

Ich habe nicht generell etwas gegen Leistungsmessung, aber man muss unterscheiden, wo kann man Leistungen messen und wo kann man es eben nicht messen. Wir müssen auch akzeptieren, wenn wir diese Leistungsmessung generell im Bildungsbereich immer mehr fördern wollen, dass wir dann beim einen oder anderen auch sagen müssen, hier können wir es nicht messen und hier messen wir es auch nicht. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht beschäftigen nur noch mit Testsystemen, Leistungsmessungen und den prioritären Aufgaben nicht genügend Gewicht schenken.

Abschliessend möchte ich doch auch nochmals festhalten, wir machen sehr viel. Es ist auch so, dass wir beim Lehrplan 21 uns einbringen werden. Wir werden dort mitarbeiten. Auch in diesem Thema, das ein besonderes Gewicht einnehmen wird. Das ist so geplant. Also kann man nicht sagen, man tritt an Ort und man macht nichts. Man ist voll bei der Arbeit dabei und man wird sehen, was das für eine Entwicklung auch dann für den Lehrplan in St.Gallen bedeutet. Allenfalls, wenn man den Lehrplan 21 übernimmt oder gewisse Teile dann einfach überträgt. Insgesamt ist zu sagen: Wir müssen auch aufpassen, dass wir der Schule nicht immer noch mehr Aufgaben übertragen wollen. Wir machen sehr viel, in diesem Bereich explizit. Das wurde jetzt deutlich erwähnt. Wir müssen auch irgendwo sagen, es gibt andere Aufgaben, die die Schule auch zu erfüllen hat. Es gibt Aufgaben, die haben die Eltern zu erfüllen und die hat die Gesellschaft zu erfüllen. Wir können in der Schule nicht alle Probleme lösen, die in der Gesellschaft heute bestehen.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010
21.9.2010Wortmeldung

(im Namen der GRÜ-Fraktion): Ich vertrete zu diesem Bericht Kündig-Rapperswil-Jona. Sie ist eine Pädagogin, die in den Schulen erlebt hat, wie die Beurteilung von Umweltanliegen sich von einem suspekten Anliegen über ein seufzendes Akzeptieren der Problematik bis zur Einsicht in die Notwendigkeit gewandelt hat.

Der Bericht zeigt, dass die Schulen aller Stufen im Kanton St.Gallen der Umweltbildung und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung eine grosse Bedeutung zumessen. Er zeigt, dass die Regierung die Lehrkräfte in ihrem Bestreben ermutigt, Menschen heranzubilden, die mit den natürlichen Ressourcen verantwortungsbewusst umgehen. Er zeigt, dass die Regierung sich dabei am Staatsziel der nachhaltigen Entwicklung orientiert. Ein Ziel, das auch in der Bundesverfassung festgelegt ist. Er zeigt, dass Regierungsrat Kölliker bereit ist, die Nachhaltigkeit mit dem Anliegen von verbindlichen Standards in die Bearbeitung von Lehrplan 21 aufzunehmen.

Nachhaltigkeit ist eines der vier Profilmerkmale der Pädagogischen Hochschule St.Gallen, das sich fächerübergreifend auf verschiedene Lernbereiche auswirkt. Dennoch gibt es an der PHSG noch kein Modul mit dem Namen «Umwelt und Nachhaltigkeit». Das erachte ich als überdenkenswert. Viele Lehrpersonen halten sich an diejenigen Lernziele, die im Qualitätsmanagementverfahren evaluiert und überprüft werden. Ich gehe davon aus, dass die Umwelterziehung vor allem von Lehrpersonen seriös unterrichtet wird, die sich mit ihren Klassen ernsthaft mit der Umweltproblematik auseinandersetzen. Im Fall eines Moduls Umwelt käme keine Lehrperson darum herum, es auch zu erteilen. Die Umwelterziehung und die Nachhaltigkeit als spezielles Fach wären weniger personenabhängig. Mit grosser Aufmerksamkeit wird die GRÜ-Fraktion besonders folgende Punkte verfolgen: Wie leben die Lehrpersonen die Vorbildfunktion in den Schulen? Das ist unseres Erachtens sehr wichtig. Sie verfolgen mit Interesse das schweizerische und kantonale Lehrmittelangebot zu Umwelt und Nachhaltigkeit und die Lernziele der Umweltbildung im Lehrplan 21. Sie schauen sich genau an das Angebot und die Nutzung der Fachstelle Umwelt an der PHSG in Zusammenarbeit mit der Volksschule. Wir schauen darauf und sind aufmerksam dafür, wie die Schulen die Angebote der Umweltverbände nutzen.

Wichtig ist, dass der Bericht verfasst worden ist und all die pädagogischen Institutionen sich zu ihrem Umweltauftrag stellen mussten. Das hat bestimmt schon Auswirkungen. Wir empfehlen Ihnen den Bericht zur Kenntnis zu nehmen.

Session des Kantonsrates vom 20. bis 22. September 2010