Geschäft: Wertschöpfung und Wertschätzung des Tourismus im Kanton St.Gallen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer51.24.44
TitelWertschöpfung und Wertschätzung des Tourismus im Kanton St.Gallen
ArtKR Interpellation
ThemaArbeit und Gewerbe
FederführungVolkswirtschaftsdepartement
Eröffnung3.6.2024
Abschlusspendent
Letze Änderung16.8.2024
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
WortlautWortlaut vom 3. Juni 2024
AntwortAntwort der Regierung vom 13. August 2024
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
3.6.2024Person30.10.2024
3.6.2024Person30.10.2024
3.6.2024Person30.10.2024
Statements
DatumTypWortlautSession
18.9.2024Wortmeldung

Regierungsrat Tinner zu Grünenfelder-Bad Ragaz: Sie haben mich mit Ihrem Votum etwas herausgefordert. Im «Sarganserländer» konnten Sie heute lesen, dass u.a. die Schifffahrt Walensee an den Fahrplan in Unterterzen angebunden wird. Wir werden im Bereich des öffentlichen Verkehrs (öV) auch weitere Massnahmen umsetzen, damit die Flumserbergbahnen während den Wintermonaten direkt ab Sargans mit einem halbstündlichen Takt angeschlossen werden. Wir haben weitere ÖV-Unterstützungsmassnahmen, wie On-Demand-Angebote im Toggenburg, in einem Pilotbetrieb. Wenn ich diese ÖV-Projekte erwähne, u.a. auch den Museumspass, den ich kürzlich mit der Vorsteherin des Departementes des Innern vorstellen konnte, sehen Sie, dass sehr viel Geld nicht nur direkt, sondern auch indirekt in der Tourismusförderung steckt. Da muss man auch einmal ehrlich sein.

Es gibt auch Projekte, die schlichtweg abgestürzt sind, z.B. das Projekt Oskar. Alle nach St.Gallen kommenden Gäste könnten von Zugbilletten, Museumseintritten und weiteren Angeboten profitieren. Dieses Projekt haben wir etwa dreimal subventioniert. Dennoch hat es den Abflug nicht geschafft. Da haben wir sehr viel Geld versenkt. Erwähnen kann ich auch Light Ragaz, wo wir zwischen 2016 bis etwa 2021 800'000 Franken investiert haben. Von dem ist nichts mehr da, es ist alles weg. Sie müssen mir doch nicht sagen, dass wir nichts tun. Entscheidend ist, und das muss man endlich begreifen, dass wir einen Tourismusrat haben. Im Kanton St.Gallen ist der Tourismusrat für die Entwicklung des Tourismus zuständig und verantwortlich. Ich bitte Sie, diesen Aspekt wenigstens in Ihrer Beurteilung mitzunehmen.

Session des Kantonsrates vom 16. bis 18. September 2024, Herbstsession
18.9.2024Wortmeldung

Grünenfelder-Bad Ragaz (im Namen von Grünenfelder-Bad Ragaz / von Toggenburg-Buchs / Tschirky-Gaiserwald): Die Interpellanten sind mit der Antwort der Regierung nicht zufrieden.

Die Antwort der Regierung zeigt bereits im Einstieg, in welche Richtung sie tendiert: Wieder einmal wird betont, dass der Tourismus lediglich 1,8 Prozent zum Bruttoinlandprodukt beiträgt. Der Fokus liegt klar auf der Förderung des Industriesektors. Der Tourismus wird dabei nicht als strategisch bedeutend erachtet. Im Gegenteil: Er wird im Hinblick auf den Naturschutz sogar als problematisch dargestellt.

Besonders kritisch ist die Ankündigung, dass die Tourismusförderung im Rahmen der Standortförderung erneut überprüft werden soll. Vor dem Hintergrund der fehlenden Wertschätzung klingt diese Ankündigung fast wie eine Drohung, v.a. weil die Regierung betont, dass die Mittel in Sektoren fliessen sollen, die eine höhere Wertschöpfung versprechen. Diese Sichtweise greift zu kurz.

Gerne mache ich dazu einige Beispiele aus dem Sarganserland: Das Grand Resort Bad Ragaz hat allein in den letzten fünf Jahren rund 60 Mio. Franken investiert. Mehr als zwei Drittel dieser Aufträge gingen an regionale Handwerker. Die Pizolbahnen haben seit dem Jahr 2019 14 Mio. Franken verbaut, was direkt der lokalen Wirtschaft zugutekommt. Der Flumserberg hat in den letzten zehn Jahren rund 130 Mio. Franken in seine Anlagen investiert. Ein grosser Teil dieser Aufträge ging an die Bartholet Maschinenbau AG in Flums, ein bedeutendes Industrieunternehmen im Sarganserland, das ohne die touristischen Investitionen von Bergbahnen nicht existieren würde. Und auch der kulturelle und touristische Hype rund um die Bad Ragartz bringt Tausende Menschen ins Dorf, die das Geschenk von Kunst und Kultur geniessen.

Jeder Franken, der durch Gäste eingenommen wird, fliesst in die regionale Wirtschaft – sei es durch Investitionen oder Konsum. Wenn internationale Gäste Geld in der Schweiz ausgeben, fliesst ausländisches Kapital in die lokale Wirtschaft, ähnlich wie bei Exporten von Schweizer Produkten. Touristische Angebote wie Biketrails, Bergrestaurants oder Museen kommen nicht nur den Touristen zugute, sondern auch den Einheimischen. Eine hohe Freizeitqualität steigert die Lebensqualität und macht eine Region nicht nur als Wohnort attraktiv, sondern auch als Standort für Arbeit und Investitionen. Zahlreiche Studien belegen, dass weiche Standortfaktoren wie Lebensqualität, Bildungsangebote, Sicherheit und kulturelle Offenheit entscheidend dafür sind, ob sich Unternehmen ansiedeln. Es sind nicht nur die steuerlichen Anreize.

Die Regierung muss auf eine kantonale Politik setzen, die auch dem Tourismus direkt und indirekt nützt. Dies würde nicht nur dem Tourismus, sondern auch der Standortförderung und der Freizeitgestaltung zugutekommen. Die Antwort der Regierung verkennt die weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Tourismus. Kultur und Tourismus sind zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.

Session des Kantonsrates vom 16. bis 18. September 2024, Herbstsession