Geschäft: Wird die PHSG den aktuellen Anforderungen gerecht?

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer51.24.02
TitelWird die PHSG den aktuellen Anforderungen gerecht?
ArtKR Interpellation
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung19.2.2024
Abschluss29.4.2024
Letze Änderung12.7.2024
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
WortlautWortlaut vom 19. Februar 2024
AntwortSchriftliche Antwort der Regierung vom 2. April 2024
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
19.2.2024Person30.10.2024
19.2.2024Person30.10.2024
19.2.2024Person30.10.2024
Statements
DatumTypWortlautSession
29.4.2024Wortmeldung

Frei-Rorschacherberg (im Namen von Frei-Rorschacherberg / Keller-Gätzi-Wittenbach / Jäger-Vilters-Wangs): Die Interpellantin und die Interpellanten sind mit der Antwort der Regierung nicht zufrieden.

Die Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG) liegt uns am Herzen, und auch deshalb dieser Vorstoss. Selten haben wir so viele Unterstützungsnachrichten und Ermunterungen erhalten wie bei diesem Vorstoss. Gerne gebe ich diese an den Hochschulrat weiter. Was uns wirklich irritiert, ist nicht die notwendige und richtige Wissenschaftsorientierung, sondern deren masslose Übersteigerung bei gleichzeitiger Marginalisierung des praxisorientierten Ausbildungsbereichs. Gibt es einen anderen hoch qualifizierten Beruf, in dem der Berufsnachwuchs weitgehend von Leuten ausgebildet wird, die den Beruf selbst niemals ausgeübt haben? Bestenfalls rutschen die Ausbildenden nach dem Lehrdiplom über das Studium der Erziehungswissenschaften so in die Ausbildung und verstehen sich dann als Forscher und nicht als Lehrerbilder. Es ist so, als würden Piloten fast ausschliesslich von ETH-Ingenieuren ausgebildet, die Experten in Aerodynamik sind, aber selber nie geflogen sind.

Systematisch wird Lehrpersonen mit qualifizierter Lehrerfahrung der Eintritt in die Lehrerbildung verwehrt. Sie erhalten bestenfalls befristete Lehraufträge und sind so mehr Feigenblatt als gleichberechtigte Dozierende. Die Einführung des neuen Laufbahnmodells hat dazu geführt, dass ein beachtlicher Anteil der Dozierenden lohnmässig zurückgestuft wurde und namhafte Mitarbeitende mit Praxisbezug die PHSG verlassen haben. Das eingeführte Laufbahnmodell favorisiert so klassisch den akademischen Werdegang und benachteiligt Dozierende mit starkem Praxisbezug.

Dafür muss man nur einmal die Verteilung der finanziellen Ressourcen anschauen. Der Hochschulrat hat dem Rektorat der PHSG im September 2019 den Auftrag gegeben, im Rahmen des Projekts «Weiterentwicklung der Führungs- und Organisationsstruktur» eine Struktur zu schaffen, die der Zusammenarbeit innerhalb der Leistungsbereiche Weiterentwicklung gibt. Im praxisbezogenen Bereich ist das leider misslungen. Die Regierung schreibt: «Die organisatorische Weiterentwicklung hat keinen direkten Einfluss auf die Studierendenzahlen.» Das stimmt wohl, denn die Studierenden können nicht beurteilen, ob es gut ist oder nicht. Sie kennen nichts anderes. Beim Berufseinstieg aber merken sie dann schmerzlich, dass viele Situationen des Alltags sie hoffnungslos überfordern. Diese geben nach kurzer Zeit auf. Das ist meine grösste Sorge. Viele, die den Beruf aus Überzeugung gewählt haben, geben auf, weil sie überfordert sind. Früher gab es mal eine Ausbildung in pädagogischer Lagerbegleitung oder KESB-Fälle, also kritische Entscheidungssituationen wie z.B. bei den Polizistinnen. Das ist leider nicht mehr der Fall.

Zur Hochschulleitung: Die aktuelle Hochschulleitung ist so zusammengestellt, dass viele ausländische Personen drin sind. Das soll nichts gegen ausländische Personen sagen, sondern vielmehr aufzeigen, dass die Zielstufenerfahrung aktuell nicht richtig dargestellt ist. Da haben wir Erwartungen an den Hochschulrat. Wir haben Vertreter hier bei uns im Rat. Wir erwarten von der Hochschulratsleitung, dass hier nächste Schritte gemacht werden. Wir bleiben weiter am Ball, denn die starke Bildung ist für uns ganz wichtig.

Session des Kantonsrates vom 29. April bis 2. Mai 2024, Aufräumsession