Geschäft: Theaterprovisorium – und niemand will es

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer51.22.99
TitelTheaterprovisorium – und niemand will es
ArtKR Interpellation
ThemaVerkehr, Bau, Energie, Gewässer
FederführungBau- und Umweltdepartement
Eröffnung21.9.2022
Abschlusspendent
Letze Änderung21.9.2022
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
VorstossWortlaut vom 20. September 2022
AntwortSchriftliche Antwort der Regierung vom 27. Juni 2023
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
21.9.2022Gremium2.6.2024
Statements
DatumTypWortlautSession
20.9.2023Wortmeldung

Wasserfallen-Goldach (im Namen der SVP-Fraktion): Die Interpellantin ist mit der Antwort der Regierung zufrieden.

Will man die Geschichte und den Verlauf der Sanierung und Erweiterung des Theaters St.Gallen mit einem Wort bezeichnen, bietet sich der Begriff «Trauerspiel» durchaus an. Gerne rufe ich an dieser Stelle einige Bausteine dieses Trauerspiels in Erinnerung: Die Dramaturgie wäre in einem wirklichen Theaterstück wohl kaum besser zu inszenieren gewesen. Das Stadttheater ging im Jahr 2010 von der Stadt an den Kanton über. Das Volk stimmte damals mit 51,7 Prozent knapp einem Gesetz über Beiträge an die Genossenschaft Konzert und Theater St.Gallen zu. Die Regierung hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings verschwiegen, dass das Gebäude in einem derart schlechten Zustand war und bald darauf gewaltige Sanierungskosten anfallen würden.

2018 war es dann so weit. Das Stimmvolk befürwortete die Sanierung und Erweiterung des Theaters St.Gallen. Es hiess einen Kredit von sage und schreibe 48,6 Mio. Franken gut. Die SVP bekämpfte zusammen mit Vertretern der Jungfreisinnigen das Vorhaben. Nur, weil die SVP-Fraktion im Kantonsrat das Ratsreferendum ergriffen hatte, wurde die Volksabstimmung überhaupt möglich. In den budgetierten 48,6 Mio. Franken waren übrigens auch die vermeintlichen Kosten von 4,5 Mio. Franken für ein Provisorium enthalten. 700 Zuschauerplätze waren damals im Provisorium vorgesehen. Letztendlich kamen auch die Gesamtkosten für das Theaterprovisorium deutlich höher zu stehen als die im damaligen Abstimmungsbüchlein genannten 4,5 Mio. Franken. Wie man in der Antwort auf unsere Interpellation lesen kann, betragen die Gesamtkosten nun ganze 7 Mio. Franken. Dies übrigens, obschon der Bau beachtlich redimensioniert wurde und letztlich nur noch 500 anstelle der 700 Zuschauerplätze vorhanden waren. Ein weiterer Punkt in diesem Drama: Das ursprüngliche Bauvorhaben und die durch die Bevölkerung gesprochenen 48,6 Mio. Franken beinhaltete die Erneuerung der Technik angeblich nur rudimentär. Audio-, Video- und Kommunikationsanlagen sowie der Theaterscheinwerfer seien dabei vergessen gegangen. Als Zückerchen obendrauf beantragte die Regierung also beim Kantonsrat noch einen Nachtragskredit von 2,96 Mio. Franken.

Ich könnte hier jetzt durchaus so fortfahren und weitere Details ausführen. Sie kennen sicherlich auch das Hickhack rund um die Vergabe, auch im Zusammenhang mit den Abnehmergemeinden – Stichwort «Ukraine» und «freie Szene». Die Eröffnung des Theaters steht bevor und ein kleines Fünkchen Hoffnung bleibt. Das besteht nämlich einzig darin, dass mit diesem baulichen Neustart hoffentlich auch dieses politische – und da spreche ich insbesondere die Damen und Herren da vorne an – Trauerspiel ein Ende nimmt. Schliesslich müssen wir aufpassen, dass die Bevölkerung Realität und Theater in Zukunft unterscheiden kann und die Politik die Glaubwürdigkeit nicht verliert.

Session des Kantonsrates vom 18. bis 20. September 2023, Herbstsession