Geschäft: Ursachen des Lehrermangels verdienen fundierte Analyse

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer43.22.03
TitelUrsachen des Lehrermangels verdienen fundierte Analyse
ArtKR Postulat
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung13.6.2022
Abschlusspendent
Letze Änderung15.11.2022
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
VorstossGeänderter Wortlaut vom 15. Februar 2023
AntragAntrag SP-Fraktion vom 29. November 2022
AntwortAntrag der Regierung vom 8. November 2022
VorstossWortlaut vom 13. Juni 2022
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
14.6.2022Gremium2.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
15.2.2023Gutheissung mit geändertem Wortlaut gemäss Antrag der Regierung85Zustimmung18Ablehnung17
15.2.2023Wortlaut28Antrag SP-Fraktion76Antrag der Regierung16
15.2.2023Eintreten81Zustimmung20Ablehnung19
Statements
DatumTypWortlautSession
15.2.2023Beschluss

Der Kantonsrat heisst das Postulat mit geändertem Wortlaut gemäss Antrag der Regierung mit 85:18 Stimmen gut.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Beschluss

Der Kantonsrat zieht den Wortlaut gemäss Antrag der Regierung dem Wortlaut gemäss Antrag der SP-Fraktion mit 76:28 Stimmen vor.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Hess-Rebstein: Dem Antrag der Regierung ist zuzustimmen.

Wir können die Meinung von Etterlin-Rorschach nachvollziehen. Aufgrund des aktuellen Lehrpersonenmangels können wir nicht mit Handeln abwarten, bis der Bericht vorliegt. Trotzdem ist zu bedenken, dass sich diese Situation in der Vergangenheit immer wieder verändert hat. Einmal befanden sich zu wenige Lehrpersonen auf dem Stellenmarkt, ein anderes Mal waren es sehr viele. Das sind wellenartige Bewegungen oder Entwicklungen. Deswegen macht es Sinn, im Rahmen dieses Postulats aufzuzeigen, welche sinnvollen Sofortmassnahmen im jeweiligen Moment möglich sein können. Somit ist aus meiner Sicht dem Wortlaut der Regierung zuzustimmen.

Ich möchte noch auf das Postulat 43.22.08 «Lehrpersonenmangel durch unterrichtsfremde Mehrbeanspruchung» hinweisen und Folgendes betonen: Dem Lehrpersonenmangel kann hauptsächlich entgegengewirkt werden, indem v.a. ins Zentrum gestellt wird, dass sich die Lehrpersonen in Zukunft wieder vermehrt ihrem Kerngeschäft – dem Unterrichten – und den anderen pädagogischen Tätigkeiten widmen können. Man muss sie vor anderen, laufend zunehmenden Zusatzbelastungen administrativer oder erzieherischer Art entlasten – die Schule ist sozusagen bald ein Allheilmittel für die ganze Gesellschaft. Das sollte angepackt und konkrete, umsetzbare Massnahmen sollten aufgezeigt werden.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Etterlin-Rorschach beantragt im Namen der SP-Fraktion Gutheissung mit folgendem Wortlaut: «Die Regierung wird eingeladen, dem Kantonsrat über die Ursachen der angespannten Situation auf dem Lehrerstellenmarkt Bericht zu erstatten und Massnahmen aufzuzeigen, die mittel- und langfristig zur Entspannung beitragen und die kommunalen Schulträger unterstützen, dem Lehrpersonenmangel zu begegnen. Sofortmassnahmen und kurzfristige Massnahmen werden unabhängig von diesem Postulat umgesetzt.»

Ich lege meine Interessen als Schulratspräsident der Stadt Rorschach offen. Ich behaupte an dieser Stelle, ganz genau zu wissen, wovon ich rede.

Die Rekrutierungsphase für Lehrpersonen auf das kommende Schuljahr läuft bereits in allen Schulen des ganzen Kantons auf Hochtouren. Ich kann Ihnen aus der Praxis berichten, dass es wirklich anspruchsvoll ist, überhaupt genügend Bewerbungen zu erhalten. Sie werden mir vielleicht erwidern, dass eine gute Bewerbung genügt. Ich gebe Ihnen recht, wenn überhaupt eine drunter ist. Die Chance, dass bei zehn Bewerbungen eine sehr gute dabei ist, ist viel grösser, als wenn nur zwei vorliegen. Aktuell vernehme ich aus vielen Schulen, dass auf ausgeschriebene Stellen nur zwei bis drei Bewerbungen eingehen. Der Handlungsbedarf ist entsprechend riesig, und ich möchte Ihnen ans Herz legen: Bitte klammern Sie vom Bericht, der verständlicherweise gründlich erstellt werden soll, die kurz- und mittelfristigen Massnahmen aus, damit der Handlungsdruck beim Bildungsdepartement entsprechend gross bleibt.

Ich möchte mein Eintretensvotum noch ergänzen. Es ist immer wieder die Rede davon, man könnte Teilzeitlehrpersonen verpflichten, mehr zu arbeiten. Diesbezüglich kann ich Ihnen bestätigen, dass sich alle Schulen mit ihren Mitarbeitenden damit befassen. Alle Mitarbeiterinnen haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits auf letztes Jahr ihre Pensen erhöht. Wir lehnen eine gesetzliche Verpflichtung mit Mindestpensen ab.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Wasserfallen-Goldach: Dem Antrag der Regierung ist zuzustimmen.

Wie Sie im Abstimmungsverhalten gesehen haben, trat auch die SVP-Fraktion auf das Postulat ein. Ich möchte mich für den leicht geänderten und auch leicht versachlichten Wortlaut der Regierung aussprechen. Letztlich ist dieser Fachkräftemangel im Lehrerbereich ausgewiesen. Es braucht diesbezüglich ein genaueres Hinschauen und Aufarbeiten sowie ein nachhaltiges Angehen. Das Bildungsdepartement und die Regierung sind zu loben, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt und bereits erste Schritte in Form dieser Arbeitsgruppe aufgegleist haben.

Der Antrag der SP-Fraktion, der ausdrücklich Sofortmassnahmen und kurzfristige Massnahmen vorsieht, ist überflüssig und unnötig. Ein Bericht benötigt aufgrund der Intensität und Ausführlichkeit Zeit. Er schliesst jedoch nicht aus – was auch unsere Erwartungshaltung ist –, dass notwendige Sofortmassnahmen oder kurzfristige Massnahmen auf sämtlichen Ebenen wie Schulleitungen und Kanton umgesetzt werden.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Struktur

Spezialdiskussion

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Beschluss

Der Kantonsrat tritt mit 81:20 Stimmen auf das Postulat ein.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Etterlin-Rorschach (im Namen der SP-Fraktion): Auf das Postulat ist einzutreten. Dem Antrag der SP-Fraktion ist zuzustimmen.

Die Erfahrung lehrt uns, dass die Behandlung eines Postulats bis zu drei Jahre dauern kann. Bis dahin ist es definitiv zu spät. Deshalb ist es irreführend, kurzfristige und mittelfristige Massnahmen in einem Bericht aufzuzeigen. Wir sind sehr angetan, dass unter der Leitung des Bildungsdepartementes eine hochkarätige Arbeitsgruppe mit allen Vertretenden aus dem Bildungsbereich daran ist, die Ursachen des Lehrpersonenmangels aufzuarbeiten und nach Verbesserungen für die Zukunft zu suchen.

Kurzfristig braucht es attraktive und praxistaugliche Studiengänge an der PHSG. Es braucht Unterstützungs- und Begleitmöglichkeiten für stufenfremdes Personal durch die PHSG. Es braucht eine Erhöhung der Löhne für Lehrpersonen ohne Ausbildung, was in der Kompetenz der Regierung liegt. Es braucht eine Anpassung der Kündigungsfristen. In den umliegenden Kantonen beträgt die Kündigungsfrist vier Monate, bei uns sind es nur drei, was die St.Galler Schulen regelmässig in Bedrängnis bringt.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Frei-Rorschacherberg (im Namen der FDP-Fraktion): Auf das Postulat ist nicht einzutreten.

Ich bin Schulleiter und habe seit Jahren Glück, dass ich stets gutes Lehrpersonal finden konnte, das sich mit Herzblut für unsere Kinder einsetzt. Doch das Suchen ist tatsächlich schwieriger geworden. Im Dezember 2022 hatte ich fünf Bewerbungen auf eine Stelle. Drei davon sind nicht ausgebildete Lehrpersonen, die in den Lehrberuf einsteigen möchten. Wir brauchen ausgezeichnetes Personal für unsere Kinder. Die Bildung ist eine der Hauptressourcen, über die unser Kanton verfügt. Die Problematik des Personalmangels ist allerdings nicht nur im Lehrerberuf vorhanden. Es herrscht Vollbeschäftigung und viele Branchen beklagen einen Fachkräfte- oder Arbeitskräftemangel. Begegnen kann man diesem durch Erhöhung der Stellenpensen, wenn familienergänzende Massnahmen getroffen werden oder gezielte Zuwanderung möglich ist. Doch das ist ein anderes Thema. Wir sind schon froh, wenn das zuständige Bildungsdepartement oder der Departementsvorsteher erkennt und anerkennt, dass wir einen Lehrpersonenmangel haben. Es ist gut, dass endlich eine Arbeitsgruppe eingesetzt wurde und diese jetzt arbeiten kann. Lassen wir sie Lösungsansätze suchen. Dazu braucht es nicht noch einen Bericht.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Durot-Uzwil (im Namen der GRÜNE-Fraktion): Auf das Postulat ist einzutreten. Dem Antrag der SP-Fraktion ist zuzustimmen.

Wir alle wollen möglichst schnell etwas verbessern, da dies aufgrund des Lehrermangels notwendig ist. Es sind Sofortmassnahmen zu treffen, damit nicht noch mehr Lehrpersonen das Handtuch werfen. Seit fast 40 Jahren bin ich Lehrperson und liebe meine Arbeit mit Kindern und Eltern. Die meisten Familien schätzen dies heute noch. Mein Sohn hat soeben das Studium an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) abgeschlossen und freut sich, wie viele seiner Studienkolleginnen, endlich seine eigene Klasse zu unterrichten.

Erfahrene Lehrpersonen, die sich frustriert frühpensionieren lassen, und frustrierte, erschöpfte Junglehrpersonen verlassen ihren Wunschberuf. Das darf doch nicht sein – weshalb bleiben sie nicht? Vermutlich aus dem Grund, dass sie in ihren Klassen von Schülern und Eltern, im Schulhaus und in der Arbeitssituation nicht entsprechend gehört und ernst genommen werden. Dazu kommen gesellschaftliche Veränderungen, Bürokratie, Informationstechnologie, fordernde Eltern, eine Menge Projekte und vielschichtig bedürftige Kinder – zu viel auf einmal. Der Bildungsrat hat bereits im Sommer 2022 eine Arbeitsgruppe bestellt, die mittel- und langfristige Massnahmen ermittelt. Für kurzfristige und Sofort- oder Notfallmassnahmen sind meiner Meinung nach die Schulleitungen und die Schulträger zuständig. Aber können und tun sie das? Keine Schulleitung und kein Schulträger kann verhindern, dass Schulklassen unterschiedlich schwierig und Lehrpersonen unterschiedlich belastbar sind. Es gibt keine einheitlichen, flächendeckenden Massnahmen. Man muss separat abwägen, auffangen helfen, einspringen, unterstützen usw. Sind unsere Schulleitungen für diese Aufgabe genügend adäquat ausgebildet? Ich bin für eine fundierte Analyse des Schulleitersystems und bitte die Regierung, diese Frage und die Rolle der Schulleitungen bei der Ermittlung der Ursachen des Lehrermangels besonders zu berücksichtigen.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Noger-Engeler-Häggenschwil (im Namen der GLP): Auf das Postulat ist einzutreten. Dem Antrag der SP-Fraktion ist zuzustimmen.

Der Einreichung des Postulats gingen verschiedene Diskussionen voraus, die Vertreterinnen und Vertreter aller im Kantonsrat abgebildeten Parteien geführt haben. Gegenstand der Diskussionen war, wie das Bildungsdepartement dem Lehrpersonenmangel im Frühjahr 2022 und schliesslich auch zum Schuljahresstart begegnet ist – erst negierend, später relativierend und schliesslich mit der Aussage, man habe diesen Umstand bereits lange auf dem Radar. Man kann dem Bildungsdepartement nicht nachsagen, es habe seit Sommer 2022 nichts unternommen. Die vom Bildungsdepartement eingesetzte Arbeitsgruppe wird dabei wichtig sein und wir hoffen auf eine baldige Kommunikation der ersten Handlungsschritte. Die Regierung schlägt vor, das Postulat mit geändertem Wortlaut gutzuheissen. U.E. zeigt der geänderte Wortlaut die Dringlichkeit des Lehrpersonenmangels nicht stark genug auf. Es ist unmöglich, diesem Mangel ohne Qualitätseinbusse zu begegnen, wenn Stellen wie im Sommer 2022 mit Personen ohne pädagogische Ausbildung besetzt werden müssen. Im laufenden Schuljahr waren dies immerhin 36 Stellen. Die kurzfristigen Massnahmen erwarten wir zeitnah von der eingesetzten Arbeitsgruppe – das Postulat soll deshalb mittel- und langfristige Massnahmen abbilden.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Hess-Rebstein (im Namen der Mitte-EVP-Fraktion): Auf das Postulat ist einzutreten. Dem Antrag der Regierung ist zuzustimmen.

Wir können uns das sehr gut vorstellen und der Argumentation der Regierung folgen.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession
15.2.2023Wortmeldung

Schöb-Thal, Ratsvizepräsidentin: Die Regierung beantragt Gutheissung des Postulats mit geändertem Wortlaut.

Session des Kantonsrates vom 13. bis 15. Februar 2023, Frühjahrssession