Geschäft: Regulierter Wolfsbestand in St.Galler Wohngebieten und auf St.Galler Alpen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer42.14.26
TitelRegulierter Wolfsbestand in St.Galler Wohngebieten und auf St.Galler Alpen
ArtKR Motion
ThemaFinanzen, Regalien, Unternehmungen, Feuerschutz
FederführungVolkswirtschaftsdepartement
Eröffnung25.11.2014
Abschluss24.2.2015
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragAntrag der Regierung vom 20. Januar 2015
VorstossWortlaut vom 25. November 2014
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person28.8.2024
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
24.2.2015Eintreten34Zustimmung71Ablehnung15
Statements
DatumTypWortlautSession
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich denke, dass es Sinn macht, die Diskussion wieder zu versachlichen. Der Wolf ist ein wieder eingewandertes Wildtier. Er gehört in unsere Natur, er lebt in unserer Natur. Es ist richtig, dass er wieder hier ist und sich auch weiter verbreiten wird. In die Wohngebiete wird er aber nicht kommen. Er hat Angst vor dem Menschen und zieht sich zurück. Dass der Bund ein Wolfsmanagement ausarbeitet, macht aber durchaus Sinn, denn wenn es Probleme gibt, muss man handeln können.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Die soeben gehörten Voten zeigen mir, dass dem St.Galler Oberland wenig Wertschöpfung entgegengebracht wird. Das Taminatal, Vättis, Pfäfers, das Weisstannental sind aus deren Sicht keine Wohngebiete. Da muss ich widersprechen. Im St.Galler Oberland, z.B. in Flums, gibt es tatsächlich Alpen, welche aus Angst vor dem Wolf nicht mehr mit Schafen, Kühen, Alpakas oder Lamas bestossen werden können. Den Vorschlag der Regierung, zwei Meter hohe Zäune aufzustellen, verstehe ich nicht, denn die gleichen Leute haben vor fünf Jahren gesagt, das die Schafzäune abgebrochen werden sollen, damit die Gämsen und Hirschen «nicht das ganze Jahr mit Schafzäunen im Geweih» herumlaufen müssen. Gerne zeige ich einmal im Weisstannental den Interessierten, wie dort die Wölfe herumtigern.

Wenn es so weitergeht, ist ja zu befürchten, dass im Sarganserland bald auch Tiger auftauchen. Mich stört, dass man erzählt, es gäbe keine ausgesetzten Wölfe. Die Wölfe sind ausgesetzt, denn wären sie natürlich eingewandert, dann wären sie wahrscheinlich kaum in dieser Population ausgerechnet im Taminatal zu Hause. Und noch etwas: Wir Motionäre haben nie gesagt, dass wir keinen Wolf auf den St.Galler Alpen wollen, sondern einen regulierten und kontrollierten Bestand. Es ist höchst verständlich, dass die Menschen in einem Tal, wie beispielsweise dem Weisstannental, ihre Kinder in Sicherheit draussen spielen lassen möchten. Des Weiteren geht es den Motionären nur um jene Wölfe, welche sich nicht an die Regeln zwischen Mensch und Tier halten. Solche Tiere müssen abgeschossen werden können. Was mich am meisten enttäuscht, sind die Aussagen von Vorrednern, welche behaupten, dass es in Wohngebieten keine Wölfe gebe. Ein Besuch oder die Arbeit auf einer Alp kann da anderes lehren.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten.

Ich stelle fest, dass die Regierung einige unserer Bedenken zur künstlichen Auswilderung des Wolfes teilt. Auch zeigt sie in ihrer Antwort klar auf, dass das Projekt und die Aufgaben rund um den Wolf einiges kosten. Es geht den Motionären nicht um eine gänzliche Vertreibung des Wolfs, sondern um eine Regulierung des Wolfsbestands. Dies ist ein grosser Unterschied. Wie alle anderen Wildtiere auch, soll sich der Wolf als freies Wildtier in unserem Raum entwickeln können. Ein Wildtier soll aber nicht fast täglich von Wildhütern und Biologen begleitet werden müssen. Wichtig erscheint uns, dass ein Wolf lernen muss, dass er nicht uneingeschränkte Freiheit hat. Da er seit über 40 Jahren keinen Schuss mehr gehört hat, besitzt er weder Angst noch Respekt gegenüber den Menschen oder anderen Lebewesen. Es ist korrekt, dass die Regierung vom Bund abhängig ist, jedoch ist sie auch den Interessen der St.Galler Bevölkerung gegenüber verpflichtet, insbesondere dann wenn 40 Prozent aller Schweizer Wölfe im Grenzgebiet zwischen St.Gallen und Graubünden, das heisst im St.Galler Oberland, beheimatet sind. Das teilt die Regierung sogar selber mit. Bei einer Gutheissung der vorliegenden Motion beauftragen wir die Regierung, beim Bund zu intervenieren und zusammen mit der Bündner Regierung die unkontrollierte Situation aktiv zu bearbeiten. Es kann nicht sein, die Augen zu verschliessen und dem Bund den Ball zu überlassen.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

(im Namen der SP-GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Wir verstehen die Haltung der Regierung, wenn diese mit den Hinweisen auf die Hierarchie der Gesetze und dem Hinweis auf eine frühere Motionsantwort für Nichteintreten plädiert. Die SP-GRÜ-Fraktion ist froh zu lesen, dass in der Schweiz keine Wölfe angesiedelt wurden und werden, sondern dass sich die Natur erfreulicherweise ihre Territorien selber zurück holt. Daran kann sie nicht gehindert werden. Die Motionäre unterliegen vielleicht aber auch einer Verwechslung, denn im Calfeisental wurden Bartgeier angesiedelt und willkommen geheissen. Aufgrund von Unwissen wurden diese Vögel lange Jahre verfolgt und in der Schweiz ausgerottet. Es ist bedauerlich, dass das eidgenössische Jagdgesetz nun in Richtung eines sogenannten Wolfsmanagements angepasst wird, um die lauten Stimmen von Gegnern des Wolfes, die mehrheitlich aus dem Wallis stammen, zu beruhigen. Vielleicht ist es aber auch ein geschickter Schachzug. Ich hoffe, dass in der Ostschweiz genügend Zeit bleibt, diese alten, neuen Nachbarn, die Wölfe, besser kennenzulernen. Sie haben nämlich auch unter der hiesigen Jägerschaft nicht nur Gegner.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Regierungsrat: Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich habe schon gedacht, dass die Debatte um den Wolf einige Emotionen auslösen wird und bin deshalb sehr froh, dass Warzinek-Mels zur Besonnenheit aufruft. Die Thematik ist tatsächlich nicht so einfach, wie man einigen Voten entnehmen könnte. Sie ist anspruchsvoll, doch diese Motion ist kein zielführender Weg zur Lösung der Problematik. Zu Gartmann-Mels: Unsere Vorstellungen liegen gar nicht so weit auseinander, und ich bin froh, dass die Motionäre die Wölfe nicht verbieten wollen. Aufgrund internationaler Verträge ginge das gar nicht. Ich kann aber bestätigen, dass die Regierung auf eidgenössischer Ebene bereits aktiv geworden ist. Ich habe den Ostschweizer Bundesparlamentariern die Sachlage dargelegt und gesagt, dass die Motion Engler, die derzeit im Parlament beraten wird, den richtigen Weg weist. Diese Motion weist in die richtige Richtung, nämlich dass der Wolfsbestand bei bestimmten Voraussetzungen gezielt reguliert wird. Das begrüsst die Regierung ausdrücklich und hat es auch in einer Medienmitteilung festgehalten. Eine Motion im Kantonsrat ist das falsche Instrument, wenn schon hätte es ein Standesbegehren gebraucht. Doch damit würde man offene Türen einrennen, weil auf Bundesebene bereits Motionen in Beratung bzw. gutgeheissen sind. Die vorliegende Motion hat die falsche Flughöhe.

Wie schon angedeutet, ist die Wolfsthematik aber auch eine schwierige Herausforderung. Es wird jetzt beabsichtigt, nicht nur das eidgenössische Jagdgesetz zu ändern, sondern auch die eidgenössische Jagedverordnung. Derzeit läuft dazu das Vernehmlassungsverfahren. Diese Tatsache sollte auch im Sarganserland zur Kenntnis genommen werden. Die Regierung ist der Meinung, dass auch hier die Richtung stimmt. Mit der revidierten eidgenössischen Jagdverordnung besteht die Möglichkeit, bereits in diesem Jahr gezielt einzugreifen, wenn es nötig wird. Wann aber ist es nötig? Im Sinn von Warzinek-Mels möchte ich hier ein paar Dinge ins rechte Licht rücken. Wir haben zwar keine Feststellung von Wölfen in Wil, aber in Vättis besteht tatsächlich das Phänomen, dass zum Teil verstörte Wölfe ziemlich nah an die Siedlungen kommen. Dass er nicht dorthin gehört, ist auch für die Regierung klar. So gesehen stimmt es natürlich, dass der Wolf in den letzten Jahrzehnten keinen Schuss mehr gehört hat. Es gab ja keinen Jagddruck mehr, weshalb wir das Verhalten dieser neu hergezogenen Wölfe sehr aufmerksam beobachten. Müssen wir feststellen, dass tatsächlich verstörte Wölfe hier sind, dann werden wir eingreifen. Das muss nicht gleich ein Abschuss sein, aber wir könnten z.B. den Wolf verbrämen und versuchen, ihn wieder wegzudrängen. Ein Abschuss bleibt aber immer im Bereich des Möglichen.

Vor diesem Hintergrund betrachtet, laufen die Dinge in die richtige Richtung. Wir sind sehr präsent auf Bundesebene und auch unsere Fachleute - auch der Wildhüter aus dem Sarganserland - sind ausdrücklich im Kontakt mit dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (abgekürzt UVEK). Wir arbeiten diesbezüglich ausserordentlich eng mit den Bundesstellen zusammen. Es ist gut, die Wolfsthematik aufmerksam im Auge zu behalten.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

In der etwas aufgeheizten Situation erlaube ich mir als Bewohner des Sarganserlandes auch ein kurzes Votum und möchte damit Gartmann-Mels zur Seite stehen. Ich wende mich an diejenigen Parlamentsmitglieder, welche nicht im südlichen Kantonsteil zu Hause sind: Das Thema darf nicht unterschätzt werden. An einzelnen Orten fühlen sich die Menschen wirklich durch diese Wolfspopulationen bedroht, weil teilweise bei der Dämmerung ganze Rudel durch den Ort marschieren. Dies darf man nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht betrachten, denn betroffen sind Familien mit kleinen Kindern. Dieses Verhalten der Wölfe gibt Anlass zur Besorgnis, und diese Sorge muss ernst genommen werden. In diesem Sinne sollte auch die Regierung an der Thematik bleiben, auch wenn diese Motion nicht der richtige Weg ist.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

zu Gartmann-Mels: Ich habe während elf Jahren im Taminatal unterrichtet, und aufgrund der Familie müttlicherseits bin ich ein halber Weisstanner. Zusätzlich verbringe ich den grössten Teil meiner Freizeit in den Bergen des Weisstannen- und Calfeisentals. Ich kenne folglich die Situation, und ich kenne auch viele Leute aus der Landwirtschaft. Ich habe durchaus Verständnis für Leute, die Nutztiere haben und sich Sorgen machen. Man soll das Problem nicht verharmlosen. Aber die ganze Sache ist Angelegenheit des Bundes und dieses Gesetz ist auf gutem Wege. Deswegen braucht es diese Motion nicht.

Zu den Schafbewirtschaftungen: Je Jahr sterben etwa 4'000 Schafe auf Schweizer Alpen, weshalb eine Behirtung der Schafe Sinn machen würde. Denn der Grund für die vielen Todesfälle liegt darin, dass die Schafe nicht behirtet sind und keine Schutzhunde haben. Etwa 200 dieser 4'000 Schafe werden durch den Wolf gerissen. Schon rein für die Schafhaltung allein würde also eine Behirtung auch im Weisstannental Sinn machen.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten auf die Motion.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

Auf die Motion ist nicht einzutreten.

Da solche Vorstösse immer aus dem Sarganserland kommen, möchte ich einfach kurz sagen, dass es dort auch andere Meinungen gibt. Diese Motion ist unnötig, die bestehende Gesetzgebung reicht. Es fühlen sich nicht alle Sarganserländer von Wölfen umzingelt.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015
24.2.2015Wortmeldung

(im Namen der GLP/BDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Als ich den Titel dieser Motion gelesen habe, bin ich etwas erschrocken. lch habe nicht gewusst, dass es in St.Galler Wohngebieten einen regulierten Wolfsbestand gibt; das ist mir neu. In der Stadt Wil gibt es das jedenfalls noch nicht. Und dann steht da noch etwas von einer unkontrollierten Wolfspopulation, die durch eine gezielte Regulierung in vernünftige Bahnen gelenkt werden müsste. Zu Gartmann-Mels: Die Erzählungen der Gebrüder Grimm müssten den jugendlichen Ratskollegen doch noch in frischer und lebhafter Erinnerung sein. Der böse Wolf, der die Grossmutter frisst oder die sieben Geisslein in der Stube herumjagt, bevor diese in den Uhrenkasten flüchten, müssten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Aber nicht nur die Motionäre, sondern auch die Regierung ist dieser Märchenwelt verhaftet, wenn sie schreibt, dass sich die Präsenz des Wolfes aufgrund natürlicher Wandelungen ergibt.Die Motion will die Regierung beauftragen, ein Projekt «Kontrollierter Wolfsbestand St.Gallen» zu erstellen. lch bin erleichtert - ich spreche da nicht nur für die Fraktion, sondern auch im Namen besorgter Grossmütter -, dass die Regierung bis heute keine Wölfe ausgesetzt hat und auch künftig keine auszusetzen gedenkt.

Session des Kantonsrates vom 23. bis 25. Februar 2015