Geschäft: Abschaffung Berufsvorbereitungsjahr auf Schuljahr 2015/16

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer51.14.47
TitelAbschaffung Berufsvorbereitungsjahr auf Schuljahr 2015/16
ArtKR Interpellation
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung24.11.2014
Abschluss26.11.2014
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntwortSchrifltiche Antwort der Regierung vom 25. November 2014
VorlageWortlaut vom 24. November 2014
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
Statements
DatumTypWortlautSession
26.11.2014Wortmeldung

Das Berufsvorbereitungsjahr stellt ein allerseits anerkanntes, sinnvolles und notwendiges Brückenangebot an der nicht immer einfachen Schnittstelle zwischen Volksschule und Berufskarriere dar. In meiner 32-jährigen Lehrtätigkeit an der St.Galler Volksschule haben es viele meiner Schülerinnen und Schüler sehr geschätzt, diese schulische Angebot zur Verfügung zu haben, um individuell auf den Berufseintritt vorbereitet zu sein. Ich erinnere daran, dass wir in den 90er-Jahren, zu Zeiten der Lehrstellenknappheit, allein in St.Gallen vier Parallelklassen führten. Wir dürfen jetzt nicht in wirtschaftlich guten Zeiten dieses sorgfältig aufgebaute Schulangebot abschaffen, denn damit nehmen wir allen Jugendlichen, die mit jungen 14 und 15 Jahren ein sinnvolles und ergänzendes Schulangebot weg. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird die Wirtschaft diese drei Praktikumstage pro Woche kaum mehr zur Verfügung stellen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. November 2014
25.11.2014Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Dringlichkeit wird nicht bestritten.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. November 2014
26.11.2014Wortmeldung

Regierungsrat: Es ist unüblich, dass man als Regierungsvertreter zu einer Interpellation spricht. Ich muss dies aber tun, weil bereits darauf hingewiesen wurde, dass an dieser Session ebenfalls eine Motion eingereicht wurde, diese Motion werden wir frühestens im Februar behandeln. Deshalb möchte ich Ihnen kurz ausführen, um was es geht: Wir haben einen Schülerrückgang über die letzten Jahre zu verzeichnen von rund 50 Prozent. Uns gehen schlichtweg die Schülerinnen und Schüler aus in diesem Berufsvorbereitungsjahr mit Volltagesangebot. Walser-Sargans, Sie können auf keinen Fall sagen, ein erfolgreiches Modell werde hier leichtfertig abgeschafft. Wir stellen ein Problem fest, wir haben immer weniger Schüler, und das hat uns vor die Frage gestellt, wieso ist dem so. Ich habe vor einem Jahr intern einen Auftrag erteilt, zur Überprüfung, was die Gründe dafür sind und was wir machen können. Wenn wir übrigens mit den anderen Brückenangeboten vergleichen, auch die gehen zum Teil zurück. Bei den einen nimmt das Integrationsjahr sogar zu, dort haben wir mehr Schülerinnen und Schüler, auch das weist darauf hin, dass wir hier in diesem Berufsvorbereitungsjahr irgendwo ein Attraktivitätsproblem haben. Wir haben das überprüft, alle Beteiligten einbezogen, und wir kamen zum Schluss, dass wir dieses Berufsvorbereitungsjahr neu konzipieren wollen, zwei Tage Schule und drei Tage Praxis. Nun haben wir alle Involvierten eingeladen, wir haben Rückmeldungen erhalten, und jetzt muss ich Ihnen sagen, es sind alle Betroffenen und Beteiligten einverstanden. Die Schulen Buchs, Wattwil und St.Gallen sind sehr mit diesem Modell sehr einverstanden und wollen dieses neue Modell. Wir haben natürlich eine Vernehmlassung gemacht im Volkswirtschaftsdepartement, Amt für Wirtschaft, und deren Rückmeldung war, dass dies ein tolles Konzept sei und wir das unverändert umsetzen sollen. Wir haben uns viel Mühe gemacht, das sauber abgeklärt, und wir sind jetzt in einem Prozess, bei dem wir das so umsetzen wollen. Was ist die Alternative? Wir müssen Standorte schliessen. Wenn Sie sagen, Sie wollen das beibehalten, dann müssen Sie entweder Standorte schliessen oder Sie wollen Klassen weiterführen, mit absoluten Unterbeständen, Klassen mit fünf oder sieben Schülerinnen und Schüler. Das selbe Parlament hat jetzt über Jahre auch das Bildungsdepartement gedrängt, die Klassengrössen beispielsweise auf der Sekundarstufe II ins unermessliche zu erhöhen. Dort haben wir überall überfüllte Klassen mit bis zu 24 Schülerinnen und Schülern. Hier wollen Sie nun genau das Gegenteil.

Kurz noch zu einer Bemerkung, die Sie auch ausgeführt haben in der Anfrage: Das ist keine Sparübung. Wir haben das gemacht, weil eine dringende Notwendigkeit besteht, dieses Angebot überhaupt noch anbieten zu können. Natürlich, jetzt haben wir ein neues Modell, und diese Modell wird zu Einsparungen führen. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis, wenn wir das so umsetzen würden, dann sparen wir zwischen Fr. 500'000.– und 1 Mio. Franken im Jahr.

Ich möchte Sie bitten, diese Motion zurückzuziehen, denn wir sind jetzt dabei, dieses Modell umzusetzen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. November 2014
26.11.2014Wortmeldung

Die Interpellanten sind mit der Antwort der Regierung nicht zufrieden.

Ich beschränke mich auf eine Minute Redezeit, damit nach mir noch die beiden anderen Erstunterzeichner das Wort ergreifen können.

Ich denke, die Diskussion über das ganze Geschäft können wir dann bei der Behandlung der eingereichten Motion ausführlicher führen, als hier. Mir ist auch nach den Ausführungen der Regierung unklar, weshalb man ohne Handlungsnot das bewährte und erfolgreiche Berufsvorbereitungsjahr, das immer als Vollzeitangebot geführt wurde, in ein Vorlehre-plus-Modell umwandelt. Dass so ein Entscheid bei den Oberstufenlehrpersonen Irritation auslöst, ist naheliegend. In wenigen Jahren sieht die Situation vielleicht wieder ganz anders aus und man wäre froh um dieses Angebot. Mich irritiert zudem, dass die Aussagen der Fachpersonen an der Basis komplett divergent zu denen in der Antwort der Regierung sind. Mit der negativen Antwort zu unserer einzigen Frage bei dieser Interpellation wurde meiner Ansicht nach eine Chance vergeben, das Ganze nochmals abzuwägen. Ich finde es schade.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. November 2014
26.11.2014Wortmeldung

Auch ich möchte mich den Voten der Vorredner anschliessen. Ich staune, dass jetzt, nach dem Sparpaket II, wo auch Grundsätze über diese Brückenangebote diskutiert worden sind, diese beiden Modelle nicht in Frage gestellt worden sind, und jetzt das Berufsvorbereitungsjahr über Bord geworfen werden soll. Es wird in der Antwort der Regierung gesagt: Es wird Lücken geben, man wird nicht für alle Praktikumsstellen finden können. Ich kann als Gemeinepräsident einer kleinen Landgemeinde sagen, dass es durchaus nicht einfach ist, Brückenangebote zu finden. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso jetzt dieses Berufsvorbereitungsjahr, wo schulische Defizite aufgeholt werden können und der Reifeprozess fortschreiten kann, über Bord geworfen wird. Wir werden abschliessend die Motion aufrecht erhalten, nachdem die Regierung nicht bereit ist, die Sache nochmals zu überdenken.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. November 2014