Geschäft: Fairplay: Schluss mit der viel zu frühen Lehrstellenvergabe

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer43.18.02
TitelFairplay: Schluss mit der viel zu frühen Lehrstellenvergabe
ArtKR Postulat
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung19.2.2018
Abschluss26.11.2018
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragAntrag der Regierung vom 19. Juni 2018
VorstossWortlaut vom 19. Februar 2018
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person8.10.2024
1.8.2019Person8.10.2024
1.8.2019Person8.10.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
26.11.2018Eintreten37Zustimmung72Ablehnung11
Statements
DatumTypWortlautSession
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten. legt seine Interessen offen als Berufsschullehrer und habe Maurer gelernt.

Vieles wurde bereits gesagt. Thalmann-Kirchberg hat recht, mit dem was er gesagt hat und den Argumenten von Walser-Sargans kann ich mich anschliessen. Es gibt verschiedene Parameter, die wir nicht ändern und nicht lösen können. Es wurden die Lehrabbrüche angesprochen. Dazu gibt es Statistiken und ich kann Ihnen sagen, in gewerbliche Berufen, und das ist das was schlecht ist, liegt die Lehrabbruchquote zwischen 15 und 30 Prozent. Das ist viel, in anderen Kantonen weiss ich von Berufen, die bis zu 50 Prozent Lehrabbrüche haben und das schadet uns allen.

Übrigens ist nicht so, dass die falsche Berufswahl in dieser Statistik Grund dazu ist, das wir in den oberen Rängen rangiert sind. Es sind andere Gründe. Was wir ändern müssten ist, dass wenn ein Lehrvertrag unterschrieben ist, dass das nicht gleichzeitig der Startschuss ist, um die Beine hochzulegen und einfach nichts mehr zu tun. Das dritte Oberstufenjahr wird sehr unterschiedlich genutzt, und da wäre es vielleicht gut, wenn man sich einmal eine Überlegung in Richtung Reifeprüfung machen würde, die dieses Wort dann auch verdient, um die jungen künftigen Lernenden richtig zu motivieren, dabei zu bleiben und etwas zu tun für sich selber damit der Übergang in die Lehre dann reibungsloser passieren würde.

Ich finde ich ausgesprochen gut, haben wir hier eine Diskussion losgetreten.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten. legt seine Interessen als Lehrmeister von jährlich zwei Lehrstellen.

Ich vergebene jedes Jahr zwei Lehrstellen, eine in der Küche und eine im Service. Und was mache ich, wenn ich jemand habe, der Interesse hat, der zu uns passt, der die entsprechende Einstellung hat? Dann schliesse ich ab, egal zu welchem Zeitpunkt. Warum mache ich das? Ich musste negative Erfahrungen machen, vor etwa fünf oder sechs Jahren hatte ich einen top Knaben, der wollte Koch lernen und hat dies auch getan. Vor den Sommerferien war er bei uns zur Schnupperlehre, dann habe ich zu ihm gesagt, dass wir sehr grosses Interesse haben und dass wir uns nach den Herbstferien melden werden um über einen allfälligen Lehrvertrag zu sprechen. Kurz nach den Sommerferien bekam ich die Nachricht von ihm, er hätte eine andere Lehrstelle. Und so schnell ist ein top Lehrling war weg. Wir mussten weiter suchen, konnten dann im folgenden Jahr im März die Lehrstelle trotzdem noch besetzen. Was sind meine Erfahrung aus den letzten 12 Jahren als Ausbildner? Umso früher ich einen Lehrvertrag abschliessen kann, sind es für uns generell die besseren Leute. Wir haben mit denen, die früh wissen was sie wollen und das auch durchziehen, weniger Probleme in der Lehre, als wenn wir kurz vor Schulende noch einen Lehrvertrag unterzeichnen. Die machen dann meistens einfach irgendeine Lehre, weil sie einfach eine machen müssen.

Aus dem Grund bitte ich Sie, auf dieses Postulat nicht einzutreten. Überlassen Sie das der Wirtschaft, wir werden das regeln, wir brauchen hier keine Vorschriften. Es ist leider so, in der Zeit, wo es mehr offene Lehrstellen als ein Lehrlinge hat, werden wir halt früher abschliessen, früher auch Lehrverträge anbieten, als das einmal der Fall war. Seitens Gewerbeverband war ja einmal die Regel, dass man vor November keine Lehrverträge abschliessen sollte. An das halten wir uns schon lange nicht mehr, und können wir uns auch nicht mehr halten. Man ist hier vorgeprescht, und da hat es sehr viele Vertreter unter uns, z.B. die Gemeindeverwaltungen mit ihren Lehrstellen, auch die schliessen meist nach den Sommerferien oder kurz vor den Sommerferien die entsprechenden Lehrverträge ab. Auch die müssten da eine ganz massive Korrektur vornehmen. Aber auch die werden das nicht machen, denn auch die wollen die besten Leute. Und die besten Leute sind die, die relativ früh wissen, was sie lernen wollen. Das sind meine Erfahrungen aus meiner Praxis. Diese Postulat ändert an der Praxis nichts.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

(im Namen der SP-GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Selbstverständlich ist uns Fair Play und die Forderung für einen Schluss mit der viel zu frühen Lehrstellenvergabe ein sehr grosses Anliegen. Dennoch beantragen wir Ihnen Nichteintreten.

Für diejenigen unter Ihnen, die jetzt vielleicht überrascht sind, möchte ich das folgendermassen begründen: Das ursprüngliche Kommitment aus den Neunziger Jahren, als keine Lehrstellen im dritten Oberstufenjahr vor November vergeben wurden, war ein Kommitment in Wirtschaft und Gewerbe sowie in der Gesellschaft.

Das Postulat mit dem Auftrag an die Regierung erscheint uns nicht der richtige Weg, würde es doch viel eher in gesetzliche Regelungen münden, die uns nicht zielführend erscheinen. Die Begründung der Regierung möchten wir ebenfalls unterstützen: Die Lehrstellenabbrüche können allenfalls in Zusammenhang stehen mit frühen Lehrstellen vergaben. Wir gehen aber davon aus, dass die meisten ganz anders begründet sind.

Hauptgrund für vor den Aufbruch dieses Kommitment, dass die Lehrstellen jetzt halt viel zu früh vergeben werden, ist die Jagd nach Talenten, die Suche nach besonders talentierten oder motivierten Schulabgängerinnen und -abgängern. Der Hinweis der Regierung, dass das Amt für Berufsbildung trotz früher Lehrstellenvergabe die Lehrverträge aber erst frühestens im November genehmigen werde, der erscheint uns aber doch eher als eine Ausrede.

Wir alle haben es in der Hand. Wir alle sind mit Gewerbe- und Industriebetrieben vernetzt. Nutzen wir doch jetzt genau diese Chance im Gespräch mit diesen Vertretung darauf hinzuwirken, dass es wirklich hoch problematisch ist, wenn im Frühjahr des zweiten Oberstufenjahrs bereits Jugendliche unter Vertrag genommen werden. Namentlich bitte ich Andreas Hartmann, Präsident des Gewerbeverbandes und Michael Götte, Vertreter der IHK auch in ihren Institutionen für diese sinnvolle Regelung, dass keine Lehrstellen vor November an Oberstufenschüler vergeben werden. Die Schulen sind, das wurde bereits ausgeführt, einem ziemlichen Leidensdruck ausgesetzt und vor allem ist die zu frühe Lehrstellenvergabe nicht sehr rücksichtsvoll gegenüber den Jugendlichen, die sich wirklich mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung befinden und der Berufswahlprozess in der zweiten Oberstufe dann erst so richtig in Fahrt kommt. Ich danke Ihnen allen, wenn Sie dieses sehr berechtigte Anliegen in ihre Vernetzung mit Gewerbe und Wirtschaft aufnehmen und dafür sorgen, dass die Jugendlichen nachhaltig entlastet werden können.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

legt seine Interessen als Familienvater und Schulleiter offen.

Gerade in diesem Bereich sind die Interessen von Schulen aber auch dem Elternhaus enorm wichtig, und dass hier in Zukunft wieder vermehrt eine vernünftige Praxis gefahren werden kann. Wir haben die Situation, wie mein Vorredner bereits angedeutet hat, durch viel zu frühe Lehrstellenvergaben, dass in der dritten Oberstufe gewisse Schülerinnen und Schüler nicht mehr den gleichen Elan an den Tag legen, sie sind zum Teil nicht mehr gleich motiviert, weil sie ihre Lehrstelle auf sicher haben, und das ist etwas, dass aus Sicht der Schule nicht gut ist und natürlich auch aus Sicht der Eltern, die dann ebenfalls Mühe haben, die Jungen anzutreiben und Ihnen wirklich beizubringen bis zum Schluss alles zu geben.

Es ist für uns ist klar, dass natürlich ein Zusammenhang besteht zwischen den Anzahl Schulabgängerinnen und Schulabgänger und den vorhandenen Lehrstellen, dem Lehrstellenangebot. Und das ist natürlich teilweise ein demographisches Problem, das ist ganz klar. Trotzdem denken wir, es könnte sein, dass Massnahmen am Schluss durch einen Bericht möglich sind oder wenigstens die Bereitschaft da sein muss, das einmal grundlegend zu klären.

Den dritten Bereich habe ich noch gar nicht angesprochen, nämlich die Wirtschaft, die Leute, die in den Betrieben die Schulabgänger ausbilden müssen, die haben ein sehr grosses Interesse daran, dass sie Fachleute gewinnen können, die eben qualitativ hohe Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen, auch bereit sind, das zu tun, weil sie im «richtigen» Beruf sind. Zu mir wird in sehr vielen Rückmeldungen vermehrt herangetragen, dass hier ein Handlungsbedarf besteht.

Bei unserem Postulat ist es so, wir haben den Vorstoss eingereicht, und haben die Rückmeldungen erhalten, dass man hier nichts machen kann, dass das einfach so sei. Wir sind aber der Ansicht, dass es jetzt erst einmal darum geht, dies zu prüfen. Hier wünschen wir uns den entsprechenden Willen des Kantonsrates. Was es nachher zu tun gibt, soweit sind wir im Moment noch nicht, aber es wäre zentral, das herauszufinden. Daher möchte ich nochmals beliebt machen, unseren Vorstoss entsprechend zu unterstützen.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Ich möchte Ihnen sehr danken. Wir haben das erste Mal eine Diskussion. Die Regierung verschliesst sich der Diskussion, wenn Sie die Antwort vor drei Jahren ansehen und jetzt. Ich danke Thalmann-Kirchberg, das ist die Praxis, die läuft. Ich sehe das auch bei uns, dass die Lehrstellen immer früher vergeben werden. Ich denke Dietsche-Oberriet hat das auch gehört. Das ist eine gewisse Problematik. Wir müssen uns jetzt überlegen, und das tut mir im Herzen weh, dass wir immer eine höhere Anzahl Lehrabbrüche haben, das kostet die Wirtschaft. Diese Jungen Menschen wieder neu auszubilden kostet. Wir wollen nur, dass das einmal angeschaut wird. Entsprechend sind wir gar nicht so weit weg, Dietsche-Oberriet. Ich zitiere, was ich vor drei Jahren gesagt habe: Die Hauptverantwortung liegt bei den Lehrbetrieben und staatliche Eingriffe sind nach meiner Auffassung möglichst zu vermeiden. Wird diese Verantwortung aber nicht wahrgenommen, ist es Aufgabe der Politik, über einen Plan B nachzudenken. Jetzt müssen wir uns fragen, wenn die Lehrstellen vor den Sommerferien bereits vergeben werden, dann sind die Jugendlichen vielleicht 13 oder 14 Jahre alt. Um das geht es uns. Dietsche-Oberriet hat gesagt, da gäbe es andere Lösungen und einen anderen Weg, den Lehrplan. Das habe ich mir auch schon überlegt, aber dann müssen wir jetzt etwas machen. Hätten wir eine Motion eingereicht, hätten Sie gesagt, ja nicht, zuerst ein Postulat einreichen, damit das geprüft werden kann. Sie müssen uns schon sagen, was wir konkret bringen sollen, dann machen wir das, denn wir wollen das Problem lösen. Wir haben jetzt den Weg des Postulats gewählt, weil wir dachten, dass die Auslegung Sinn macht. Wenn Sie aber sagen, dass wir hier konkreter werden müssen mit einer Motion, dann reichen wir eine solche ein. Dann hoffe ich natürlich auf Ihre Unterstützung, Dietsche-Oberriet, dass wir den Lehrplan bzw. die ganze Geschichte mit der Berufswahl ein bisschen nach hinten schieben. Die Berufswahl beginnt in der zweiten Oberstufe, ab dem ersten Tag. Und spätestens Ende der zweiten Oberstufe werden viele Verträge unterschrieben, ein Jahr lang sind die Jugendlichen noch in der Schule und haben den Lehrvertrag im Sack. Das sind alles Punkte die man wissen muss zu diesem Thema. Wir sind offen für alles und freuen uns auf die Diskussion. Falls es andere Wege gibt, werden wir diese selbstverständlich unterstützen.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir haben im Kantonsrat die letzten Jahre Postulate über Themen wie Elektromobilität, Solaranlagen, Klimaerwärmung, Waldwirtschaft, abgestummen. Fast alles auch gute und wichtige Themen. Wir möchten nun einen Bericht für Fragen, welche unsere Jugend und somit unseren Nachwuchs oder sogar unsere Zukunft betreffen. Das Thema der Lehrstellenvergabe ist aus unserer Sicht ein sehr wichtiges Thema und wir haben daher wenig Verständnis, wenn die Regierung nicht einmal festhalten möchte, wie z.B. die Entwicklung der Abbrüche oder nicht Antritte bei Lehrstellen aussieht.

Es bestehen in unserem Kanton viele Gesetze und Verordnungen, welche die Wirtschaft nicht immer nur glücklich machen. Es wird immer wieder aus der Wirtschaft erwähnt, dass weniger Gesetzte und Vorgaben gemacht werden sollen. Aber genau in diesem Thema, der Zukunft unsere Unternehmen, ist die Wirtschaft auf die Unterstützung des Kantons froh. Früher hiess es einmal Fair Play, keine Lehrstellenvergabe vor November. Dann wurde dies auf September angepasst und vor nicht so langer Zeit wurde auch dieses Credo gestrichen. Heute werden Lehrstellen bereits im April / Mai vergeben und dies für den Lehrstellenantritt mehr als ein Jahr später. Als Gründe erwähnen die zuständigen Personen, dass sie die besten Lernenenden wollen und diese sonst bereits einem anderen Betrieb zugesagt haben.

Aber wer kann im April, 16 Monate vor Lehrstellenantritt sagen, dass dies der beste Lernende sei bzw. die beste Lernende sein. Allenfalls ist der Beste oder die Beste noch gar nicht zu einem Schnupperpraktikum gekommen, da dieser junge Mensch, zum Teil erst 14-jährig, noch nicht weiss was er überhaupt lernen möchte oder allenfalls den Weg über die Kantonsschulen wollte, aber die Prüfung nicht bestand.

Wenn dann der Regierung als Grund für Nichteintreten aufführt, da ein solcher Bericht keine neuen Erkenntnisse bringt, sind wir schon etwas erstaunt. Wenn dies die Regierung schon vor eine Ausarbeitung eines solchen Berichtes sagen kann, dann sind bereits viele Kenntnisse vorhanden, welche uns doch auch mittels diesem Bericht mitgeteilt werden können.

Schauen wir für den Nachwuchs, für unsere Zukunft und geben wir der Regierung den Auftrag, sich einem so wichtigen Thema anzunehmen und die notwendigen Abklärungen zu treffen. Geben wir uns die Chance zu erfahren, wie sich die Lehrstellenvergabe entwickelt hat. Nur mit einer solchen Auswertung oder einem solchen Bericht können wir uns anschliessen Gedanken machen, ob und wie Anpassungen notwendig sind.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten. legt seine Interessen als Sekundarlehrer offen.

Als Sekundarlehrer mit Klassenlehrerfunktion ist die Berufswahlbegleitung meiner Schülerinnen und Schüler ein wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit, und auch ich Stelle dabei ganz klar fest, das Lehrstellen immer früher vergeben werden und die künftigen Schulabgänger immer früher unter dem Druck der Lehrstellensuche und Vergabe kommen. Ich hatte bspw. in diesem Jahrgang einen Schüler, der hat bereits Anfang 2. Sekundarschule die Lehrstelle mündlich zugesichert bekommen. Das sind schon Entwicklungen, die einem vielleicht im Positiven aber auch gesamtheitlich gesehen im negativen Sinn zu denken geben sollten.

Die ganze frühzeitige Lehrstellenvergabe bringt eine Reihe von gröberen Nachteile mit sich, wie meine Vorredner dies bereits kund getan haben. Sicherlich, und das wurde von Dürr-Widnau ausführlich angesprochen, gibt es dabei einen Zusammenhang mit immer früheren vorzeitigen Abbrüchen von Lehrstellen. Es ist mir klar, dass es schwierig ist, in diesem komplexen und schwierigen Thema eine geeignete und nachhaltige Lösung im Sinne aller Beteiligten zu finden, und das ist für mich eigentlich genau das stichhaltige Argument, weshalb es wichtig ist, hier einmal genauer hinzuschauen und eine saubere Auslegeordnung zu schaffen.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Ich möchte noch etwas anfügen zum Votum von Dürr-Widnau, dass man keine Lösungen zu diesem Thema bringt.

Ich glaube, wir sind uns wirklich alle einig, das Thema Übergang von der Volksschule in die verschiedenen Stufen der Bildung ist sehr wichtig und entscheidend und verdient deshalb die nötige Aufmerksamkeit.

Zu den Lösungen: Ich habe gesagt, das Festlegen von Daten ist nicht zielführend, aber es werden Lösungen erarbeitet. Die Berufs- und Laufbahnberatung macht einen sensationellen Job. Ich kann von unserer Region sprechen, wir versuchen das was Etterlin-Rorschach gesagt hat umzusetzen. Die Vernetzung mit der Wirtschaft, den Schulen, den Lehrerinnen und Lehrern die direkt betroffen sind, mit den Kindern die mehr Probleme haben, aus welchen Gründen auch immer. Man versucht mit direktem Kontakt zu unterstützen, mit Probevorstellungsgesprächen, mit Lehrstellen, die man versucht zu beschaffen für solche, die keine Lehrstelle haben und schwer zu vermitteln sind, mit unterstützenden Personen, die helfen, wenn schwierige familiäre Konstellationen vorhanden sind. Ich denke, wir unterstützen die Kinder sehr stark, wenn man da Handlungsbedarf sieht, dann kann man dort direkt eingreifen. Wir haben in vielen Unternehmen diese Erfahrung gemacht, die sich daran halten. Wenn sie etwas früher vergeben, Anfang dritte Sekundarstufe, dann hat es solche, die sagen, dass das letzte Zeugnis auch massgebend ist. Dies fördert den Anreiz der Schüler, dass es nicht zu einem Beine hoch lagern führt.

Ich denke, es ist wichtig, festzuhalten, dass die Institution Berufs- und Laufbahnberatung mit allen Gremien rund herum, mit ihren Kontakten und ihrem Netzwerk sehr gut ist. Auf diesem Weg kann man vieles versuchen, aber beim Thema Fair Play bin ich gegen eine Festsetzung eines Termins.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Das Thema Fair Play und die damit verbundene Lehrstellenvergabe und der Zeitpunkt dazu ist ein Dauerbrenner in der Berufs- und Laufbahnberatung. Doch man hat festgestellt, dass das Fair Play mit einem bestimmten Zeitpunkt, den man der Wirtschaft aufzwingen möchte, nicht zielführend ist.

Entgegen dem finden sehr grosse Bemühungen statt, um vor allem den Schwächeren Hilfeleistung in allen möglichen Belangen zu erteilen beim Finden einer Lehrstelle. Im Moment haben wir ein starkes Überangebot an Lehrstellen und es zeigt sich auch, dass die schwierigen Fälle massiv zurückgegangen sind. Festgestellt haben wir, dass wenn man die Lehrstellenvergabe auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, man nicht den Druck von den Schwächeren nimmt sondern einfach die Stärkeren in der Ungewissheit lässt. In der Realität findet es so statt, dass die Zusage mündlich erfolgt und die Unterschrift später erteilt wird. Das Problem, dass die Schulabgänger immer jünger werden, darüber haben wir abgestimmt, das ist Tatsache, aber ich denke nicht, dass wir das vermischen sollten. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg ohne das angesprochene Fair Play und die festgesetzten Daten. Der Weg ist: Die Schwächeren unterstützen und die Stärkeren bei der Suche so frei zu lassen, wie es jetzt ist. Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Wir Folgen der Regierung und sind für Nichteintreten in diesem Geschäft.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten.

Es freut mich, was ich jetzt gehört habe, dass es einerseits ein Problem gibt, dass man da dran ist, aber wenn ich genau zuhöre, wird nichts über eine Lösung gesagt. Ich bin froh, dass das Thema nochmals auf dem Parkett ist. Ich habe vor drei Jahren einen Vorstoss eingereicht, Etterlin-Rorschach, und darauf hingewiesen, dass wir hier eine Problematik laufen, dass wir hier eine negative Spirale haben. Ich bin jetzt froh, dass auch weitere Kantonsrätinnen und Kantonsräte das Thema aufgreifen, weil sie das auch spüren in der Diskussion mit der Bevölkerung, dass da etwas nicht gut ist. Ich habe das vor drei Jahren mit meinen Kindern selber erlebt und es geht genau so weiter. Es entsteht eine Negativspirale. Es wurde gesagt, die Schule hat das im Griff, aber es kommen auch Voten von den Schulen, dass es so nicht weiter geht.

Die Regierung hat in ihrer Antwort geschrieben, dass sie keinen Handlungsbedarf sieht, Etterlin-Rorschach hat auch darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft gefordert sei. Darauf habe ich auch schon vor drei Jahren hingewiesen. Ich stelle fest, dass diese Freiwilligkeit an einen Punkt gelangt ist, wo es nicht mehr funktioniert. Unser grösster Arbeitgeberverbandverband, der HGV Rheintal mit über 18'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und über 1'300 Lernenden musste selber feststellen, dass das Fair Play nicht mehr funktioniert. Er hat das Fair Play aufgehoben, nicht weil weil er es schlecht fand, sondern weil es nicht mehr eingehalten wurde. Sie schreibt in ihrer Medienmitteilung: «Ein voreiliger Berufswahlentscheid kann aber grosse Nachteile mit sich bringen, insbesondere steigt die Gefahr von Lehrabbrüchen. Um diese Fehlentwicklung usw. muss man sich kümmern. Und jetzt wird gesagt, die Wirtschaft müsse schauen. Da muss ich Ihnen sagen, da habe ich jetzt drei Jahre gewartet und leider verschliesst sich auch die Regierung bzw. das Bildungsdepartement vor diesem Thema.

Jetzt kann man das Problem auf verschiedene Weise angehen:

  1. Wir können sagen, wir haben ein Problem, können aber nichts machen, lassen wir es auf uns zukommen. Da muss Ihnen sagen, das kommt dann sehr gut an in der Bevölkerung.

  2. Wir überlegen uns, ob es Möglichkeiten gibt. Wir haben das in unserer Fraktion bereits besprochen, und ich war sehr erstaunt, was für Möglichkeiten es gibt. Es ist nicht so, dass man nichts machen kann. Man kann optimieren, hier ist ja vor allem die Politik, die Lehrerschaft und auch die Wirtschaft gefragt.

Deshalb haben wir gesagt, wir wollen ein Postulat, eine Auslegeordnung um die Situation zu analysieren. Ich bin mir nicht sicher, ob alle wissen, von welchem Alter wir sprechen. Die Jugendlichen werden mit etwa 14 Jahren den Lehrvertrag unterzeichnen. Vorher gibt es noch der Schnuppern, die Praktika und jetzt muss man mir sagen, eine so wichtige Entscheidung muss vor 14 Jahren abgeschlossen werden, aber für das Mofafahren darf man nicht zu jung sein? Hier besteht doch Handlungsbedarf, dies einmal genauer anzusehen. Um das geht es uns. Wir glauben, dass die erhöhte Zahl Lehrabbrüche damit zu tun hat. Mir hat jetzt niemand gesagt, dass das nicht stimmt. Wir werden die Zahlen sicher erhalten, wir werden uns diese Zahlen über den Interpellationsweg liefern lassen, wie die Entwicklung war, und dann haben wir es Schwarz auf Weiss. Aber wir wollen das hier nicht bewirtschaften, wir wollen das diskutieren, Lösungsansätze tätigen. Aber ich muss Ihnen sagen, es handelt sich hier um ein Pulverfass. Und das Pulverfass wird irgendwann explodieren, das wollen wir verhindern, aber wie gesagt, wenn Sie das ablehnen, werden wir uns die Zahlen mittels Interpellation liefern lassen, denn diese haben wir bis jetzt noch nicht erhalten.

Bitte unterstützen Sie dieses Postulat, es geht um eine Auslegeordnung um das anzuschauen im Interesse der Jugendlichen, der Lehrerschaft, der Oberstufenlehrerschaft und auch der Wirtschaft.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Regierungspräsident: Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Mir kommt es so vor nach erfolgter Diskussion, dass Sie den Postulatsbericht bereits beraten haben.

Weilt wenn wir Ihnen eine Auslegeordnung machen. Ich habe nichts gegen Arbeit und ich übernehme Aufträge gerne, dann werden wir uns wieder sehen und wir werden die Diskussion genauso führen wie jetzt, ohne neue Grundlagen und die Situation wird genau dieselbe sein.

Wir haben uns in der Vergangenheit schon wiederholt mit diesem Thema beschäftigt. Dies ist nicht nur ein Problem im Kanton St.Gallen, es ist in der ganzen Schweiz ein Problem. Also es ist jetzt auch nicht akut schlimmer, es ist schon lange schlimm. Es ist gar nicht so viel Neues im Moment. Deshalb stellt sich die Frage, was kann man machen? Man kann viel machen. Man kann nicht nichts machen, sondern es sind alle in ihrer Funktion gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Es wurde verschiedentlich erlebt erwähnt, und da staune ich natürlich über die Lehrpersonen, die sich hier jetzt gemeldet haben. Gerade die Lehrpersonen haben einen Beitrag zu leisten. Der Lehrplan bzw. der Kanton St.Gallen soll einen Beitrag leisten. Im neuen Lehrplan 21 ist gerade dieser Berufswahlprozess Inhalt und es geht darum, dass man das auch mit den Schülerinnen und Schüler thematisiert. Und dann sind natürlich auch die Berufs- und Laufbahnberatungen angehalten, dass sie darauf aufmerksam machen. Wir arbeiten überall in diesem Sinn, dass diese Vergaben nicht noch früher erfolgen, und dass sie besser später erfolgen, als im Moment.

Aber wir haben ehrliche Voten aus der Wirtschaft gehört, was sie dazu treibt, und das werden Sie nicht ändern können, sonst müssen Sie, und ich finde das interessant, Sie haben hier in dieser Runde verschiedenste Vertreter aus dem kantonalen Gewerbeverband, IHK usw. Dann müssen wirklich Sie sich einsetzen und in diesen Verbänden die Diskussion wieder einmal lancieren und appellieren, dass diese Vergaben nicht so früh stattfinden

Das ist aber alles ein ständiger Prozess, auch wenn wir das jetzt beraten und auch wenn wir ein Postulat machen, es wird nicht beendet sein. Es ist ein ständiger Prozess dar, bei dem wir eigentlich gehalten sind, dass wir uns entsprechend im Sinne der Jugendlichen einsetzen und schauen, dass das nicht zu früh geschieht. Deshalb kommt die Regierung auch zum Schluss, Nichteintreten, ein Postulat löst das Problem nicht.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist einzutreten. legt seine Interessen offen als Realschullehrer.

Ich habe zurzeit eine erste Realklasse in Sargans mit 23 Schülerinnen und Schülern. Durch die frühe Einschulung hat sich dieses Problem wirklich noch verschärft. Ich erlebe das hautnah mit meinen Schülerinnen und Schülern, ich könnte sogar sagen meinen Kindern, weil in der 1. Real sind das wirklich noch Kinder. Sie werden heute viel früher mit dieser sehr schwierigen Frage konfrontiert. Es ist wirklich ein Problem. Ich selber bin über den zweiten Bildungsweg zur Lehrerausbildung gekommen. Ich habe ursprünglich Mechaniker gelernt. Damals war es so, dass man im Frühling aus der Schule kam und ich habe im Januar meinen Lehrvertrag unterschrieben, d.h. in der 3. Sekundarklasse, zwei Monate vor Schulschluss. Das ist fast eineinhalb Jahre später als heute. Durch die frühe Einschulung sind sie wirklich sehr jung, und das macht es schwierig für die Jugendlichen, sich hier zu entscheiden. Sie haben natürlich jetzt auch grosse Möglichkeiten, mit 140 Berufen die zur Auswahl stehen wird es nicht einfacher. Wenn die Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben, dann haben sie auch grosse Probleme, dass die Unterstützung von zu Hause zum Teil fehlt, weil die Eltern das Berufsbildungssystem nicht kennen. Es ist wirklich schwierig, wir sind als Lehrerinnen und Lehrer hier gefordert unser Bestes zu machen, aber der frühe Zeitpunkt ist wirklich ein Problem. Das Postulat wird dieses Problem nicht lösen, da bin ich sicher, ich habe das auch mitunterzeichnet, aber es thematisiert ein Problem, das wirklich thematisiert werden soll.

Die Industrie und das Gewerbe ist gefordert. Es ist heute ein Vorteil für die Jugendlichen, dass mehr Lehrstellen vorhanden sind als Schülerinnen und Schüler aus der Schule kommen. Das hat dazu geführt, dass viel früher Lehrstellen vergeben werden. Die Industrie und das Gewerbe ist anscheinend nicht fähig, sich irgendwo an etwas zu halten, das macht es für die Jugendlichen sowie für die Eltern viel schwieriger. Ich meine, dieses Postulat wird das Problem nicht lösen, aber es ist wichtig, dass wir über dieses Thema sprechen, und wenn wir dieses Postulat überweisen, haben wir die Gelegenheit dies hier in diesem Rat wirklich ausführlich zu diskutieren. Vielleicht bewirken wir dann auch etwas bei der Industrie und dem Gewerbe und deshalb unterstütze ich das Postulat im Wissen, dass man mit einem Postulat das Problem nicht lösen wird, aber vielleicht gibt es eine Besserung.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten auf das Postulat.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018
26.11.2018Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten. legt seine Interessen offen als Präsident einer Berufsfachschulkommission.

zu Dürr-Widnau: es wäre vielleicht nicht schlecht Ihre Interessen offen zu legen als Mitglied des Vorstandes des kantonalen Gewerbeverbandes. Genau dort, und wie ich sonst in anderen Botschaften höre und Diskussionen verfolge, die Wirtschaft und das Gewerbe werden es richten. Lassen Sie uns die Arbeit machen. Das sprechen Sie sehr oft an, wenn es um andere Bereiche geht in Gewerbe und Wirtschaft. Aber in diesem Bereich kommen Sie wieder und sagen: Lieber Staat bringt uns Vorlagen, bringt uns Vorgaben, befehlt den Unternehmen, wann sie einen Lehrvertrag abschliessend sollen und wann nicht. Ja es ist leider so, die Schüler stehen länger je mehr unter einem grösseren Druck. Die Wirtschaft und der Berufsstand fordert diese, sie werden schon in der Schule darauf vorbereitet, dass die heutige Zukunft in der Arbeitswelt nicht so einfach ist, wie es früher vielleicht mal angenommen wurde. Wenn wir aber dem Prozesse anschauen in der Schule, wo startete denn dieser. Es gäbe einfache Vorschläge für eine Lösung, und das wäre jetzt an die Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleiterinnen und Schulleiter gerichtet, wenn wir natürlich bereits in der zweiten Oberstufe mit diesem Prozess der Berufswahl starten, umso früher kommen die Schülerinnen und Schüler natürlich in Kontakt mit den Berufen. Das hat der Lehrplan so vorgegeben und ist jetzt aktuell auch ein Thema. Das können wir aber auf eine andere Weise lösen und nicht mit diesem Postulat.

Leider haben wir immer wieder ein kleines «Luxusproblem», entschuldigen Sie den Ausdruck. Entweder haben wir das Problem des Überangebots, wir haben zu viele Lehrstellen auf zu wenig Schüler, oder wir sind auf der anderen Seite, dass wir zu wenig Lernende für alle Lehrstellen haben. Jetzt sind wir in einer neuen Situation, die wir schon länger nicht mehr hatten, dass wir sehr viele offene Lehrstellen haben, die leider durch die Schulabgänger nicht besetzt werden konnten.

Es tönt sehr gut, aber solange die Unternehmen nicht wirklich gewillt sind, dies zu verändern, wird auch eine Vorgabe so in diesem Bereich nichts nützen, denn leider wird es diesen Punkt so auch weiter geben. Ein Unternehmen möchte einen guten Lernenden, einen Lernenden, den sie durch diesen Arbeitsprozess hindurch führen können und ihn auch zum Abschluss dieser Ausbildung bringen. Heutzutage ist der Lehrabbruch bestimmt ein grosser Teil, aber schauen Sie einmal weiter, sehr viele junge Lernende wählen einen Beruf als erste Ausbildung. Vergleichen Sie einmal die Zahlen, in welchen Branchen diese Personen auch wirklich noch in diesem Berufsfeld tätig bleiben. Sehr viele nehmen direkt nach der ersten Ausbildung entweder eine andere Berufswahl an oder sie gehen an weiterführenden Schulen.

Das ganze Thema tönt wirklich sehr einfach. Wir sind in der Fraktion zur Überzeugung gekommen, dass dieser Postulatsbericht zu keiner Lösung führt. Die Unternehmen, das haben Sie richtig erwähnt, müssen dies an die Hand nehmen. Wir kennen beide die Präsidentin des Rheintaler AGV sehr gut, und dort ist es wirklich ein Thema. Solange die Unternehmen nicht wirklich wollen, schaffen wir es nicht, auch nicht mit vielen gesetzlichen Vorgaben. Die Zeichen kann man auch anders an die Schülerinnen und Schüler weitergeben.

Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. November 2018