Geschäft: Fremdsprachen in der Volksschule

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer40.16.11
TitelFremdsprachen in der Volksschule
ArtKR Bericht
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung21.11.2016
Abschluss25.4.2017
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
BotschaftBericht der Regierung vom 20. Dezember 2016
AntragKommissionsbestellung vom 20. Februar 2017
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Gremium19.1.2023
Statements
DatumTypWortlautSession
25.4.2017Wortmeldung

Abschnitt 3.4.1 Motivation

Wie Sie wissen, bin ich Berufsschullehrer und ich möchte an dieser Stelle einmal eine Lanze, im Sinne von Punkt 3.4.1 Motivation für die sehr grosse Mehrheit der Lehrpersonen in der Volksschule brechen. Es hat auch mit Motivation zu tun, wenn den Lehrpersonen in der Öffentlichkeit Wertschätzung, Respekt und Anerkennung entgegengebracht werden, die sie verdienen, statt sich irgendwelchen Klischees oder Vorurteilen über viele Ferien, die Arbeitshaltung oder der Besoldung zu bedienen. Die grosse Mehrheit der Lehrpersonen leistet tagtäglich sehr gute, hervorragende Arbeit, auch für Ihre Kinder oder Enkelkinder.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

(im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Mit grossem Interesse, allerdings wahrscheinlich mit noch grösserer Skepsis haben wir davon Kenntnis genommen.

Wenn der Bericht in seiner Auslegung auch annähernd einem Gefälligkeitsgutachten – man muss es wohl fast so ausdrücken – gleichkommt, möchte ich dennoch im Folgenden unsere Grundsatzüberlegungen versuchen sachlich darzulegen.

Unter anderem auf der Grundlage der Sprachenstrategie der EDK und des HarmoS-Konkordates wird im Kanton St.Gallen seit dem Schuljahr 2008/2009 Englisch ab der 3. Primarklasse und Französisch, wie bereits vorher, ab der 5. Primarklasse unterrichtet.

Die SVP-Fraktion hat bereits mehrfach, und das auch immer wieder mittels politischen Vorstössen, auf die Problematik bzw. den mangelnden Nutzen von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe hingewiesen. Leider ist im Herbst vergangenen Jahres seitens Stimmvolk der Austritt des Kantons St.Gallen aus dem HarmoS-Konkordat sehr deutlich verworfen worden. Dies hätte ein autonomes und bedarfsgerechtes Handeln massiv erleichtert oder wahrscheinlich auch erst wirklich möglich gemacht. Nichtsdestotrotz, wie man das von unserer Seite gewohnt ist, sind wir sehr gute Demokraten und können dies selbstverständlich akzeptieren.

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger wollten mit ihrem klaren Verdikt wohl zum Ausdruck bringen, dass die erst vor relativ kurzem eingeführte Reform im St.Galler Bildungswesen nicht bereits wieder über Bord geworfen werden soll und sich erste Ergebnisse nun einmal konsolidieren und dann auch in einer gesicherten Weise zeigen sollen, bevor man allfällige weitere Schritte oder Änderungen in Erwägung zieht. Deswegen nun allerdings den Schluss zu ziehen, es sei alles in bester Ordnung oder es gäbe mittel- bis langfristig keinerlei Handlungsbedarf wäre allerdings fatal oder zumindest doch in gravierender Weise blauäugig.

Wenn die Regierung Umfrageergebnisse im hier nun vorliegenden Bericht wirklich etwas gar offensichtlich in ihrem Sinne interpretiert, so bestätigen die Auswertungen der nakten Zahlen im Wesentlich doch schon einfach auch das, was Umfragen des Lehrerverbandes bei direkt in der Praxis konfrontierten Lehrpersonen oder beispielsweise auch eine Studie aus dem Kanton Zürich von Simon Pfenniger bereits vor längerer Zeit deutlich zu Tage gebracht haben.

Fremdsprachenunterrichtende Lehrpersonen, seien diese auf der Primar- oder Oberstufe aktiv, sind grossmehrheitlich bereits jetzt der Auffassung, dass eine Fremdsprache in der Primarschule wesentlich zielführender wäre. Ein beträchtlicher Teil der Schulträger, Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern stehen den zwei Fremdsprachen in der Primarschule mehr als nur kritisch gegenüber. Bei einem Grossteil der Schülerinnen und Schüler münden diese in einer Überforderung oder bringen auch den leistungsstarken, und das vergisst man immer wieder, Kindern mittel- und langfristig nur sehr wenig bis nichts im Bezug auf das zu erreichende Sprachniveau am Ende der Volksschulzeit.

In der Fremdsprachendiskussion wird ständig und offensichtlich auch gerne vergessen, dass nicht die Sprachkenntnisse beim Übertritt von der Primarstufe in die Oberstufe von Bedeutung sind sind. Entscheidend ist doch einzig, dass per Ende der obligatorischen Schulzeit in beiden Sprachen vergleichbare Fähigkeiten erreicht werden und dabei natürlich andere Grundlagenfächer auch nicht in einem negativen Sinn tangiert werden.

Die offizielle Viersprachigkeit der Schweiz zeigt deutlich, dass der Zusammenhalt der Schweiz nicht am Erlernen einer zweiten Landessprache und schon gar nicht am Zeitpunkt dieses Erlernens festgemacht werden kann. Entscheidend darf mit Sicherheit nicht das zu erreichende Sprachniveau beim Übertritt von der Primarschule in die Oberstufe sein. Ausschlaggebend für den künftigen Zusammenhalt der Schweiz trotz oder wahrscheinlich gerade wegen verschiedener Sprachregionen dürfte viel mehr der weiterhin zu pflegende politische und kulturelle Respekt, das geschichtliche Bewusstsein und das weiterhin hochzuhaltende Gewicht des Föderalismus sein. Eine insbesondere pädagogische und kantonalpolitische Angelegenheit darf doch nicht zu einer Frage des nationalen Zusammenhalts hochstilisiert werden.

Um gerade vom kulturellen und vielsprachigen Mehrwert unseres Landes weitaus besseren Gebrauch zu machen, erwartet die SVP-Fraktion in Zukunft vermehrt Anstrengungen seitens Regierung und EDK, dass Schülersprachaustausche breitflächiger aufgegleist und deutlich intensiver vorangetrieben werden.

Ich möchte das Sitzungsgeheimnis der vorberatenden Kommission nicht verletzen, aber ein im Bildungsdepartement zuständiger anwesender Regierungsrat hat dabei auch noch eine sehr interessante und prüfenswerte Idee eingebracht: Weshalb sich nämlich nicht auch einmal die Frage stellen Lehreraustausche aufzugleisen. Die hätte für Lehrpersonen den Vorteil, in einer kostengünstigen Weiterbildung einen komplett anderen kulturellen und vor allem auch sprachlichen Einblick und somit einen Gewinn für die Zukunft mitzunehmen, und für die Schülerinnen und Schüler hätte das einen autentischen und sicherlich sehr zielorientierten Sprachunterricht zur Folge. Solche Dinge gilt es wirklich in aller Ernsthaftigkeit weiterzuverfolgen.

Etwas noch ganz zum Schluss: Die Delegation der SVP-Fraktion ist weiter der klaren Auffassung, dass mit Dispensationen im Bereich des Fremdsprachenunterrichts zurückhaltend umgegangen werden muss. Dies verbaut einzelnen Schülerinnen und Schülern den Zugang zu verschiedenen Berufszweigen und kann nicht im Sinne eines verbindlichen Unterrichts sein.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

(im Namen der SP-GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Obwohl der Kommissionspräsident die Eckpfeiler des Berichts zum Fremdsprachenunterricht in der Volksschule politisch korrekt sehr gut zusammengefasst hat, möchte ich doch einige Bemerkunge beifügen.

Im Gegensatz zu Kleidervorschriften und Kopftuchdebatten ist die Lehrerschaft an einem Fremdsprachenkonzept interessiert und erhofft sich für die Zukunft verlässliche Vorgaben. Diese Planungssicherheit wird aber nur erreicht, wenn wir heute dem Bericht mit einem grossen Mehr zustimmen. Bevor wir über das aktuelle Fremdsprachenkonzept sprechen, müssen wir uns alle hier Anwesenden einmal klar darüber sein, wie unterrschiedlich wir doch selber den Sprachunterricht erlebt haben. Sowohl in Französisch als auch in Englisch beschränkte sich der Unterricht an der Oberstufe mehrheitlich auf Grammatik. Die mündlichen Kompetenzen fristeten ein Schattendasein. Vor zehn Jahren wurde Englisch eingeführt, das dank des neuen Lehrmittels und seiner Sprachdidaktik ein Erfolgsmodell ist. Wir im Bericht erwähnt, sind die Kinder und Lehrkräfte auch deshalb motiviert eine zweite Fremdsprache zu lernen. Ich bin mir sicher, mit dem neuen Lehrmittel «dis donc!» haben wir den richtigen Weg eingeschlagen. Warum sollten wir also gerade jetzt, wo bereits viel Geld in die Ausbildung der Lehrkräfte gesteckt wurde und ein zeitgemässes Lehrmittel auf die Auslieferung wartet, Französisch aus dem Lehrplan kippen? Wie ich schon sagte, hat niemand dazu seine persönlichen Erfahrungswerte. Wir sind in unserer Entscheidungsfassung auf Studien oder Stimmungsmacher angewiesen. Studien bringen eher wenig, das hat auch der Kanton Thurgau in seinen Debatten erkannt. Je nach Ziel werden nämlich nur selektiv die passenden Untersuchungen präsentiert. Dazu gehört auch mein Ratskollege Wasserfallen-Goldach, der immer wieder die Umfrage vom KLV bringt, da haben aber nur gerade einmal 31 Prozent teilgenommen, ob das repräsentativ ist, wenn man nicht weiss, unterrichten diese Lehrkräfte selber Französisch oder unterrichten sie gar nicht Französisch.

Gleichzeitig laufen wir Gefahr, dass die Diskussion zum Fremdsprachenunterricht zu einer rein wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird. Aber auch die Stimmungsmacher ist nicht wirklich Verlass. Denn meist werden leider nur die Stimmen gehört, die Französisch in Grund und Boden versenken möchten. Aber auch in meiner Klasse gibt es Kindern, die sich im nächsten Schuljahr auf Französisch freuen. Es ist ja nicht so, dass wir das einzige Land auf de Welt wären, in dem mehrere Sprachen nebeneinander existieren. Darunter sind auch Staaten wie Finnland, Luxemburg, Belgien und Kanada in denen aktiv die Mehrsprachigkeit schon in frühen Jahre gefördert wird. Diese Schulen gehören gemäss Pisastudie nicht zu den schlechtesten auf der Welt. Der Kanton St.Gallen gehört in vielen Bereichen ebenfalls zu den besten auf der ganzen Welt. Lassen wir es doch dabei bewenden und stärken wir unsere Schule, und bereits ab der Primarschule. Im Französischen sind z.B. die mündlichen Kompetenzen markant besser gegenüber früher. Das muss sogar der Verein für eine starke Volksschule neidlos zugestehen.

Unsere Ziele sollten also Finetuning und die Aktualisierung von bestehenden Angeboten sein. Sofortige Resignation bei ersten Motivationsschwächen ist dabei wenig effektiv. Warum fokussiert sich unser Schulsystem immer mehr auf die Problemkinder? Wer überfordert ist, ist dies meist auch schon vor Französisch. Anderseits gibt es aber auch viele Kinder und Eltern, die auf eine gute und vielschichtige Ausbildung hoffen und vertrauen. Deshalb gibt es auch keine Pauschalisierung, dass Kinder mit Migrationshintergrund im Französisch besonders leiden würden. Meist sind es nämlich die Kinder, die im Rahmen von HSK-Stunden noch weitere Sprachen wie Türkisch, Tamilisch, Italienisch oder Russisch lernen. Diese Kinder haben also eine grosse Sprachgewandtheit und können diese zusätzliche Herausforderung meist sehr gut meistern. Auch die Vernetzung von Sprachen und Lernstoff EMBADING (???) kann an der Primarschule viel besser gelebt werden, da dort die nötigen Zeitgefässe vorhanden sind. Das bedeutet im Nebeneffekt auch, dass die MINT-Fächer gestärkt werden. Vernetzung und Transfer ist das A und O einer modernen Didaktik. Nutzen wir doch das Potenzial eines Mittelstufenschülers und lassen uns nicht von der Aussage blenden: An der Oberstufe geht alles viel schneller und besser. An der Primarschule werden wertvolle Grundlagen gelegt, auf die es sich aufzubauen lohnt. Eine lllusion ist es aber, wenn wir glauben, mit einer Verlagerung würden sich automatisch die Deutschkenntnisse verbessern. Da prügeln wir definitiv das falsche Opfer. Die Zahl der Deutschstunden hat sich in den letzten Jahren kaum verändert, die Lehrmittel aber sehr. Auch eine allfällige Überforderung von Schulkindern kann ohne Französisch nicht wirklich vermindert werden. Da gibt es andere, wichtige Gründe, über die kaum gesprochen wird. Dazu gehört unter anderem der Umstand, dass unsere Kinder immer früher eingeschult werden, obwohl in diesem Alter ein Jahr in der Entwicklung sehr viel ausmachen kann, wurden unsere Lehrpläne nie an das neue Alter der Kinder angepasst.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

Abschnitt 6 Würdigung

Mit dem Bericht sollte vor allem geklärt werden, ob das Unterrichten von zwei Fremdsprachen in der Primarschule sinnvoll ist, oder ob nicht besser eine Fremdsprache auf die Oberstufe verschoben werden sollte. Zur Beantwortung dieser Frage hat die Regierung ein Meinungsbild bei Schulträgern, Schulleitungen, Eltern und Lehrpersonen eingeholt und wissenschaftliche Untersuchungen miteinbezogen – soweit so gut. «Frühfranzösisch bleibt umstritten», so titelte das «Tagblatt» am 8. April 2017 und nahm dabei Bezug auf die Medienmitteilung der vorberatenden Kommission.

Nachfolgend einige Zitate seitens der vorberatenden Kommission: Die Schüler müssen erst einmal richtig Deutsch lernen, bevor sie eine zweite oder eine dritte Sprache lernen, denn die deutsche Sprache ist die Basis für alle weiteren Fächer. Es macht keinen Sinn, den Schülerinnen und Schülern etwas in einer Fremdsprache beizubringen, wenn sie den Stoff im Deutschunterricht noch nicht behandelt haben. Dass die deutsche Sprache nicht mehr so vertieft behandelt werden könne, habe unter anderem mit dem ständigen Ausbau des Fächerspektrums zu tun. Es ist wichtig, dass man die Entwicklung genau verfolgt und Kritik ernst nimmt – soweit aus der Medienmitteilung der vorberatenden Kommission.

Ergänzend noch ein paar Aussagen aus dem Bericht der Regierung: Mehr als die Hälfte der Befragten spricht sich gegen den Unterricht zweier Fremdsprachen auf der Primarstufe aus. Kommunikationsfähigkeit schliesst alle Möglichkeiten der Verständigung mit ein, sowohl die lücken- und fehlerhafte als auch die nonverbale Verständigung.

Eine Anmerkung in eigener Sache: Ich frage mich, ob die Schule ein Ort des Erwerbs von möglichst fehlerfreiem Wissen und Können oder der Aneignung von phantomimischen Fähigkeiten sein soll.

Weiter aus dem Bericht der Regierung: «Probleme zeigen sich vor allem dort, wo die Erstsprache nicht ausreichend beherrscht wird. Für die künftigen Berufschancen der Schülerinnen und Schüler ist es nicht von Vorteil, wenn sie auf der Primarstufe zwei Fremdsprachen lernen. Der regelmässig in der Öffentlichkeit thematisierte Möglichkeit, eine Fremdsprache auf die Oberstufe zu verschieben stehen die Befragten positiv gegenüber. Wenn auf der Primarstufe zwei Fremdsprachen unterrichtet werden, werden dafür andere Fächer vernachlässigt. Die Meinungen zur Unterrichtsgestaltung zeigen, dass das geltende Sprachenkonzept nur teilweise Zustimmung erhält. Den Unterricht in zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe unterstützt lediglich eine Minderheit. Die Argumente, die für den Unterricht einer zweiten Landessprache auf dieser Stufe ins Feld geführt werden, stossen bei einer Mehrheit auf keine Zustimmung. Und last but not least, es ist nicht sinnvoll, zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe zu lernen.»

Aus diesen wenigen Sätzen ist unschwer ein allgemeines Unbehagen zu erkennen. Jedoch ist der Bericht der Regierung offensichtlich mit dem Ziel verfasst worden, das bisherige Frühfremdsprachenkonzept der EDK unter allen Umständen zu legitimieren. Das Ergebnis stand wohl von vornherein fest. Nur so ist die Würdigung unter Ziff. 6 zu erklären, worin sich die Regierung den Berichtserhebung schlicht und ergreifend verschliesst. Die Regierung sehe keinen Anlass etwas zu ändern.

Ich komme zurück auf ein eingangs erwähntes Zitat: Es ist wichtig, dass man die Entwicklung genau verfolgt und Kritik ernst nimmt. Dem vorliegenden Bericht ist reichlich Kritik zu entnehmen. Kommt hinzu, dass die grössten Kritiken, insbesondere die Langzeitstudien der Linguistin Dr. Simone Pfenninger von der Universität Zürich vom Jahr 2014, wie auch der renommierten Sprachforscherin und Anglistin Prof. Carmen Munoz von der Universität Barcelona, schlicht unterschlagen wurden. Selbst die eindeutig ablehnende Stellungnahme der Lehrerschaft wurde bagatellisiert und Feetbacks von Lehrbetrieben und Mittelschulen wurden schlicht nicht thematisiert. Ich bin sicher, aus bekannten Gründen. Was der Rat nun aber darauf zu machen scheint, ist mutlos. Von «Kritik ernst nehmen» spüre ich wenig. Wenn der Bericht so abgesegnet wird, sind solche Beteuerungen reine Worthülsen. Gewiss, der Befund der kürzlichen HarmoS-Abstimmung lässt dem Kanton St.Gallen derzeit keinen Spielraum. Aber der Kanton St.Gallen, rein anhand der vorliegenden und insbesondere der vorenthaltenen Erkenntisse, müsste als wichtiger Player in der EDK Einfluss nehmen, um die Primarschülerinnen und -schüler mit wirklich sinnvollem Unterrichtsstoff zu beglücken.

Abschliessend erlaube ich mir drei Zitat nochmals zu erwähnen:

  1. Die Schülerinnen und Schüler müssen erst einmal richtig Deutsch lernen, bevor sie eine zweite oder dritte Sprache lernen, denn die deutsche Sprache ist die Basis für alle weiteren Fächer.

  2. Es ist nicht sinnvoll, zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe zu lernen.

  3. Es ist wichtig Kritik ernst zu nehmen.

Ja genau, wie nun aber die Regierung in der Würdigung unter Ziff. 6 des Berichts die Auffassung vertreten kann, keinen Anlass für eine Verlagerung des Französischunterrichts in die Oberstufe zu sehen, steht sie völlig quer in der Landschaft, denn mit ihre Fazit widerspricht sie ihrem eigenen Bericht.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

Präsident der vorberatenden Kommission: Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die vorberatende Kommission zum Geschäft 40.16.11 «Fremdsprachen in der Volksschule» beriet die Vorlage am 3. April 2017 im Bildungsdepartement in St.Gallen.

Von Seiten des zuständigen Departementes nahmen Regierungsrat Stefan Kölliker sowie Jürg Raschle, Generalsekretär des Bildungsdepartementes und Alexander Kummer, Leiter des Amtes für Volksschule, teil. Geschäft und Protokoll führten Beat Müggler und sein Stellvertreter Matthias Renn von der Staatskanzlei.

Gegenstand der Beratung war der Bericht der Regierung vom 20. Dezember 2017. Dieser fusste auf dem Postulat 43.14.02 «Fremdsprachenkonzept auf der Primarstufe – Überforderung für die Schülerinnen und Schüler» vom 24. Februar 2014. Als weitere Unterlagen zur Vorbereitung der Kommissionsmitglieder wurden verwendet:

  • Bericht 40.14.04 «Perspektiven der Volksschule»;

  • Interkantonale Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule vom 14. Juni 2007;

  • Sprachenstrategie der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) vom 25. März 2004;

  • zwei schulische Broschüren zum Erlernen von Fremdsprachen.

Die vorberatende Kommission behandelte ein pädagogisches, aber auch ein staatspolitisches Geschäft von nationaler Tragweite. Uns allen sind Situation und Vorstösse bezüglich Fremdsprachenunterricht in anderen Kantonen sowie Reaktionen von Seiten des Bundes bewusst. Auch ist jedermann bekannt, dass die St.Galler Bürgerinnen und Bürger vor kurzem einen Ausstieg aus dem HarmoS-Konkordat klar abgelehnt haben. Und nicht zuletzt, sondern ganz im Gegenteil an aller erster Stelle, sind wir unserer Jugend verpflichtet, welcher wir zeitgemässe schulische Voraussetzungen schulden.

Entsprechend verantwortungsbewusst hat sich die Kommission mit der Thematik befasst. Zu Beginn der Sitzung führte Regierungsrat Kölliker in die Thematik ein. In der allgemeinen Diskussion sprachen sich alle Fraktionen für Eintreten oder zumindest im Grundsatz dafür aus.

Die anschliessende Spezialdiskussion drehte sich um verschiedene im Bericht behandelte Themenbereiche. Die wichtigsten Punkte möchte ich kurz erwähnen:

  1. Obwohl durch verschiedene Studien und Untersuchungen nicht nachgewiesen werden konnte, dass das Erlernen mehrerer Fremdsprachen schon im Primarschulalter die Schülerinnen und Schüler grundsätzlich überfordern, oder dass ein späterer Fremdsprachenerwerb grundsätzlich zu besseren Resultaten führen würde, bieten nach wie vor diverse Anliegen Grund zur Unzufriedenheit oder gar Unbehagen – leider hauptsächlich in Bezug auf den Französischunterricht.

    Besonders besorgt ist unsere Kommission über die in unserem Kanton vergleichsweise eher tiefe Motivation zum lernen und lehren dieser Landessprache. Dabei spielen diverse Faktoren eine Rolle: Unsere geografische Distanz zur Romandie wird sicher als Handicap wahrgenommen, da den Schülerinnen und Schülern der direkte Kontakt zur französischen Sprache weitgehend fehlt. Im Vergleich zur englischen Sprache erleben zudem viele das Französischlernen als schwieriger. Hier ist jedoch anzuerkennen, dass das Sprachenlernen und lernen generell immer auch mühsame Fleissarbeit beinhaltet und beinhalten muss, ohne die man selten auf einen grünen Zweig kommt.

    Durch fortschrittliche und attraktive Lehrmittel samt entsprechendem Weiterbildungsangebot für Lehrpersonen, sowie durch verbindlichen Halbklassenunterricht ab Klassengrösse 20, soll jedoch auch dieser Tatsache Rechnung getragen werden.

    Ebenfalls der Motivation und der Relevanz diente eine gezielte Förderung von Sprachaustauschen. Die Kommission nahm zur Kenntnis, dass diese zur Zeit auf Stufe EDK und Bund neu organisiert werden, nachdem die zentrale Koordinationsverantwortung auf die Agentur «Movetia» übergegangen ist.

    Die Kommission erachtet den Sprachaustausch als wirkungsvolle, im Kanton St.Gallen noch ausbaufähige, Massnahme. Sie wünscht, dass dem Kantonsrat über die Entwicklung auf diesem Gebiet berichtet wird.

  2. Für die Kommission ist zentral, dass auch die MIND-Fächer sowie Deutsch im allgemeinen Fokus bleiben, sodass auch diese Fächer gestärkt werden, damit unsere Schülerinnen und Schüler das Rüstzeug für ihre spätere persönliche Laufbahn erhalten.

    Gerade eine solide und sichere Beherrschung der deutschen Sprache bildet die absolute und matchentscheidende Grundlage für das Lernen in anderen Fächern und generell. Die grosse Bedeutung von Deutsch bei der Integration in Privat- und Erwerbsleben ist unbestritten, insbesondere bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.

    Zweifelsohne kann sich nun die heute viel breitere Fächerpalette als beispielsweise vor 50 Jahren auswirken auf das einzelne Fach. Das liegt aber nicht ausschliesslich an den Fremdsprachen. Zudem haben auch gesellschaftliche Gründe ausserhalb der Schule nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die verschiedenen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler. Es sei hier z.B. an die Digitalisierung erinnert.

  3. Die vorberatende Kommission ist sich in ihrer Mehrheit im Grundsatz darüber einig, dass im Kanton St.Gallen «Hau-Ruck-Übungen» und ein Umkrempeln des bestehenden Sprachenkonzept kontrapoduktiv wären, und eine erneute Reform für viel Unruhe an Schulen sorgen würde. Stattdessen sollen die Errungenschaften der bisher aufgewendeten Ressourcen verbessert, und die Auswirkungen der bereits erwähnten Neuerungen im Bereich des Französischunterrichts insbesondere im Zuge der Einführung des neuen Lehrplans «Volksschule» ab Schuljahr 2017/18 abgewartet werden. Die Umsetzung der kantonalen Fremdsprachenstrategie an unseren Schulen, also Englisch ab der 3. Primarklasse und Französisch ab der 5. Primarklasse soll somit weiterverfolgt und weiter entwickelt werden.

    Eine solche Weiterentwicklung sollte sinnvollerweise linear und mit der gebotenen Umsicht geschehen. Ein erfolgreiches Schulsystem basiert weniger auf einer permanenten sprunghaften Huldigung an den jeweiligen Zeitgeist, sondern viel mehr auf Verlässlichkeit. Dabei spielt auch ein gebührender Zeithorizont eine Rolle.

  4. Die Schweiz ist ein mehrsprachiges Land, deren verschiedene Kulturen seit jeher auch unser Staats- und Bildungsverständnis prägen. Wir sind zurecht stolz darauf, dem muss ein entsprechender Stellenwert in der Bildung ebenfalls Rechnung tragen. Sollte sich das bestehende Konzept aber trotz der neuen Massnahmen längerfristi nicht bewähren oder sollten völlig neue Erkenntnisse aus der Bildungsforschung kommen, so muss bei der Bedarf explizit darauf zurückgekommen werden. Notwendige Anpassungen sind daher auf Stufe EDK auch in Zukunft jederzeit möglich.

Ich schliesse mit der Information über das Resultat der Gesamtabstimmung: Die vorberatende Kommission beantragt dem Kantonsrat mit 15:0 Stimmen Eintreten auf den Bericht.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

(im Namen der FDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die Frage der richtigen Anzahl von Fremdsprachen in der Volksschule und insbesondere die Notwendigkeit und Richtigkeit von Frühfranzösisch auf dieser Stufe sind derzeit in der Schweiz heftig umstritten. Der Kanton Thurgau riskiert eine Bundesintervention, weil er das Frühfranzösisch abschaffen will und die Stimmbürgerinnen und -bürger des Kantons Zürich werden demnächst über eine gleichlautende Initiative abstimmen.

Mit dem Bericht zeigt die Regierung auf, dass sich das heutige System mit zwei Fremdsprachen in der Primarschule in unserem Kanton bewährt hat. Grundsätzlich ist auch die FDP-Fraktion der Auffassung, dass das System so beibehalten werden sollte. Die Strategie für Fremdsprachenunterricht ist an sich richtig, und der Fremdsprachenunterricht unterfordert die Schülerinnen und Schüler nicht grundsätzlich. Einzelne Überforderungssituationen bestehen, wie in anderen Fachbereichen.

Unabhängig von den entlastenden objektiven Befunden ist im subjektiven Empfinden eines erheblichen Teils der befragten Personen der französisch Unterricht tendenziell unbeliebt und entsprechend wird sein Sinn angezweifelt. Dagegen könnte etwas unternommen werden, ober nach unserer Auffassung mehr unternommen werden. Es wäre wichtig, wie das die Stadt St.Gallen beispielsweise mit ihren beliebten «Genflagern» gezeigt hat, dass vermehrt ein sprachlicher Austausch über die Landesgrenzen hinaus gerade dem oft verschmähten Französisch wertvollste Motivation und Lernimpulse geben könnte. Es existiert eine gesetzliche Grundlage dazu und es sind auch Mittel des Bundes vorhanden, die das finanzieren lassen.

Die mit dem Postulat verlangten Abklärungen durch das Bildungsdepartement betrachten wir nicht als repräsentativ. Es fand lediglich eine auf verhältnismässig wenige Personen beschränkte Befragung über die Akzeptanz der Fremdsprachen statt. Die Argumentation im Bericht basiert im Weiteren fast ausschliesslich auf einer Studie der Bildungsdirektion Konferenz Zentralschweiz (BKZ). Kritischen Passagen der Studie wurden ebenso ausgeblendet wie andere kritische Studien. Es wäre eine Chance gewesen, das Postulat zum Anlass zu nehmen, breiter aufzuzeigen, dass diese seit 2004 gültige Fremdsprachenstrategie im Grundsatz richtig ist. Aber diese Hausaufgaben wurden nach unserer Auffassung nur teilweise gemacht.

Unser Volksschulunterricht, und es haben das einige Vorredner und der Kommissionspräsident auch schon gesagt, ist sehr sprachenlastig. Zu dieser Sprachenlastigkeit fehlen Hinweise im Berich vollständig. Das vorrangige Ziel der Primarstufe muss nach Auffassung der FDP-Fraktion weiterhin in erster Linie die Förderung der deutschen Sprache sein. Leider ist das Gegenteil der Fall. Im Bericht wurde zwar der Hinweis gemacht, dass mit dem im Lehrplang «Volksschule» verfolgten Ziel der funktionalen Mehrsprachigkeit angestrebt werde, dass jede Person ihre Muttersprache sicher beherrsche und in wenigstens zwei Sprachen so vertraut sei, dass sie sich auf eine Kommunikation einlassen und sie in den Grundzügen erfassen könne. Übersehen wird nach unserer Meinung, dass sichere und gute Deutschkenntnisse auch die Grundlage für die Beherrschung weiterer Fremdsprachen, aber auch für den Erwerb der MIND-Kompetenzen sind. Wer nicht einmal in der Lage ist, in seiner Muttersprache eine Aufgabe zu formulieren oder zu lesen, der ist auch nicht in der Lage andere Aufgaben, z.B. in den Naturwissenschaften, zu verstehen und zu bewältigen. Der primäre Illettrismus betrifft auch in der Ostschweiz rund 50'000 Schulabgängerinnen und -gänger, die die deutsche Sprache nicht oder nur sehr ungenügend beherrschen. Die Frage müsste nach Meinung der FDP-Fraktion damit zunächst primär nicht sein, ob es ein oder zwei Fremdsprachen in der Volksschule braucht, sondern ob es neben der gründlichen Erlernung der deutschen Muttersprache und der mathematischen naturwissenschaftlichen Kompetenz in der Volksschule noch Platz hat für eine zweite Fremdsprache bzw. wie erreicht werden kann, dass es ausreichend Platz hat. Diese zentrale Frage beantwortet der Bericht nicht. Die FDP-Fraktion stellt daher die grundsätzliche Frage, ob die Lektionentafel an der Primarschule nicht durch zu viele Bildungskompetenzen überlastet ist, weil neben dem Sprachenerwerb Schülerinnen und Schüler im Bereich der Mathematik, Mensch und Umwelt und in allen gestalterischen, musischen und Bewegungsfächern die gesetzten Ziele ebenfalls erreichen müssen oder müssten. Kann diese Lektionentafel allenfalls bereinigt und gestrafft werden? Müsste man allenfalls das Sprachenkonzept nicht doch staffeln? Was geben wir für Förderungsmassnahmen aus um zwei Fremdsprachen zu erlernen?

Wir sind zusammenfassend für Eintreten und Kenntnisnahme mit folgenden vier Erwartungen:

  1. Wir begrüssen den Bericht und akzeptieren zwei Fremdsprachen in der Volksschule.

  2. Wir erwarten aber gezielte Massnahmen des Bildungsdepartementes zur Förderung des Schüleraustauschs und verweisen nocheinmal auf Art. 14 des Sprachengesetzes des Bundes.

  3. Die Deutschkenntnisse auf Volksschulstufe und auch die MIND-Kenntnisse sind ab der Einschulung zu verbessern. Das erfordert Präszision und das Fördern exakter Kenntnisse in diesen Bereichen.

  4. Lehrplan, Lehrmittel und Lektionentafeln sind im Sinne dieser Zielsetzung laufend auf ihre Tauglichkeit zu prüfen und nötigenfalls anzupassen.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

(im Namen der CVP-GLP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Der Bericht ist eine ernüchternde Bestandesaufnahme im Sinne eines Meinungsbildes. Es bleibt dahingestellt, was ernüchternder ist: Die Bestandesaufnahme ansich oder die damit erreichten Meinungsbilder? Der Bericht ist keine wissenschaftliche Auswertung über objektive Fakten. Wir haben ja auch kein Gutachten bestellt. Es werden selektive Meinungsäusserungen zusammengetragen. Diese stellen höchstens Indizien dar, von welchen auf die Realität geschlossen werden kann. In diesem Sinne ist immerhin, aber nicht mehr, die bescheidene Erwerbung von Schülerinnen und Schülern für Französisch aufzufassen. Die rechtliche und politische Ausgangslage ist klar, der Kanton ist dem HarmoS-Konkordat verpflichtet. Der Souverän hat den Beitritt gutgeheissen und jüngst einen Austritt klar abgelehnt. Darüber ist von uns nicht weiter zu diskutieren. «Roma Locuta – Causa finita» – um sich einer weiteren Fremdsprache zu bedienen.

Bei wissenschaftlich technischen Fragen, wie dem Erwerb einer Fremdsprache, haben sich die Behörde und damit auch die Legislative bei der Beurteilung des Sachverhaltes einer gewissen Zurückhaltung aufzuerlegen. Da sind die Pädagogen an der Front, wie Primarlehrer, Sekundarlehrer, Berufs- und Mittelschule und in der praxisbezogenen Ausbildung die Pädagogische Hochschule näher am Sachverhalt.

Politisch ist vieles in Bidlung und Erziehung gesetzlich an das besondere Gremium «Erziehungsrat» delegiert. Unter Berücksichtigung dieser Präliminarien ist festzustellen:

  1. Solides Deutsch ist die Grundlage für den Spracherwerb und Mathematik die Basis für viele Berufe und Studien. Diese sind weiter zu stärken. Hier ist weniger mehr.

  2. Gute und schwache Schülerinnen und Schüler sind fit zu machen für die Arbeitswelt. Der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ist Rechnung zu tragen. Individuelle Lernziele spiegeln lässig (16:32:56??) die gesellschaftliche Realität wider. Der verfassungsmässige Anspruch Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit findet bei dem auf gleicher Ebene angesiedelten verfassungsmässigen Prinzip der Verhältnismässigkeit seine Grenze. Gleiches ist nach objektiven Kriterien gleich, ungleiches aber nach Massgabe seiner Ungleichheit auch ungleich zu behandeln – das ist die Realität. Wer die unterschiedlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler verwischt urteilt ideologisch oder gar aus dem Elfenbeinturm. Individuelle Lernziele oder gar Lernzielberfreiungen können Sinn machen. Als Aussnahme sind sie aber zurückhaltend anzuwenden. Soviel wie nötig, sowenig wie vertretbar.

  3. Angezeigt ist fordern und fördern, vermitteln von Fleiss und Anstand. Gerade beim Fordern besteht noch vielfach Luft nach oben. Konsequenterweise sind dann aber auch die vielen Nebenbeschäftigungen und Ablenkungen im Alltag der Schülerinnen und Schüler möglichst zu Gunsten der wichtigen Fähigkeiten, wie Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen zu supprimieren. Weniger ist hier oft mehr. Die Erziehung bleibt zentral. Die Lehrpersonen sind vor der Politik und der Verwaltung für die Lernerfolge bei ihren Schülerinnen und Schülern zu unterstützen. Aus Gründen der Staatsraison, der nationalen Kohärenz und im Freund eidgenossenschaftlichen Denkens mit unseren «Chèr compatriote de la langue francaise» ist am jetzigen System festzuhalten. Ob unsere Bevölkerung weiter weg ist, das mag oder nicht. Begeisterung oder Herzblutt stellen sich meist erst im Welschland ein oder auf dem Territorium der «Grande nation». Aber das ist hier nicht das Thema und darf nicht entscheidend sein.

    Für unsere Schülerinnen und Schüler ist entscheidend, die Offenheit gegenüber neuen Sprachen und Kulturen in der Welt von klein auf. Das hat die Ostschweiz weit gebracht und das wird uns auch weiter bringen.

  4. Kanton und Schulgemeinden haben viel in zwei Fremdsprachen und das Modell 3.5 (??) investiert. Es ist nicht zu verantworten, dieses Humankapital leichtfertig wieder über Bord zu werfen. Wer das macht, wandelt Investitionen in Ausgaben der Vergangenheit.

  5. Das HarmoS-Konkordat muss offen und flexibel bleiben, um gegebenenfalls später begründete Anpassungen an die Realität machen zu können. Die Abwandlung einer Bibelstelle gilt: «HarmoS ist für die Menschen da und nicht die Menschen für HarmoS.» Überparteilich wurde schliesslich festgestellt, dass Austauschprogramme mit dem Welschland wertvoll sind für Schüler im Klassenlager, für Begabte, auch für die Lehrpersonen. Austauschprogramme in den nationalen Fremdsprachen sind deshalb zu stärken. Ein späterer Bericht der Regierung hat zum Programm «Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen» sowie zur Strategie des Kantons St.Gallen Auskunft zu geben. Das wurde uns so in Aussicht gestellt.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017
25.4.2017Wortmeldung

Regierungsrat: Wir können festhalten, unser Sprachenmodell in unserem Kanton entspricht dem Sprachenkonzept «Strategie der EDK». Wir können auch feststellen, anlässlich der HarmoS-Austrittsdebatte letzten Herbst war das zentrales Thema neben dem neuen Lehrplan. Wir können feststellen, dass die Bevölkerung uns mit grosser Zustimmung von 70 Prozent Recht gegeben hat zu unserer Schulentwicklung, zu unseren Modellen und auch zu diesen zwei konkreten Fragen, wie wir das handhaben in unserem Kanton. Das heisst, im jetzigen Moment besteht kein Handlungsbedarf. Wieso besteht kein Handlungsbedarf? Weil der Kanton St.Gallen verschiedene Massnahmen ergriffen hat, um verschiedene festgestellte Mängel, und die streitet auch niemand ab, zu beseitigen. Es wurde verschiedentlich erwähnt, aber nicht alles, ich möchte es zusammenfassen: Wir bringen ab diesem Schuljahr ein neues Lehrmittel. Dieses Lehrmittel ist etwas komplett neues. Es ist das erste Französischlehrmittel, das auch digital zur Verfügung stehen wird. Ich verspreche mir sehr viel von diesem Lehrmittel, weil Schülerinnen und Schüler selber spielerisch zu Hause lernen können, mit Zugriff auf Informatik, Kenntnis von Informatik vorausgesetzt, und das wird die Attraktivität des Fränzösisch wesentlich steigern, dessen bin ich mir ganz sicher.

Wir haben im Erziehungsrat beschlossen, und das hat hald kein Kanton gemacht, andere machen das Gegenteil, das Klassen, die mehr als 20 Schülerinnen und Schüler haben Französisch im Halbklassenunterricht unterrichten müssen. Jeder der einmal vor einer Klasse gestanden hat, ich habe dies während zehn Jahren in der Erwachsenenfortbildung, weiss, dass es ein riesen Unterschied ist, ob sie 14 oder 15 Schülerinnen und Schüler vor sich haben, oder 24 oder 26 Schülerinnen und Schüler. Auch das wird in Zukunft einen wesentlichen Vorteil bringen, indem dass wir bei grossen Klassen in Halbklassen unterrichten werden. Wir haben jetzt unsere Lehrpersonen, wir sind noch dabei, im Hinblick auf den neuen Lehrplan auf diese neue Fremdsprachendidaktik vorbereitet. Sie wissen, was auf sie zukommt, sie können das anwenden und deshalb auch hier, die Lehrpersonen sind bestens vorbereitet, was da kommt.

Was wir auch noch machen, das war das Thema in der vorberatenden Kommission, also nicht kantonal sondern interkantonal, es wurde im letzten Jahr eine neue Stiftung gegründet, die Schweizerische Stiftung für die Förderung von Austausch und Mobilität (Movetia). Wir wollen vermehrt Schüleraustausch unter den Sprachregionen Westschweiz und Deutschschweiz und so dieses Verständnis und die Attraktivität für die fremde Sprache steigern und fördern. Hier sind wir am Anfang. Es gab schon eine Stiftung, die CH-Stiftung, man war nicht wirklich glücklich über den Erfolg dieser Stiftung. Wir starten jetzt zusammen mit dem Bund einen neuen Anlauf. Ich weiss, heute Morgen hat ein Gespräch stattgefunden mit dem Schulträgerverband, Thomas Rüegg und meinem Bildungsdepartement. Wir werden im Juni ein Gespräch mit Movetia führen. Sie werden dann bei uns im Bildungsdepartement sein und ich bin gespannt, was hier möglich ist mit vermehrtem Schüleraustausch.

Sie sehen, ein Handlungsbedarf besteht jetzt einfach nicht. Wir müssen jetzt abwarten, was die Erfahrungen sind, die wir in unserem Kanton machen. Ich bin Ihnen wirklich auch sehr dankbar, dass Sie sich von den Entwicklungen in anderen Kantonen nicht beeinflussen lassen. Wir müssen unserer Tradition treu bleiben, dass wir verlässlich bleiben mit unseren Schulmodellen, dass wir nicht «hüsch und hott» etwas einführen und wieder ändern. So machen wir das traditionell und ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie das auch bei den Sprachen so machen.

Session des Kantonsrates vom 24. und 25. April 2017