Geschäft: Wahl der Präsidentin bzw. des Präsidenten des Kantonsrates der Amtsdauer 2016/2017

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer11.16.02
TitelWahl der Präsidentin bzw. des Präsidenten des Kantonsrates der Amtsdauer 2016/2017
ArtKR Mutation Wahl
ThemaGrundlagen und Organisation
FederführungStaatskanzlei
Eröffnung28.4.2016
Abschluss6.6.2016
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragWahlvorschlag der CVP-GLP-Fraktion vom 6. Juni 2016
Statements
DatumTypWortlautSession
6.6.2016Wortmeldung

Ratspräsident: Die Stimmzettel werden verteilt.

Session des Kantonsrates vom 6. und 7. Juni 2016
6.6.2016Wortmeldung

Der Kantonsrat wählt als Präsident Peter Göldi Gommiswald.

Wahlprotokoll:

– Zahl der ausgeteilten Stimmzettel: 115

– Zahl der eingegangenen Stimmzettel: 114

? davon ungültig: 0

? davon leer: 2

– gültige Stimmzettel: 112

– absolutes Mehr: 57

Gültige Stimmen haben erhalten:

– Peter Göldi, Gommiswald: 107

– Andere/ Verschiedene: 5

Session des Kantonsrates vom 6. und 7. Juni 2016
6.6.2016Wortmeldung

Präsident des Kantonsrates: Sie haben mich soeben zum «höchsten» St.Galler gewählt – ich danke Ihnen dafür ganz herzlich, ich danke Ihnen für das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Das Wahlresultat erfreut und verpflichtet. Die Erwartungen an das Amt sind hoch. Ich will meine Kraft und Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen für den Kanton St.Gallen zur Verfügung stellen. Die Funktion des Präsidenten beschränkt sich im Wesentlichen auf die Versammlungsführung hier drinnen, auf die Vertretung gegen Aussen und gelegentlich ein Stichentscheid, der dann, je nach Bedeutung des Geschäftes, mehr oder weniger lange in Erinnerung bleibt. So oder so, ich freue mich besonders, auf spannende Begegnungen mit Menschen verschiedenster Art und Herkunft im Kanton und über die Kantonsgrenzen hinaus.

Ein erste Gelegenheit zu Begegnungen bietet sich bereits morgen Dienstag für uns alle. Das OK der Empfangsfeier, auf der Tribüne anwesend, freut sich besonders, wenn Sie zum Fest kommen und sich die Begegnung mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht entgehen lassen. Im Sinne einer kleinen Kostprobe, wurden wir soeben musikalisch eingestimmt von Gommiswaldern. Ich danke dem Alphornduo «Natürlich», Fabian Jud und Markus Sahli ganz herzlich für das wohlklingende Intermezzo und freue mich, wenn sie nach meiner Ansprache noch zu einem dritten Stück ansetzen.

Als Vertreter aus dem Linthgebiet, und damit je nach Standpunkt von «vor oder hinter dem Ricken» überrasche ich Sie wohl kaum, wenn ich feststelle, dass St.Gallen wie kaum ein anderer Kanton der Schweiz sich aus zahlreichen historischen Gebieten zusammensetzt, die vor ihrer Vereinigung 1803 höchstens recht locker miteinander in Verbindung gestanden haben.

Diese Ausgangslage war zur Zeit der Kantonsgründung denn auch eine echte Herausforderung für die Heraldik. Die damalige erste Regierungskommission beauftragte Stadthalter David Gonzenbach, ihr einen Vorschlag für ein Kantonswappen zu unterbreiten. Wie aber sollte St.Gallen ein Wappenthema finden können, welches jedem seiner Teile, den alten Landvogteien, der Herrschaft Sax, der Grafschaft Toggenburg, der alten Landschaft und den beiden Stadtrepubliken hätte gerecht werden können. Als sichtbares Zeichen für die ideelle Verbindung der Regionen im jungen Kanton darzustellen, schien Gonzenbach das altrömische Liktorenbündel passend. Gestützt auf seinen Entwurf beschloss die Regierungskommission am 5. April 1803 das Rutenbündel als Sinnbild der Eintracht und Souveränität enthaltend acht zusammengebundene Stäbe, nach der Zahl der acht Distrikte, mit oben hervorstehendem Beil fortan als Wappen zu verwenden.

Das Kantonssiegel enthält zusätzlich die Inschrift «verbündete helvetische Republik Kanton St.Gallen». Die Hiraldik hat also für das St.Galler Problem der fehlenden gemeinsamen Geschichte und Identität eine elegante Lösung vorgelegt. Es gehört zum Wesen eines Bündnisses, dass sich die Teile ergänzen. Sie müssen nicht gleich sein, nein, sie dürfen, ja sie sollen ihre Eigenarten bewahren und Stärken pflegen zum Vorteil des Gesamten. In der Vielfalt liegt die Stärke, im Bündnis die Kraft. Die Entwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft und Umwelt orientiert sich je länger an historisch gewachsenen Grenzen. Die Politik muss sich daher verstärkt auf ein Denken und Handeln in funktionalen Räumen einstellen.

Für den Kanton St.Gallen führt dies auch zu Zentrifugalkräften. Solchen kann man mit Begegnungen entgegentreten: Sie kennen verbindet. Das Wappen ist vor diesem Hintergrund aktueller denn je. Das Band um die Stäbe soll diese zusammenhalten, die vielfältigen Stärken zu einem Ganzen bündeln. Die Herausforderung liegt darin, die strategischen Erfolgspositionen jedes einzelnen zu erkennen, gezielt zu fördern und so zum Erfolg des gesamten zu führen. Die Grundlagen dazu sind gute Strukturen, eine prosperierende Wirtschaft und ein gesellschaftlicher Zusammenhalt. Dazu braucht es das Engagement von uns allen. Die Frage, ob ich denn während meines Präsidialjahres die Fahnen hinter dem Präsidentenstuhl aufrechtstehen lasse oder nicht, scheint damit beantwortet. Ja, ich will, weil sie uns daran erinnern, dass die Stärke unseres Staates in der Vielfalt und im Zusammenhang liegt. Zwar werde ich sie hinter meinem Rücken während dem Ratsbetrieb nicht sehen, dafür haben Sie jederzeit den Blick aufs Ganze.

Ich freue mich, wenn es in meinem Präsidialjahr gelingt, weitere Begegnungen zu schaffe, verbindende Bänder über den Kanton und darüber hinaus zu spannen und damit an einem tragfähigen Netz weiterzuarbeiten. Die Voraussetzungen dazu scheinen intakt, denn wie Sie erfahren haben, wir die Debatte von hier drinnen ab heute im Netz verbreitet.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, auf viele Begegnungen, danke Ihnen für das Vertrauen und die Aufmerksamkeit.

Session des Kantonsrates vom 6. und 7. Juni 2016