Geschäft: Schutz für Mensch und Weidetiere vor Wolfsübergriffen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer41.15.06
TitelSchutz für Mensch und Weidetiere vor Wolfsübergriffen
ArtKR Standesbegehren
ThemaFinanzen, Regalien, Unternehmungen, Feuerschutz
FederführungVolkswirtschaftsdepartement
Eröffnung1.12.2015
Abschluss29.2.2016
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
VorstossWortlaut vom 1. Dezember 2015
AntragAntrag der Regierung vom 26. Januar 2016
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person28.8.2024
1.8.2019Person27.6.2024
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
29.2.2016Eintreten30Zustimmung69Ablehnung21
Statements
DatumTypWortlautSession
29.2.2016Wortmeldung

Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich sehe hier wirklich kein Wolfsproblem. Wenn schon, dann haben wir ein Autoproblem. Es werden bedeutend mehr Kinder verletzt und getötet durch den Autoverkehr. Und niemandem kommt es in den Sinn, die Autos abzuschaffen. Es ist eine Wolfshysterie, die wir haben. Jede Session kommen irgendwelche Vorschläge den Wolf abzuschaffen oder abzuschiessen.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016
29.2.2016Wortmeldung

(im Namen der Motionäre): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Ich möchte nicht direkt Walser-Sargans recht geben. Natürlich weiss ich, dass er auch aus einer Gegend kommt, wo es Wölfe haben kann. Vor allem seine Verwandtschaft mutterseits kommt aus dem Weisstannenthal und dort hat es sicher Wölfe. Es geht ja nicht darum, wo die Wölfe sind und wie sie sind. Es geht darum, wie gehen wir mit Wolf um. Ich erinnere mich daran, dass Regierungsrat Würth schon mehrmals mit mir diesen Disput geführt hat. Ich habe ihn einmal gefragt, ob wir ein Wolfskonzept haben? Darauf hat er geantwortet: Nein, wir haben kein Wolfskonzept, aber wir haben ein Wolfsproblem.

Das Wolfsproblem haben wir im Kanton St.Gallen, es geht vor allem, wie Bonderer-Pfäfers gesagt hat, es besteht die Angst um die Kinder, wenn sie in dieser Region alleine unterwegs sind. Es ist nicht einfach Schwarzmalerei unsererseits, dass das so ist. Ich sehe auch, wie teilweise die städtischen Kantonsvertreter lieber auf der Tribühne sprechen, als unseren Anliegen zuzuhören. Es ist auf dem Land ein Problem und es würde mich freuen, wenn man diese Problematik angeht.

Ich weiss, dass die CVP-Fraktion auch eine Interpellation eingegeben hat, wenn wir uns auf Wahlen anspricht, wir bearbeiten dieses Thema aktiv seit über zwei Jahren, die CVP-EVP-Fraktion hat kurz während der letzten Novembersession eine Interpellation etwa in die gleiche Richtung eingereicht. Es hat mich gefreud, dass die CVP-EVP-Fraktion, deren Regierungsrat dieses Thema vertreten darf und muss, dass sie wahrscheinlich in die ähnliche Richtung gehen wie wir. Es würde mich sehr freuen, die die CVP-EVP-Fraktion unser Standesbegehren für Eintreten unterstützen wird, denn ich glaube, dann hätte die Regierung endlich einen Handhabe dieses Problem anzugehen und vorstellig zu werden. Mir kommt es manchmal vor, die Regierung hat immer mit dem Argument geantwortet, sie habe leider nichts in der Hand um nach Bern zu gehen. Mit dem Überweisen dieses Standesbegehren hätte sie etwas in der Hand um nach Bern zu gehen und dort vorstellig zu werden. Ich denke, vielleicht ist auch der Amtsleiter Herr Thiel, der im Aargau gross geworden ist, nur mit Hasen und Rehen zu tun hatte, noch zu wenig im Bild, wie es bei uns zu und hergeht. Sehr gut wäre, wenn man mit ihm nach Bern gehen könnte und endlich eine Regelung, ein Schutz für Mensch und Weidetiere in unseren schönen Alpen, wo im St.Galler Oberland leider für die einen im Unterland die schönsten Alpen sind. Ich danke euch, wenn ihr uns unterstützt.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016
29.2.2016Wortmeldung

(im Namen der Motionäre): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Als Kantonsrat mit Wohnsitz in Vättis im Taminathal am Fusse des Calanda, ist es mir ein grosses Anliegen, Ihnen ein paar Gedanken zu diesem Thema Kund zu tun. Wir im Taminathal leben von der Natur, der Landwirtschaft, Alpwirtschaft und Tourismus. Alle diese Bereiche sind sehr stark betroffen vom Wolf. Wir sprechen nicht darüber: Wolf ja oder nein. Wir sprechen darüber: Wie mit dem Wolf. Wir machen alles dafür, um Leute zu schützen vor dem Wolf, damit wir mit ihm zusammenleben können. Die Touristen besuchen unsere Gegend und wir stellen Herdenschutz und Hunde auf, die fast noch gefährlicher sind als der Wolf selber.

Unsere Kinder gehen in den Wald, und einen Tag später zur gleichen Uhrzeit, ist am gleichen Ort ein Rudel Wölfe zu sehen. Ich glaube, es ist jedem klar, dass man sich nicht mehr mit dem gleichen Gefühl rund um das Dorf bewegt, wie das früher einmal war.

Ein paar Fakten zur Jagd: Es wird erwähnt, dass man den Wolf ohne Schonzeit jagdbar machen möchte. Das ist nicht der Fall. Ich bin zwar nicht Jäger, aber ich kenne manches Tier, das man ohne Schonzeit bejagt. Es geht auch nicht darum, dass man den Wolf ausrotten möchte. Es geht darum, dass man jetzt, wo man eine überschaubare Population des Wolfes hat, die Grundlagen schaffen kann, dass man in der Not oder in speziellen Fällen reagieren kann. Es wurde erwähnt, man hat zwei Abschüsse von Wölfen bewilligt, wenn man die Auflagen für die Abschüsse so hoch ansetzt, dass es fast unmöglich ist einen Wolf zu schiessen, dann ist das für mich kein Goodwill, sondern ein Zeichen an die Wolfbefürworter, dass man etwas machen möchte.

Die Wolfbefürworter kommen fast ausschliesslich aus Regionen, die sehr weit entfernt sind von der Wolfspopulation. Wenn ich in Zürich bin, dann kann ich nachvollziehen, dass es schön ist, in den selbstgeschaffenen Naturpark Taminathal zu reisen und die Wölfe besuchen zu gehen. Wenn ich auf einem Wanderweg anhalten kann, die Wölfe fotografieren kann ohne dass diese Scheue zeigen und davon rennen, dann glaube ich schon, dass eine gewisse Gefahr vorhanden ist. Wir sagen allen Kindern, dass streunende Hunde gefährlich sind, aber einer der höchsten Jäger der Schweiz sagt: Wenn ihr einen Wolf seht, dann lächelt ihm zu und habt Freude. Ich glaube nicht, dass man so zeigt, dass man die Bergbevölkerung ernst nimmt. Ich glaube, genau darum geht es, nehmt die Bergbevölkerung ernst, es sind nicht viele Leute, aber auch diese haben das Recht, dass man ihre Anliegen und Probleme ernst nimmt und dafür Lösungen sucht.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016
29.2.2016Wortmeldung

Regierungspräsident: Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich habe viel Verständnis, habe das auch hier immer kund getan, auch im Sarganserland, für die Wolfs-Mensch-Begegnungsproblematik. Wir haben ja gehandelt, das Beispiel, das Sie erwähnt haben, das beschäftigt auch uns. Wir haben in den letzten Monaten tatsächlich eine Zunahme gehabt von problematischen Wolfs-Mensch-Begegnungen. Das wiederum war ausreichend als Sachverhalt für das Gesuch zwei Abschüsse zu tätigen und das Bundesamt für Umwelt hat dem auch ganz klar zugestimmt. Für uns ist das völlig unbestritten und wir haben da auch gar keine andere Meinung, dass wir bei Wolfs-Mensch-Begegnungen die problematisch sind reagieren müssen. In diesem Sinne, Bonderer-Pfäfers und Gartmann-Mels, haben wir einiges aufgleisen können. Wir sind heute an einem andern Ort, als vor einem Jahr. Wir haben seit letztem Sommer eine revidierte Jagdverordnung, die genau die rechtliche Grundlage liefert für dieses Gesuch, das wir nun gutgeheissen bekommen haben. Diese Jagdverordnung, das darf ich Ihnen mitteilen, die wurde massgeblich unter sarganserländischem Einfluss erarbeitet. Bundesrätin Leuthard hat sich fast einen halben Tag Zeit genommen, um mit ihrem Wildhüter die Problematik à fonds zu besprechen und zu verstehen, was wirklich im Sarganserland passiert. Ich glaube, wir haben jetzt eine gute und tragfähige Lösung, damit können wir arbeiten, aber das was Sie wollen geht natürlich viel weiter. Das können Sie drehen und wenden wie Sie wollen, aber wenn Sie sagen, der Wolf sei ganzjährig jagdbar, dann kommt das einer Ausrottung gleich. Wollen Sie den Sarganserländer Jägern nicht zutrauen, dass dieser Wolf erlegt wird, wenn ganzjährig jagdbar ist? Es ist doch klar, da kommt das jagdliche Treiben, das gehört dazu, das ist schlussendlich Sinn und Zweck der Jagdgesellschaften, dass sie ihren Job wahrnehmen, und wenn das so wäre, dann ist es klar, dann wird der Wolf erlegt und dann werden wir eine Situation haben, die meines Erachtens nicht tragfähig ist, weil wir, das müssen Sie beachten, dann eine stark polarisierte Diskussion in diesem Land haben. Wenn Sie dieses Standesbegehren gutheissen würden und der Bundesrat bzw. das Bundesparlament das auch so bearbeiten würde, dann läuft das auf eine Änderung der Verfassung hinaus. Das bedeutet eine Volksabstimmung. Wir haben in den letzten Monaten und Jahren versucht, unter Führung von Graubünden und St.Gallen, in der Schweiz einen Wolfskurs zu fahren, der schlussendlich in diesem polarisierten Umfeld tragfähig ist. Ich bin sehr überzeugt, dass uns das gelungen ist, dass wir mit einem sachlichen, fachorientierten Umgang schlussendlich die Probleme angehen können und auch die Ängste der Bevölkerung in den betroffenen Regionen aufnehmen, aber dass wir umgekehrt nicht einfach das Kind mit dem Bade ausschütten und schlussendlich eine Ausrottungsstrategie fahren, die einfach nicht angemessen wäre. Ich glaube, in diesem Sinne sind wir auf Kurs, die Motion schiesst über das Ziel hinaus. Wir werden weiterhin die Situation im Sarganserland sehr aufmerksam verfolgen. Niemand weiss, wie es genau in einem halben bzw. in einem Jahr aussehen wird, aber wir sind der klaren Meinung, dass das regulatorische Korsett nun in Ordnung ist und es nichts zusätzliches braucht.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016
29.2.2016Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016
29.2.2016Wortmeldung

(im Namen der SP-GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist nicht einzutreten.

Ich komme auch aus einer Region, die nahe dem Wolf lebt.

Der Wolf ist eine national geschützte Tierart. Es ist demzufolge auch Sache der nationalen Politik die Rahmenbedingungen festzulegen. Einzelabschüsse sind bereits mit der heutigen Gesetzgebung unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich. Hierzu wurde die Jagdverordnung im Juli 2015 angepasst. Die Motion 14.31.51 «Zusammenleben von Wolf und Bergbevölkerung» wurde ebenfalls national überwiesen. Zudem ist eine nationale Motion hängig, die in etwa dasselbe fordert wie dieses Standesbegehren. Das Standesbegehren der drei Sarganserländer SVP-Kantonsräte ist schon aus diesem Grund überflüssig, zudem sind nun ja die Kantonsratswahlen vorbei.

Die Botschaft der Motionäre ist eigentlich klar: Es hat in der Schweiz für Wölfe keinen Platz. Wir von der SP-GRÜ-Fraktion sind der Meinung, dass der Wolf eine Chance haben soll. Er muss vor allem in unseren Köpfen Platz haben, dann hat er auch in der Schweiz einen Platz. Für uns ist diese unablässige Wolfshetze äusserst störend. Wir wünschen uns einen sachlichen, auf Fakten und Tatsachen beruhenden Umgang mit dieser Tierart. Wir hoffen, dass das Amt für Natur, Jagd und Fischerei und mit ihr die Wildhut, sich von den andauernden Kampagnen nicht unter Druck setzen lassen.

Session des Kantonsrates vom 29. Februar bis 2. März 2016, ausserordentliche Session vom 3. März 2016