Geschäft: Dispensationsmöglichkeit auch auf der Primarschulstufe
Komitee | Kantonsrat |
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Nummer | 42.11.17 |
Titel | Dispensationsmöglichkeit auch auf der Primarschulstufe |
Art | KR Motion |
Thema | Erziehung, Bildung, Kultur |
Federführung | Bildungsdepartement |
Eröffnung | 27.4.2011 |
Abschluss | 28.9.2011 |
Letze Änderung | 9.12.2021 |
vertraulich | Nein |
öffentlich | Ja |
dringend | Nein |
Datum | Akteur | Titel | Letze Änderung |
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1.8.2019 | Person | Beteiligung - Boppart-Andwil | 27.6.2024 |
1.8.2019 | Person | Beteiligung - Forrer-Grabs | 27.6.2024 |
Datum | Titel | Resultat | öffentlich | ||||
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Ja | Bedeutung | Nein | Bedeutung | Absent / Enthaltung | |||
28.9.2011 | Eintreten | 34 | Zustimmung | 80 | Ablehnung | 6 |
Datum | Typ | Wortlaut | Session |
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28.9.2011 | Wortmeldung | Regierungsrat: Auf die Motion ist nicht einzutreten und den Anträgen der Regierung ist zuzustimmen. Es ist richtig, dass wir mit der Einführung des Frühenglisch ab der 3. Klasse und Französisch ab der 5. Klasse im Schuljahr 2008/2009 gewisse Probleme festgestellt haben, vor allem im Frühenglisch. Lernschwache Kinder und vor allem auch Kinder mit Migrationshintergrund haben in dieser Klasse Mühe mit dem Englisch. Das haben wir festgestellt, das ist eine Tatsache. Wir haben relativ schnell reagiert und zuhanden den Lehrpersonen Handreichungen erstellt. Wir haben Kurse angeboten, die sehr rege besucht wurden. Die Lehrpersonen wir darauf hingewiesen, wie man unterrichten sollte, wie man mit dieser neuen zusätzlichen Herausforderungen umgehen sollte. In der Zwischenzeit sind uns keine Rückmeldungen bekannt, dass in vielen Schulgemeinden grössere Probleme bestehen, anscheinend hat unsere Hilfe ein Stück weit mitgeholfen, dass das Ganze jetzt besser funktioniert. Bitte berücksichtigen Sie: Auf Bundes- wie auf Kantonsebene besteht ein Verfassungsauftrag, wie Kinder und Jugendliche auszubilden sind. Wir haben ihnen die Möglichkeit zu geben, dass sie dort wo sie auch schwächer sind, dass sie einen Lernstand erreichen, der ihnen ermöglicht einen Berufsweg einzuschlagen, der sie nicht in einem Bereich ausschliesst. Mit dieser Motion würden sie aber genau dies machen. Wenn Sie einen Schüler vom Englisch dispensieren, dann sind sie für gewisse Berufsfelder, für gewisse Betriebe nicht mehr interessant, weil sie über diese Sprachkenntnisse nicht verfügen. Folglich sollte man keine Dispensation aussprechen. Es könnte der Fall eintreten, dass jemand auf die Idee kommt, sich in einem weiteren Fach dispensieren zu lassen. In den Voten wurde das HarmoS-Konkordat erwähnt. Der Kanton St.Gallen ist dem Konkordat beigetreten. Dieses verpflichtet die Kantone, spätestens ab dem 3. Schuljahr die erste Fremdsprache und die zweite Fremdsprache ab dem 5. Schuljahr zu unterrichten. Wenn Sie eine generelle Dispensation aussprechen, verstösst dies gegen das HarmoS-Konkordat. Die Regierung ist gewillt, der Inhalt des Konkordats umzusetzen. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist einzutreten. Mit allergrösstem Interesse habe ich den Ausführungen von Steiner-Kaltbrunn gelauscht. Insbesondere war ich sehr erstaunt, wer noch alles in diesem Rat Mitglied der CVP-Fraktion ist und ich bitte die Kollegen Ledergerber-Kirchberg, Klee-Berneck und Nietlispach Jäger-St.Gallen doch in Zukunft unsere Fraktionssitzungen nicht mehr zu schwänzen, da sie ja gemäss den Ausführungen von Steiner-Kaltbrunn unserer Partei angehören. Ein weiteres Neuparteimitglied ist offenbar Regierungsrat Kölliker. Den Regierungsrat Kölliker hat bei verschiedener Gelegenheit genau die gegenteiligen Auffassungen von Steiner-Kaltbrunn vertreten und scheint deshalb auch kein SVP-Mitglied zu sein. Er hat z.B. erklärt, dass HarmoS eine gute Sache sei, dass St.Gallen auf dem guten Kurs sei, er hat verschiedene Vorstösse, alternative Schulmodelle zu prüfen und alternative Ideen zu prüfen mit dem Hinweis St.Gallen habe das Beste aller denkmöglichen Schulmodelle. Also ich freue mich über diesen massiven Zuzug von offenbar alles gläubigen CVP-Mitgliedern, schöner kann es ja kaum passieren. Jetzt zur Sache. Hier geht es nicht darum, dass Kind mit dem Bade auszuschütten, sondern es geht, wie Forrer-Grabs ausgeführt hat um eine kleine Korrektur am bestehenden System, weil gewisse Kinder mit dem System HarmoS nicht zu Rande kommen und ihnen deshalb geholfen werden muss. Es geht sicher nicht darum, dass man das ganz St.Gallische Bildungssystem umkrempelt. Ich möchte einfach Steiner-Kaltbrunn daran erinnern, dass das, was wir alles haben, vom Kindergartenobligatorium über Fremdsprachenunterricht usw., dass das in St.Gallen nicht die Folge von HarmoS war, sondern die Folge von verschiedenen Revisionen des Volksschulgesetzes und das dieser Rat diese Revisionen eingeführt hat. Und dann kommt noch etwas weiteres dazu. Bei HarmoS hat immerhin das Volk ja gesagt. Und Steiner-Kaltbrunn und ihr wichtigster Berater Eduard Ith, die berufen sich ja immer auf das Volk. Ich meine man sollte auch in diesem Fall sich eben am Volk orientieren und das umsetzen und jetzt nicht das Volk kritisieren, weil es zu etwas ja gesagt hat. Es kann ja nicht sagen, dass das Volk, wenn es die eigene Meinung vertritt intelligent ist und wenn es eine fremde Meinung vertritt ist das selbe Volk dann eben dumm oder irregeführt oder irregeleitet ist. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist einzutreten. Es geht nicht um HarmoS, das haben wir jetzt genügend thematisiert. Erstens: Ich danke für das Votum von Blumer-Gossau, der ja eben mitten in diesem Konflikt steht. Zweitens: Lemmenmeier-St.Gallen hat natürlich das Privileg, dass er auf seiner Stufe mit den besten arbeiten darf und das ist natürlich etwas Wunderbares. Ich arbeite auch mit vielen sehr guten Menschen und Leuten und Lernenden aber leider eben nicht mit allen wahnsinnig gut. Nietlispach Jaeger-St.Gallen hat natürlich absolut recht, wenn sie sagt, u Mathematik oder was auch immer zu verstehen, muss man zuerst Deutsch können. Wenn neben Französisch, Englisch und Deutsch gelernt werden muss, bleibt eben das Deutsch auf der Strecke. Unser Vorschlag zielt ja dahingehend, dass man diese «ausgefallenen Lektionen» mit Deutschlektionen ersetzen würde. Damit, meine Herren und Damen und Herren, schaffen Sie Chancengleichheit. Es wirklich sehr dringend notwendig, dass wir lernschwachen Kindern eine Chance geben, damit sie später einen erfolgreichen Lehrabschluss machen können. Die Industrie und Wirtschaft beklagt sich, dass sie Mühe haben, gute Lernende zu finden. Mit der Möglichkeit einer Dispensation würde man den lernschwachen Kindern eine Chance für ihr künftiges Leben geben. Es geht um eine kleine Korrektur im Schulsystem. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist einzutreten. Ich arbeite auf der Sekstufe II, um meine Interessen offen zu legen. Wir haben bei der Schule die Situation, das wir es in vielen handwerklichen Berufen mit Schülern zu tun haben, die oft keine wirklichen Erfolgserlebnisse in ihrer Schulkarriere gemacht haben. Viele von Ihnen werden seit der 1. Klasse mit verschiedenen Massnahmen betreut, das ist sehr gut. Auch auf unserer Stufe gibt es immer noch diverse Angebote, die aber in vielen Fällen nicht mehr greifen. Lehrvertragsauflösungen von 20 bis 30 Prozent sind in einigen Berufen keine Seltenheit. So auch in meinem. Was passiert mit diesen Jugendlichen? Warum erzähle ich Ihnen das? Ich bin überzeugt, dass wir im Unterbau einiges verändern müssen. Pragmatische Lösungen sind gefragt. Weniger ist tatsächlich mehr. Genügende Kompetenzen in Mathe und Deutsch sind für viele lernschwächere Schüler für einen erfolgreichen Lehrabschluss entscheidender, als zwei Fremdsprachen schliesslich doch nicht zu können. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Zu Ritter-Altstätten Sie sind wirklich auf dem Holzweg. Der ehemalige Vorsteher des Bildungsdepartementes Stöckling hat bewusst den X. Nachtrag mit all diesen Themen «eingepackt», damit der Kanton St.Gallen HarmoS-tauglich ist, bevor die HarmoS-Abstimmung zustande gekommen ist. Das ist eine Tatsache. Und wir stellen fest, dass das Volk nur knapp dem HarmoS-Konkordat zugestimmt hat. Aufgrund dessen, dass wir von unserer Seite her nicht so viel Medienpräsenz gehabt haben, wie der damalige Vorsteher des Bildungsdepartementes. Zu Klee-Berneck: Wir alle kämpfen auf faire Art für eine Sache. Das ist so. Aber vielleicht vertragen nicht alle die Wahrheit immer so gut. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Ich spreche nicht im Namen der SP-Fraktion. Ich spreche aufgrund meiner Erfahrungen, die ich mache in meinem Beruf als Schulleiter. Und da muss ich sagen, dass der Druck auf die Schülerinnen und Schüler durch die zusätzlichen Fremdsprachen tatsächlich zugenommen hat, insbesondere auch deshalb weil Französisch und Englisch beide Promotionsfächer geworden sind. Am stärksten sichtbar wird das Ganze wenn man in eine Kleinklasse schaut, da ist es so, dass heute auch die schwachen und lernbehinderten Schülerinnen und Schüler verpflichtet sind, alle drei Sprachen zu lernen (Deutsch, Englisch und Französisch). Und wenn ich jetzt das Beispiel vom Turnen - meine Vorrednerin Eberhard-St.Gallen - nehme, Turnen da darf man nicht dispensieren, natürlich nicht. Aber wir haben ein Turnfach und wir haben auf der anderen Seite drei Sprachfächer. Und drei Sprachen sind für verschiedene Schüler einfach zu viel. Und wenn man sie in allen drei fördern will, dann geht das irgendwann einmal nicht mehr in den Kopf, dieser Schüler. Sie sind dann müde und wir erreichen nichts mehr. Und darum gibt es tatsächlich Fälle in denen wäre es - aus meiner Erfahrung - schlauer und wirkungsvoller wenn man die Schüler mit zwei Sprachen beglücken würde und sie in zwei Sprachen fördern würde und nicht in dreien. Und somit geht es tatsächlich darum ob Französisch für alle Sinn macht. Für fremdsprachige Kinder macht es meines Erachtens mehr Sinn, wenn sie die Stunde in der sie nicht Französisch besuchen in Deutsch weitere Kenntnisse erwerben, denn Deutsch ist wichtig für diese schwächeren Schüler, wenn sie die Schule verlassen, dass sie irgendeine Lehrstelle finden können. Und da spielt das Französisch, da müssen wir ehrlich sein, keine Rolle. Obwohl in unserem Land Französisch eine wichtige Sprache ist. Aber in unserem Umfeld, wenn es darum geht eine handwerkliche Lehrstelle zu finden ist nicht entscheidend ob ich Französisch besucht habe oder nicht. Ich unterstütze darum diesen Vorstoss. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | (im Namen der SP-Fraktion): Auf die Motion ist nicht einzutreten. Ich will da nicht die HarmoS-Diskussion führen und es ist natürlich, Ritter-Altstätten, auch nicht einfach eine kleine Änderung. Ich bitte Sie, im Namen der SP-Fraktion, der Regierung zu folgen und auf die Motion nicht einzutreten und zwar aus verschiedenen Gründen. Erstens hat jedes Kind das verfassungsmässige Recht auf eine gute Ausbildung in der Grundschule und dadurch, dass wir jetzt diese Dispensationsmöglichkeit schaffen, verletzen wir dieses Recht und wie beeinträchtigen allenfalls auch die Anschlussmöglichkeit an die Oberstufe. Zweitens: Es wird heute viel von Überforderung in der Schule gesprochen. Das Wort Überforderung grassiert in einer unverhältnismässigen Art und Weise. Sie wollen einfach dann, wenn jemand überfordert ist, mit der Dispensation reagieren, hier im Fremdsprachenunterricht. Ja wieso muss ich denn Mathematik machen, wenn man mich von der Fremdsprache dispensieren kann? Sie setzen damit ein ganz falsches Zeichen. Wir haben eine Schulpflicht, wir haben ein Fächerkanon und hier haben die Lehrerinnen und Lehrer und die Schülerinnen und Schüler die Lernziele zu erreichen, die festgelegt sind. Diese Lernziele gelten für alle. Es gibt eine staatspolitische Grundlage in der Schweiz, dass wir eine mehrsprachige Schweiz haben. Fremdsprachenunterricht ist Teil der schweizerischen Kultur. Jeder Schüler und jede Schülerin in diesem Land soll eine Fremdsprache lernen, weil sie dadurch Verständnis bekommt für die andere Kultur in diesem Land. Und aus diesem Grund müssen auch schwache Schüler eben in diese Kultur eingeführt werden und sollen nicht einfach dispensiert werden. Im Übrigen wird hier von Fremdsprachen gesprochen und ich bin sicher, es geht in erster Linie gegen die französische Sprache und ich denke, dass ist staatspolitisch ein ganz schlechtes Zeichen, wenn dann überall dort wo Lernprobleme auftreten gerade vom Französisch dispensiert wird. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Zu Steiner-Kaltbrunn: Dies ist kein parteipolitischer Vorstoss, sondern ein persönlicher Vorstoss von Boppart-Andwil und von mir. Zu Lemmenmeier-St.Gallen: Chancengleichheit beurteile ich auch als sehr wichtig, aber es ist auch schwierig diese zu realisieren. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist nicht einzutreten. Mit grossem Bedauern nehme ich als Mitglied des Bürgerkomitees Nein zu HarmoS, die Motion aus den Reihen der CVP zur Kenntnis. Da erkennen nun Mitglieder aus dieser Partei, die an vorderster Front für die Einführung von HarmoS gekämpft haben, dass mit dem Kindergartenobligatorium, den erweiterten Blockzeiten, sowie Frühenglisch, das Pflichtpensum für unsere Schüler und Schülerinnen markant gestiegen ist und zu Überforderung führt. Ich zitiere aus der Motion: «In der Praxis zeigt sich vermehrt, dass Schulkinder, welche bereits über erhebliche Lernschwierigkeiten verfügen, mit der Einführung des Promotionsfaches Englisch ab der 3. Primarklasse und dann vor allem mit dem Französisch-Unterricht ab der 5. Primarklasse überfordert sind.» Noch sind keine drei Jahre seit der HarmoS-Volksabstimmung ins Land gezogen. Da präsentiert uns die CVP mit dieser Motion praktisch die Bankrotterklärung der EDK-Bildungsreform. Was haben Sie uns - dem Bürgerkomitee - nicht alles an den Kopf geworfen? In Kirchberg am Podium Ledergerber-Kirchberg und Nietlispach Jäger-St.Gallen - erinnern Sie sich? Dann im Sonnensaal in Altstätten Hasler-Widnau und unsere Bildungsspezialistin Klee-Berneck. Unwahrheiten würden wir verbreiten, Übertreibungen aus bildungspolitischer Ahnungslosigkeit ins Feld führen! Ja sogar die Medien haben uns zerrissen, wo es nur ging. Und heute? Heute stehen einige von Ihnen mit dieser Motion reumütig hier im Parlament und ersuchen um Nachsicht für diesen bildungspolitischen Leerlauf, den Sie selbst auf Teufel komm raus gewollt haben! Während des Abstimmungskampfes im Herbst 2008 haben Sie und Ihre Weggefährten - auch aus anderen Kantonen - landauf, landab eben nur Wahrheiten verbreitet, während wir vom Bürgerkomitee uns in Workshops an Wochenenden mit Fachkräften - also Lehrer und Lehrerinnen gewissenhaft mit diesem Thema auseinander gesetzt haben. Nun müssen Sie selbst bitter in Erfahrung bringen, dass Wahrheiten eben nicht dasselbe sind, wie Tatsachen. Letztere beruhen auf Fakten und Wahrheiten eben nur auf Wahrnehmungen und dass diese falsch waren, müssen sie heute Wohl oder Übel eingestehen. Nicht mal drei Jahre nach diesem Bildungsflickwerk erwarten sie vom Kantonsrat, dass er einer Bastellösung zustimmen soll? Nein so geht es nun mal wirklich nicht! Wir vom Bürgerkomitee haben vor den HarmoS-Konsequenzen eingehend gewarnt. Entweder lassen wir das Ganze so stehen wie es nun ist und Sie tragen selbst die Verantwortung vor der Bürgerschaft oder sie bekennen hier ganz offen, dass wir zurück auf Feld eins müssen: Und das heisst im Klartext Raus aus HarmoS und weg vom X. Nachtrag zum Volksschulgesetz. Und wenn Sie diese klare Botschaft noch immer nicht verstanden haben, sei Ihnen heute schon gesagt: Wir vom Bürgerkomitee sind für nötige Massnahmen - wie erneute Referendums - bereit. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | An Ihrem Wort, sagt der Volksmund, an ihrem Verhalten wird man sie erkennen. Ich bin nun 15 Jahre Mitglied dieses Rates, mir, und ich bin überzeugt, vielen Kolleginnen und Kollegen, liegt viel an einer guten Gesprächskultur. Die Art, wie wir miteinander kommunizieren, ist ein Spiegel des Niveaus dieses Rates. Auseinandersetzungen sollen fair geführt werden, das heisst: Wir kämpfen engagiert, auch das mache ich selbstverständlich für eine Sache. Und verzichte auf Äusserungen, wie sie in dieser Session nun schon vermehrt gefallen sind, die explizit auf Personen zielen, die nichts zur Meinungsbildung beitragen. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist nicht einzutreten. Ich möchte auch keine HarmoS-Debatte führen. Aber bitte überlegen Sie sich einmal was jetzt geschieht. Wir sprechen jetzt über eine Änderung des X. Nachtrags. Beim nächsten Mal sprechen wird möglicherweise wieder über eine Änderung. Und dann geht es so weiter. Boppart-Andwil hat gesagt, es sei keine Zerstückelung. Aber genauso ist es gekommen. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | legt seine Interessen als Schulratspräsident einer mittelgrossen Schulgemeinde offen und hat sich in den letzten Monaten doch sehr stark mit der Thematik auseinandergesetzt. Auf die Motion ist einzutreten. Auch habe ich mir in meiner Interpellationsantwort vom Juni 2010 vorbehalten, in diesem Geschäft dran zu bleiben. Das rote Blatt der Regierung ist für viele Schulkinder und deren Eltern doch ein herber Schlag ins Gesicht. Kinder welche mit dem erweiterten Fächerkanon überfordert sind und die keine Freude mehr an der Schule haben, dies muss verhindert werden. Auf der Primarschulstufe müssen aus unserer Sicht Dispensationsmöglichkeiten für die schwächsten Schülerinnen und Schüler eingeführt werden. Frustrierte und überforderte Schulkinder und auch Lehrkräfte können nicht unser Ziel sein. Mit dem X. Nachtrag zum Volksschulgesetz wurden auf das Schuljahr 2008/09 unter anderem das Kindergartenobligatorium, die erweiterten Blockzeiten sowie Frühenglisch eingeführt. Das Pflichtpensum der Schulkinder stieg damit um 2 bis 4 Wochenlektionen. Für viele Schulkinder ist die Einführung des Frühenglisch eine wirklich «coole» Sache. Auch sind für sehr viele Eltern die erweiterten Blockzeiten sowie das Angebot eines freiwilligen Mittagstisches ein allseits geschätztes Angebot in der Organisation von Familie und Beruf. Die Errungenschaften des X. Nachtrages zum Volksschulgesetz sollen deshalb lobend erwähnt werden, weshalb wir auch überzeugte Verfechter des Konkordates HarmoS sind. Für rund 80 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler passt die aktuelle Lektionentafel. Die im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Berufsauftrages der Volksschullehrkräfte angetönte Lektionenreduktion für Lehrkräfte und Schüler ist zudem ein Weg in die richtige Richtung. Wenn nun jedoch unter dem Titel «Chancengleichheit» für alle Schulkinder dieselben Rahmenbedingungen gelten sollen, so ist das nach unserer Auffassung blauäugig. Die Chancengleichheit in unserer immer hektischer und oberflächlicher werdenden Gesellschaft ist für unsere Kinder in keiner Art und Weise gegeben. Und es ist eine Illusion zu glauben, dass alle Kinder drei Sprachen (deutsch, englisch und französisch) parallel ohne weiteres lernen können und sich dabei wohl fühlen. Auch Schulfrustration kann sich so breit machen, weil durch Überforderung Erfolgserlebnisse fehlen. Es zeigt sich in der Praxis vermehrt, dass Schulkinder, welche bereits über erhebliche Lernschwierigkeiten verfügen, mit der Einführung des Promotionsfaches Englisch ab der 3. Primarklasse noch weiter unter die Räder geraten. Weiter haben diese Kinder ab der 5. Primarklasse mit dem ebenfalls promotionswirksamen Fach Französisch eine weitere Fremdsprache zu erlernen, was den Leidensdruck erhöht. Wir stellen vor allem bei den Fremdsprachen dringenden Handlungsbedarf fest. Es besteht einerseits die Gefahr, dass vereinzelte Schulkinder die Motivation am Lernen und an der Schule generell verlieren und andererseits die Eltern und auch die Lehrkräfte mit der Situation überfordert sind. Es wird nun nach dreijähriger Erfahrung festgestellt, dass die Schulen vor grossen Problemen stehen:
In unseren Augen sollte der alte Grundsatz gelten, weniger ist manchmal mehr. Es kann in unseren Augen nicht sein, dass man für teures Geld, Kinder in Fächern noch zusätzlich einzeln durch Heilpädagogen fördert, in denen sie hoffnungslos überfordert sind. Einzelne Schulgemeinden beklagen sich heute schon darüber, dass der Pensenpool für sonderpädagogische Massnahmen nicht mehr genügt und mit der zusätzlichen individuellen Förderung von leistungsschwachen Kindern in den Fremdsprachen noch weiter unter Druck gerät. Unsere Motion möchte deshalb, dass es den Schulen möglich gemacht werden soll, Schulkinder vom Fremdsprachenunterricht oder allenfalls anderen Fächern zu dispensieren und während dieser Zeit pädagogisch sinnvoll beschäftigt werden können. Die Dispensation darf aus unserer Sicht auch wirklich nur bei Zustimmung aller Beteiligten erfolgen. Auch eine Antragstellung des Schulpsychologischen Dienstes müsste dazu Voraussetzung sein. Wir stellen nicht in Abrede, dass die Bestrebungen im Bildungsdepartement im Fremdsprachenbereich doch erheblich sind und den Lehrkräften verschiedene Instrumente für einen individuellen Unterricht zur Verfügung stehen. Und dennoch stelle ich fest, dass die Lehrkräfte zum Teil an ihre Grenzen stossen. Sollte der Vorstoss abgelehnt werden, besteht doch eindeutig die Gefahr, dass jede Schule zu eigenen, nicht legalen Mitteln greift und für sich eigene Lösungswege zurecht legt und von einer Fremdsprachendispensation Gebrauch machen wird. Dies kann es doch nicht sein. Auch haben wir vernommen, dass durch den Schulpsychologischen Dienst bereits Anträge um Dispensation von einer Fremdsprache formuliert wurden, ohne dass die Schulbehörden eine entsprechende Legitimation für eine solche Dispensation haben. Wer weiss da mit der Zeit noch was gilt und was nicht gilt.
| Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Auf die Motion ist nicht einzutreten. Den Anträgen der Regierung ist zuzustimmen. Vielleicht haben wir in der Stadt St.Gallen andere Möglichkeiten als auf dem Land, das kann sein. Wir haben 6'000 Volksschülerinnen und Volksschüler. Wir haben 4'000 Primarschülerinnen und Primarschüler. Diese Kinder müssen die Fremdsprachen lernen. Die Schule kennt im Normalfall keine Dispensation. Wir versuchen die Kinder zu fördern. Es muss erreicht werden, dass die Kinder die Schule beenden und zwar mit allen Fächern. Würden Sie ein Kind vom Turnunterricht dispensieren, dass ungelenk ist? Das glaube ich nicht, sondern im Gegenteil, sie versuchen diese Kinder genau dort, wo sie schwach sind zu stützen, zu fördern und ihnen die Chance zu geben, das auch wirklich zu lernen. Und ich glaube das Gleiche ist mit der Dispensation von der Sprache. Wenn Sie dispensieren, separieren Sie. Und genau wenn Sie separieren, dann hat das Kind keine Chance mehr, und genau diese Chance ist für die nächste Stufe wichtig. Möglicherweise macht das Kind auch mal einen Entwicklungsschritt, dass wissen wir nicht zum Voraus. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir den Kindern alles geben. Es ist unsere Pflicht sie zu fördern. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | (im Namen der GRÜ-Fraktion): Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Forrer-Grabs vermutlich auch auf Druck von Lehrpersonen in seiner Schule mit einer Motion reagiert hat. Ich kann vieles was er gesagt hat unterschreiben, weil ich auch seit 35 Jahren im Lehrberuf tätig bin. Ich möchte als schulische Heilpädagogin einiges noch dazu beifügen, weil ich mit einem Kind gearbeitet habe, das in der 5. Klasse leider noch kaum lesen und schreiben konnte, aber im Fremdsprachenunterricht sowohl Französisch als auch Englisch mithalten konnte, weil es dort noch um andere Kompetenzen geht, als um das Lesen und das Schreiben. Fremdsprachenunterricht in erster Linie ist ein sich einfühlen in eine fremde Kultur, in eine fremde Region, die uns nicht so vertraut ist. Das hat schon Norbert Furrer der in Rapperswil aufgewachsen ist in seinem Buch, die 40-sprachige Schweiz, beschrieben. Es wäre sehr schade, wenn mit dieser Motion, wenn sie angenommen würde, schwierige Erfahrungen mit einzelnen Kindern, denen das Lernen verleidet ist, auf andere Kinder übertragen würde, die dem Fremdsprachenunterricht über das Gehör und über einen ganzheitlichen Unterricht mit Lernspielen, Rollenspielen, usw. einfach sich hinein fühlen können, hineinversetzen in eine andere Region, mit einer anderen Sprache, mit Kindern austauschen ohne das es richtig geschrieben werden muss, was sie sprechen. Ich selber bin mit 19 Jahren nach 6 Jahren Fremdsprachenunterricht nach Paris in eine Sprachschule gegangen. Da musste ich zuerst eine Woche lang das Französisch klingen lernen, der Lehrer hat gesagt, dass mir alles abgenommen würde, wenn ich nicht richtig sprechen würde, aber die Franzosen verzeihen mir nicht, wenn ich den Klang nicht aufnehmen von ihrer Sprache. Und darum geht es in der Primarschule. Ich kenne Lehrpersonen, die haben sich dem Druck gebeugt von Oberstufenlehrpersonen, die gemeint haben, die Kinder müssten wenn sie in die Oberstufe kommen schon richtig Französisch und Englisch schreiben können, das steht gar nirgends. Es geht um die Erfassung eines Lebensgefühls, einer anderen Sprache, die ich allen Kindern gönnen möge und in vielen Bereichen unterstütze ich deshalb, was die Regierung hier geschrieben hat. Allen Kindern soll zu Gute kommen, was ein guter Sprachunterricht vermitteln darf in der Primarschule. Und deshalb bin ich sehr zwiespältig. Ich unterstütze das Anliegen der Motionäre aber ebenfalls die Regierung. Ich werde deshalb der Regierung hier den Vorzug geben. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | (im Namen der FDP-Fraktion): Auf die Motion ist nicht einzutreten. Zu Steiner-Kaltbrunn: Sie haben zwar klare Worte gebracht, aber die Botschaft blieb dann insgesamt doch etwas verwirrlich. Mit HarmoS hat diese Frage nun wirklich gar nichts zu tun. Und geradezu erschüttert hat mich Ihr Bild, das Sie gezeichnet haben von lauter überforderten St.Galler Kindern. Es erstaunt mich, dass Sie unseren Kindern so wenig zutrauen. Die FDP empfiehlt Ihnen der Regierung zu folgen. Während es auf der Oberstufe durchaus Sinn machen kann, die Kinder von einzelnen Fächern zu dispensieren im Sinne von ressourcenorientierter Förderung, so ist es auf der Primarschulstufe verfehlt und zu früh, wie es auch in der Antwort der Regierung heisst, «endgültige Laufbahnentscheide zu treffen». Und was die Fremdsprachen betrifft, so zeigt sich in der Praxis, dass vor allem diejenigen Kinder mit dem Fremdsprachenunterricht Mühe haben, die des Deutschen nicht mächtig sind. Und dann ist es eine falsche Strategie einfach sie vom Fremdsprachenunterricht zu dispensieren. Besser wäre es, diese Kinder ganz gezielt am Anfang ihrer Schulkarriere in Deutsch zu fördern. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Ich habe bei der Abstimmung zur Motion 42.11.17 «Dispensationsmöglichkeit auch auf der Primarschulstufe» den falschen Knopf gedrückt und möchte dies im Protokoll korrigieren lassen. Ich habe mich in der Taste geirrt und bin gegen die Dispensation vom Französischunterricht. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |
28.9.2011 | Wortmeldung | Ratspräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten. | Session des Kantonsrates vom 26. bis 28. September 2011 |