Geschäft: Förderung besonderer Talente auch in den Mittel- und Berufsschulen

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer43.09.17
TitelFörderung besonderer Talente auch in den Mittel- und Berufsschulen
ArtKR Postulat
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung1.12.2009
Abschluss22.2.2010
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragAntrag der Regierung vom 19. Januar 2010
VorstossWortlaut vom 1. Dezember 2009
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
22.2.2010Eintreten24Zustimmung76Ablehnung20
Statements
DatumTypWortlautSession
22.2.2010Wortmeldung

Regierungsrat: Auf das Postulat ist nicht einzutreten.

Die Forderung besteht, dass wir im Bereich der Sekundarstufe 2 für die Mittelschulen und die Berufsfachschulen Talentförderung speziell betreiben. Wenn wir diese zwei Schultypen anschauen, die Mittelschulen im Bereich des Sportes, der Musik oder der Gestaltung, dann stellen wir fest, dass wir gerade in der Musik und in der Gestaltung bereits besondere Fördermöglichkeiten haben und absolut keine Notwendigkeit besteht, irgendetwas zu fördern oder am bestehenden System zu ändern. Bei den Sporttalenten im Bereich der Mittelschulen liegt es auf der Hand, dass wir mit unserem System, das wir pflegen in unserem Kanton, den individuellen Schüler oder das individuelle Talent fördern und Möglichkeiten suchen, wie wir diesen Bedürfnissen, diesen Ansprüchen, die gestellt werden, genügen können. Das beste Beispiel, das es dafür gibt, ist wohl, heute schon genannt, der vierfache Olympiasieger Simon Ammann. Er hat die Mittelschule in Wattwil besucht, und wir haben sehr visionär Möglichkeiten geschaffen, dass er über fünf Jahre seine Mittelschule absolvieren konnte, eine individuelle Lösung, die zu einem Riesenerfolg geführt hat. Bei den Berufsfachschulen wird die Aufgabe oder die Überprüfung noch sinnloser, denn ein Berufsfachschüler geht nur einzelne Tage in die Schule, es werden verschiedene Branchen ausgebildet, und wie wollen Sie hier Talente irgendwie über den Staat, über die Berufsfachschulen fördern, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Auch hier ist angezeigt, dass wir individuelle Lösungen anstreben, und hier sind wir vor allem darauf angewiesen, dass die Lehrbetriebe Hand bieten und die Möglichkeit schaffen, dass Talente gefördert werden. Wir sind hier sehr stark, in der Zusammenarbeit mit den Lehrbetrieben natürlich ebenfalls, bemüht, dass wir hier unterstützen können und Hilfe leisten können.

Session des Kantonsrates vom 22. bis 24. Februar 2010
22.2.2010Wortmeldung

Auf das Postulat ist einzutreten.

Der Kanton St.Gallen ist eigentlich stolz, und er erwähnt es auch in den Schulgesetzen immer wieder, dass er auf integrierte Begabungsförderung ausgerichtet ist. Der IX. Nachtrag zum Volksschulgesetz hat – dies wird auch durch die Regierung bestätigt – einen eigentlichen Boom in der Förderung von besonderen Talenten sowohl im Bereich Sport als auch Kunst ausgelöst. Mussten früher diese Schülerinnen und Schüler der Real- und Sekundarschulen in aufwendiger, oft zermürbender Art und Weise Schul- und Trainingszeiten organisieren, steht ihnen heute eine Struktur zur Verfügung, die es ihnen erlaubt, sich umfassend weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Der Kanton St.Gallen hat damit ein Markenzeichen gesetzt, auf das er sehr stolz sein kann und wir alle auch stolz sind.

Schade nun, dass dieser Elan auf der Sek-1-Stufe mit dem Eintritt der Schüler und Schülerinnen ins Berufsleben oder das Gymnasium an Grenzen stösst. Der Besuch von Sportmittelschulen in anderen Kantonen ist sicher nicht schlecht, und dass der Kanton sich diesen Export von Talenten fast 700'000 Franken kosten lässt, ist rechtens, aber wenig verständlich. Diese Politik des Laisser-faire und blossen Mitfinanzierens, wenn Talente auswandern, zeugt von wenig Verständnis dafür, was Standortmarketing ist. Wollen wir unsere Standortattraktivität fördern, dann muss es in jedem Fall unser Bestreben sein, leistungswillige und leistungsbereite Jugendliche in unseren Ausbildungsbetrieben zu integrieren.

Im Bereich der Mannschaftssportarten Handball, Fussball, aber auch Unihockey hat St.Gallen nationales, teilweise auch internationales Niveau. Auch im Bereich Kunst haben wir etliches vorzuweisen. Statt bloss zuzuwarten, bis möglicherweise ein Sportverband im Kanton St.Gallen sich Gedanken zur Schaffung eines Trainingszentrums macht, wäre es mit Blick auf die Standortattraktivität notwendig, dass der Kanton selbst aktiv würde. Blosses Warten könnte in diesem Fall bedeuten, dass wir irgendwann nur noch den davonschwimmenden Fellen – sprich auswandernden Talenten – nachschauen können.

Aus der Erfahrung der Stadt St.Gallen mit der grössten Anzahl an Talentschülern und -schülerinnen stellen wir fest, dass mit Eintritt ins Gymnasium im Regelfall tatsächlich individuelle Lösungen möglich sind, dass Sporttalente, aber auch musische Talente auch dann gefördert werden, wenn sie schulisch nicht absolute Spitzenklasse sind. Zudem stösst erfahrungsgemäss das Organisieren von individuellen Lösungen dort an Grenzen, wo ein Mannschaftstraining notwendig ist. Die Koordination von gemeinsamen Trainingsfenstern während den Tageszeiten – also Schulzeiten – ist erfahrungsgemäss unmöglich.

Prekär ist die Situation bei Berufsschülern und Berufsschülerinnen. Sie sind auf den Goodwill von zwei Partnern angewiesen: dem Lehrmeister und der Berufsschule. Wenn beide zustimmen, klappt es, wenn nur einer der Partner Bedenken hat, wird es schwierig. Erwartet wird aber auch von den Talenten ausgeprägte Leistungsbereitschaft, Beharrlichkeit und starker Wille, Sekundarstufe-2-Schülerinnen und -Schüler brauchen sehr viel Zeit, um ihre Talente individuell zu trainieren. Falls diese Leistung erbracht wird, sollten den Sporttalenten oder musischen Talenten mit ihren nationalen Talentcards oder den nationalen oder internationalen Wettbewerben in Musik die nötigen Zeitfenster während der Arbeits- oder Schulzeit ermöglicht werden. Damit diese Förderung nicht dem Zufall überlassen wird oder die Talente alle abwandern - wir haben schon keine musischen Fachhochschulen -, erwarte ich vom Kanton nicht in erster Linie eine eigene Schule – nein, das erwarte ich nicht –, aber ich darf Sie bitten, angesichts der heutigen Situation auf das Postulat mit Nachdruck einzutreten und damit ein Konzept zur umfassenden Förderung von musischen und sportlichen Talenten im Kanton erstellt und gelebt wird, dies zum Wohle unserer jetzt bereits ausgebildeten oder auszubildenden talentierten Jugend, als Folge des erfolgreichen Förderns auf Sekundarstufe 1 und als Zeichen der Stärke unseres Kantons.

Session des Kantonsrates vom 22. bis 24. Februar 2010
22.2.2010Wortmeldung

(im Namen der FDP-Fraktion): Dem Antrag der Regierung ist zuzustimmen, auf das Postulat ist nicht einzutreten.

Wir, die FDP-Fraktion, sind der Ansicht, dass in diesem Bereich kein Handlungsbedarf besteht, und bitten Sie, auf diesen Vorstoss nicht einzutreten. Tatsache ist, dass Jugendliche, die im Bereich Sport und Kunst besonders talentiert sind, in unserem Kanton auch entsprechend gefördert werden, auch auf Sekundarstufe 2. Es handelt sich dabei um eine Zahl, die überblickbar ist, es sind vergleichsweise wenig Jugendliche mit solch ausserordentlichen Talenten, umso wichtiger sind individuelle und unbürokratische Lösungen, die dem einzelnen Jugendlichen in dieser Situation gerecht werden, und das wird ja auch gegenwärtig in unserem Kanton so gehandhabt, Eberhard-St.Gallen hat schon darauf hingewiesen. Wir begrüssen diesen Weg sehr. Es wäre auch übertrieben, für jede Nachfrage gleich eine eigene Talentschule einzurichten, hier ist eine interkantonale Zusammenarbeit der richtige Weg, entsprechende Abkommen gibt es, sie sind gegebenenfalls auszudehnen.

Session des Kantonsrates vom 22. bis 24. Februar 2010
22.2.2010Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten.

Session des Kantonsrates vom 22. bis 24. Februar 2010