Geschäft: Perspektiven der Mittelschule

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer40.07.06
TitelPerspektiven der Mittelschule
ArtKR Berichterstattung
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung27.9.2007
Abschluss15.4.2008
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
MitgliederlisteAktuelle Mitgliederliste
BotschaftBericht der Regierung vom 2. Oktober 2007
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Gremium19.1.2023
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
15.4.2008Kenntnisnahme des Berichts141Zustimmung0Ablehnung39
15.4.2008Eintreten144Zustimmung0Ablehnung36
Statements
DatumTypWortlautSession
15.4.2008Wortmeldung

S.10, zu 1.4. Maturaquote:

Wir angekündigt möchte ich doch noch etwas sagen zur Maturaquote. Die CVP-Fraktion möchte die tiefe Maturitätsquote, immerhin eine der tiefsten des Landes, nicht einfach hinnehmen. Bestimmt wollen wir weder Genfer- noch Basel-Städter-Verhältnisse, eine Annäherung an den schweizerischen Durchschnitt, eine solche Annäherung scheint uns doch erstrebenswert. Wir gehen mit der Regierung einig, dass die Mittelschullehrgänge eine anspruchsvolle und vielseitige Ausbildung bieten, und dass keinesfalls die qualitativen Anforderungen gesenkt werden dürfen, um eine höhere Quote zu erreichen. Die CVP-Fraktion ist aber überzeugt, dass unsere Schülerinnen und Schüler ebenso leistungsfähig und geeignet sind, wie der schweizerische Durchschnitt. Auch streben wir keinen Konkurrenzkampf zur Berufsbildung an, auf die unser Kanton bekannterweise stolz sein darf. Es gilt, die Richtigen, die dafür Geeigneten zur Matura zu führen. Vielleicht könnten mit der Stärkung der Naturwissenschaften auch bereits auf der Sekundarstufe mehr Knaben angesprochen werden, was bei der hohen Mädchenquote ausgleichend wirken würde. Auch die Einführung des Langzeitgymnasiums an allen Mittelschulen könnte, bei aller politischen Brisanz sei es erwähnt, ein interessanter Ansatzpunkt zur Früherfassung der geeigneten Mittelschülerinnen und Mittelschüler sein. Wer weiss, ob dann nicht auch für Latein wieder mehr Studierende gewonnen werden könnten.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

(im Namen der CVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Wir danken der Regierung für den umfassenden Bericht, der unseres Erachtens eine Gesamtschau bietet, die den heutigen Stand der Mittelschule im Kanton St.Gallen widerspiegelt und auch die Felder aufzeigt, wo Handlungsbedarf besteht. Den Aussagen über die Maturitäts-Quote können wir nicht in allem zustimmen, wir werden darauf zurückkommen. Der Bericht ist eine gute Grundlage, auf der die anstehende Revision des Mittelschulgesetzes zielführend wird beraten werden können. Sehr gut beschrieben und aufgelistet sind nach unserer Beurteilung die Qualitätsanforderungen an die Mittelschule und im Besonderen an die Lehrkräfte, als Träger von Schulqualität. Die daraus abgeleiteten Folgerungen und Massnahmen bejahen wir ausdrücklich. Dass die Qualitätsüberprüfung auch einen erhöhten Anspruch an die Behörden zur Folge hat, ist abzusehen. Ohnehin erachten wir eine Überarbeitung, bzw. Neugestaltung der Behördenstruktur als notwendig. Die Rolle des Erziehungsrates ist zu überdenken. Eine Entflechtung der Zuständigkeiten ist zwingend. Eine Professionalisierung der Aufsichtskommission kann der Sache nur dienen. Dafür sind dannzumal gewisse Rahmenbedingungen zu überdenken, so etwa der heutige Bestellungsmodus. Im weiteren unterstützen wir dir Haltung der Regierung im Bezug auf die Wirtschaftsmittelschule. Unser st.gallisches Modell, mit dreijähriger Allgemeinbildung und einem vollen Praxisjahr, bewährt sich. Die Praktikantinnen und Praktikanten werden in der Wirtschaft geschätzt. Auch die Fachmittelschule FMS bietet eine Ausbildung, die eine wertvolle Vorbereitung ist, für den Einstieg ins Berufsleben oder weiterführende Schulen. Ihre Absolventinnen und Absolventen haben grossen Chancen in den entsprechenden beruflichen Bereichen Leitungsfunktionen zu übernehmen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

Zu Ziff. 2.5. S.17 (Massnahmen): Ein Aspekt des vorliegenden Berichtes befasst sich mit der Qualitätssicherung an Mittelschulen. Zurecht wird darin festgehalten, dass die Qualität an der Mittelschule ganz zentral von der Rolle der jeweiligen Lehrkraft abhängt. Umso mehr muss es erstaunen, dass ein zeitgemässes Qualitätsmanagement an Mittelschulen fehlt. Die Staatswirtschaftliche Kommission befasst sich seit einigen Jahren mit dieser Thematik - ich habe es heute Morgen entsprechend auch erwähnt. Im vorliegenden Bericht sind die Elemente und Instrumente einer wirksamen Qualitätssicherung aufgelistet. Das Kapitel 2 schliesst den auch treffend mit der Aussage, dass Kontrollsystem soll daher in diese Richtung erweitert werden. Dies ist zu begrüssen. Dies aber nur zur Kenntnis zu nehmen - so lautet der Antrag der Regierung - genügt nicht. Vielmehr erwarte ich eine umgehende Einführung eines wirksamen Qualitätssicherungssystems. Nicht nur in der Mittelschule, sondern in den Schulen allgemein. Es genügt mir nicht zu wissen, was zu tun wäre. Es ist zu tun. Treffend heisst es auch nicht St.Gallen könnte es, sondern St.Gallen kann es.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

Kommissionspräsident: Es wurden keine Anträge gestellt und der Bericht wurde einstimmig ohne Enthaltung mit einer Abwesenheit zugestimmt. Die vorberatende Kommission empfiehlt den Bericht gemäss Antrag der Regierung zur Kenntnis zu nehmen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

Präsident der vorberatenden Kommission. Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die vorberatende Kommission hat den Postulatsbericht 40.07.06 «Perpektiven der Mittelschule» an der ganztätigen Sitzung vom 11. Januar 2008 beraten. An der Sitzung nahmen neben den vollzählig erschienenen Mitglieder der vorberatenden Kommission folgende Personen teil: Herr Regierungsrat Stöckling, Vorsteher des Bildungsdepartements, Herr Jürg Raschle, Stv. Generalsekretär, Herr Christoph Mattle, Leiter des Amtes für Mittelschulen und Herr Adrian Bachmann, betriebswirtschaftlicher Mitarbeiter des Amtes für Mittelschulen und verantwortlich für das Protokoll. Als Sachverständige wurden Herr Stefan Wurster, Präsident der kantonalen Rektorenkonferenz und Herr Mathias Gabthuler, Präsident des kantonalen Mittelschullehrerinnen- und Mittelschullehrervereins, als Referenten eingeladen. Der Bericht ist für beide Referenten eine gut gelungene Auslegeordnung über die laufenden Projekte. Der Blick sei aber auch in die Zukunft zu richten, um aufzuzeigen, wohin sich die Mittelschulen entwickeln sollten. Die Schnittstellenfrage ist an den Mittelschulen zentral. Auf der einen Seite steht die Volksschule und auf der anderen Seite sind die Ausbildungsstätten der Tertiärstufe. Verbindliche Absprachen sind unumgänglich. Zum Rollenbild der Mittelschullehrkräfte sei festzuhalten, dass dieses in den letzten Jahren einem massiven Veränderngsprozess unterworfen sei. Im anstehenden Berufsauftrag wird erstmals definiert werden, welche Leistungen von Lehrpersonen im Schulalltag effektiv erwartet werden.

Nach der erfolgreichen Beratung und Kenntnisnahme, «Perspektiven der Volksschule», in der Septembersession 2006 durch den Kantonsrat, möchte die Regierung mit dem Bericht «Perpektiven der Mittelschule» diese Linie fortführen. Die Strategie der Regierung ist nach den Erkenntnissen der vorberatenden Kommission zu begrüssen. Mit dem Postulatsbericht «Ausbau der Autonomie der Mittelschulen» und der vom Kantonsrat gugeheissenen Postulatsüberweisung «Qualitätssicherung an Mittelschulen» wurde die Regierung beauftragt, eine Revision des Mittelschulgesetzes vorzubereiten. Mögliche Änderungen in der Behördenorganisation sollten berücksichtigt werden. Diese beiden Berichte sind gute Grundlagen, dieser Gesetzesrevision nachzukommen. Die Regierung hat dies umfassende Geschäft so geplant, dass die wesentlichen Entscheide in der Legislatur 2008/12 mit einer neu zusammengesetzten Behörde fallen sollen. Mit dem Bericht der Regierung zur Situation an den Mittelschulen liegt eine umfassende Analyse vor. Dieses Ziel wurde nach der Beurteilung der vorberatenden Kommission erreicht. Der Bericht legt eine Bestandesaufnahme der Mittelschullehrgänge dar und gibt ausführlich Auskunft über laufende und geplante Projekte. So wird berichtet über SEM, die Schulentwicklung an Mittelschulen, STEMI, die Standortbestimmung und berufliche Entwicklung von Mittelschullehrkräften, EVAMAR die Evaluation des neuen Maturitätsreglements und Eprolog. Eprolog ermöglicht jedem Schüler und jeder Schülerin eine individuelle Analyse des Leistungsstandes in den Fachbereichen Mathematik und Deutsch nach dem zweiten Schuljahr an der Kantonsschule, dies entspricht der 10. Klasse. 2008 soll Eprolog erstmals zur Anwendung kommen und wird vom Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich wissenschaftlich begleitet. Bei allen Mittelschullehrgängen handelt es sich um eine vielseitige und anspruchsvolle Ausbildung. Eine grundsätzliche Diskussion löst die Maturitätsquote beim Gymnasium aus. Die Quote entspricht dem Anteil der Jugendlichen, welche einen Maturitätsabschluss erworben haben. Sie ist im Kanton St.Gallen seit 1980 gestiegen, jedoch im Vergleich mit den andern Kantonen nimmt unser Kanton mit knapp 15 Prozent einen der hintersten Plätze ein. Der schweizerische Durchschnitt beträgt fast 20 Prozent. Die Quote zu erhöhen ist nicht so einfach. Sie stehe, so Regierungsrat Stöckling, in einem direkten Zusammenhang mit den attraktiven Berufslehren und den verschiedenen Studienmöglichkeiten an den Fachhochschulen. Die Kommission unterstützt die Absicht der Regierung, die Quote nicht künstlich zu erhöhen. Die Qualitätsanforderungen mit der entsprechenden Schulqualität müssen erhalten bleiben. Die Anforderungen dürfen nicht gesenkt werden, nur um die Quote zu erhöhen. Die Frage der niedrigen Quote bedürfe aber einer vertieften Analyse. Im Gymnasium soll auch in Zukunft eine breite Allgemeinbildung vermittelt werden und der Zugang zu jeder Universität und Hochschule muss gewährleistet bleiben. Das Latein als Unterrichtsfach darf auch künftig nicht an Bedeutung verlieren. Es wird auch festgehalten, dass die Frauenquote an den Mittelschulen kontinuierlich im Begriff ist zu steigen. Dem Sinken des Stellenwertes der Naturwissenschaften im Gymnasium sei entgegenzuwirken. Auswirkungen sind in naturwissenschaftlichen Bereichen in Kaderpositionen feststellbar. Ein Grund sei, dass leistungsfähigere Schüler einer Berufslehre mit einer begleitenden Berufsmaturität einer Gymnasialausbildung den Vorzug geben. Es wird von der Kommission auch festgehalten, dass die Maturität ihren Stellenwert als Abschluss weiterhin hält. Der Stellenwert darf nicht durch externe Zertifikate konkurrenziert resp. abgewertet werden.

Die beiden Wirtschaftsmittelschulen mit den Schwerpunkten Sprache WMS und Informatik WMI, haben sich erfreulich gut etabliert. Die Gesamtkonzeption der Fachmittelschule FMS sei seinerzeit nicht optimal konzipiert worden. Die Regierung hat dem Kantonsrat am 15. Mai 2007 im Rahmen der Antwort auf die Interpellation 51.07.28 «Stellenwert der Fachmittelschule» über die Neukonzeption des Lehrganges FMS Bericht erstattet. Inhaltlich dient sie weiterhin der Vorbereitung für den Einstieg ins Berufsleben oder in weiterführende Schulen in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziales, Erziehung, Gestaltung und Musik. Nach drei Jahren wird der Fachmittelschulausweis erworben, mittels Absolvierung eines zusätzlichen Ausbildungsjahres kann die Fachmaturität erworben werden. Das Konzept des Kantons St.Gallen sieht vor, dass die Fachmaturität in jenen Berufsfeldern durch das Berufsmaturitätszeugnis ersetzt wird, in welchen eine Berufsmaturität angeboten wird, also in den Bereichen Gesundheit und Soziales. Die Vorbereitungen sind im Moment in Zusammenarbeit mit dem Amt für Berufsbildung, den Fachhochschulen und den Organisationen der Arbeitswelt ODA, im Gang. Diese enge Kooperation mit dem wichtigsten Partnern stellt sicher, dass die Absolventinnen und Absolventen bestmöglichst auf ihre künftigen Aufgaben und Funktionen vorbereitet sind. Die ersten Berufsmaturitätszeugnisse über den FMS-Weg sollen im Jahr 2011 ausgestellt werden. Unter anderem laufen zur Zeit Abklärungen, ob auch bei der Berufsfelder Gestaltung in Musik eine von der EDK anerkannte Fachmaturität einzuführen ist und wie die Richtlinien der EDK über die Fachmaturität Erziehung bezüglich Zulassung an Pädagogischen Hochschulen umzusetzen sind. Eher kritisch äussern sich die Mitglieder der Kommission STEMI, der Standorbestimmung und beruflichen Entwicklung von Mittelschullehrkräften. Die Akzeptanz durch die Lehrpersonen sei bescheiden und die Berufsdokumentation sei auch in Bezug zu möglichen Folgen im Anstellungsverhältnis eher von geringerem Nutzen. Die Absicht der Evaluation von STEMI wird im positiven Sinne zur Kenntnis genommen. Eine lohnwirksame Qualifikation sei im Vergleich zur Industrie schwieriger, weil nicht die Produktivität mit einem Produkt beurteilt wird, sondern es wird ein Prozess mit Pädagogik, Lehre, Lernen und Unterricht in einem kleinen Zeitfenster lohnwirksam analysiert. Bis Ende 2008 soll eine ausführliche Evaluation mit den Erfahrungen und Erwartungen vorliegen. Aus der Kommission wird angeregt, dass die neuen Lehr- und Lernformen mit den neuen Fächern auch für die Mittelschulen wegweisend sein können. Die Mittelschule dürfe sich nicht den Innovationen in der Bildung, wie auch der gesellschaftlichen Entwicklung verschliessen. Es liegen genügend Erkenntnisse und Grundlagen über Projekt- und Teamarbeit sowie die Vorteile einer veränderten resp. verlängerten Lektionsdauer vor. Perspektiven beinhalten letztlich auch Visionen. Wenn man sich nach einem Fixstern orientiert, dann schaut man automatisch über den eigenen Horizont hinaus. Der Entscheid der Regierung, «Perspektiven der Mittelschule» im Kantonsrat zur Kenntnisnahme vorzulegen, ist richtig und notwendig. Um attraktiv und innovativ zu bleiben, muss die Bildung immer flexibler und schneller auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren. Dieser Bericht weist eine übersichtliche Bestandesaufnahme auf, die sachlich und nüchtern die Fakten aufzeigt. Dennoch widerspiegelt der Postulatsbericht eine Wertschätzung und ein positives Bild der guten, täglichen Arbeit von Lehrpersonen, von Schülerinnen und Schülern an den Mittelschulen im Kanton St.Gallen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

(im Namen der FDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die FDP-Fraktion dankt für den Bericht und spricht sich klar für Eintreten aus. Er schildert und analysiert den Statusquo ausgezeichnet und ist darüberhinaus auch angenehm straff verfasst. Er ortet die heutigen Problemfelder sehr genau. Nach Ansicht der FDP-Fraktion gehören in erster Linie die Qualitätssicherung, die Qualitätsentwicklung und -kontrolle dazu sowie vor allem die fehlende Vergleichbarkeit von Leistungen. Nach wie vor fehlen auf dieser Schulstufe klare Leistungsstandarts. Sodann produziert das Gymnasium zuviele Geisteswissenschaftler, die Rolle der Naturwissenschaften und der Mathematik ist zu klären und sofort zu stärken. In der Schweiz herrscht bereits ein grosser Mangel an Naturwissenschaftler, Ingenieure und Mathematiker, entsprechende Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab. Es stellt sich zunehmend sogar die Frage der Legitimation der Gymnasien angesichts der Tatsache, dass v.a. begabte Jungen erfolgreich den Weg über die Berufsmatur zur Uni wählen. Die FDP-Fraktion ist aber ganz klar vom Nutzen der gymnasialen Ausbildung für die Gesellschaft und Volkswirtschaft überzeugt. Eine breite und fundierte Allgemeinbildung ist mit Blick auf verantwortungsvolle Positionen in Gesellschaft und Wirtschaft zu stärken. Um diese Ausbildung auf hohem Niveau halten zu können, soll die Matur-Quote nicht erhöht werden. Es braucht diesbezüglich auch keine vertieften Abklärungen und Analysen, wie sie soeben vom Kommissionspräsidenten propagiert worden sind. So präzis der Bericht die Lage und Probleme schildert, so wenig werden allerdings Lösungsansätze aufgezeigt, v.a. in welche Richtung die Entwicklung gehen soll, bleibt weitgehend offen. Zum Teil wird viel zu defensiv argumentiert. Die Meinung, dass angesichts der Lehr- und Methodenfreiheit an diesen Schulen die Qualitätskontrolle schwierig sei, kann nicht nachvollzogen werden. Die Evaluations-Systeme an den Univeristäten, wo noch in viel grösserem Masse Lehr- und Methodenfreiheit herrschen, zeigen sehr wohl, wie das möglich ist. Im Bereich der Qualitätssicherung und Kontrolle muss energischer und zielgerichteter vorgegangen werden, aber dazu braucht es Interventionen des Kantonsrates nicht, das ist jetz schon möglich. Geklagt wird immer wieder, dass die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler abgenommen habe, dass dies nicht belegt ist, ist richtig, nur der Vorwurf konnte bislang auch nie seriös entkräftet werden. Wir glauben gerne, dass unsere Mittelschulen spitze sind, noch lieber wüssten wir es aber, doch Untersuchungen dazu fehlen. Sie könnten indes bei gutem Willen ohne grossen Aufwand beigebracht werden, etwa durch Absolventenbefragungen, wie das schon der Kanton Zürich macht, oder auch indem die Universitäten entsprechende Daten bereitstellten. Erhärtete, positive Resultate könnten gerade unseren Gymnasien helfen, ihr Image zu stärken und auch die Universitäten davon abhalten, künftig eigene Zulassungsprüfungen zu machen.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

(im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Der vorgelegte Bericht gibt einen guten Überblick über die laufenden Projekte an den Mittelschulen und zeigt differenziert den künftigen Handlungsbedarf auf. Positiv aufgenommen haben wir den Willen der Regierung, die Mittelschulquote nicht künstlich zu erhöhen. Bei all den anstehenden Aufgaben sollte als oberste Maxime der optimale Einsatz der bereitgestellten Mittel sein. Bei der Umsetzung ist darauf zu achten, dass die Massnahmen die erfolgreichen wie tragbaren Sparbemühungen nicht wieder zunichte machen. Die SVP-Fraktion sieht v.a. in den Bereichen der Geschlechterquote, Naturwissenschaften und Aufsichtsorganen einen Handlungsbedarf. Bedenkt man, dass die Fachmittelschule eine wichtige Zubringerin zu den pädagogischen Hochschulen für die Primar- und Vorschulstufe ist, so muss die aktuell hohe Frauenquote von 90 Prozent schon als fatale Entwicklung bezeichnet werden. Die von der SVP-Fraktion bekämpfte Sprachlastigkeit in der Volksschule wird diesen Trend noch verstärken, und dass in allen Lehrgängen der Mittelschule. Es ist heute eine nicht abstreitbare Tatsache, dass in den Natur- und Ingenierur-Wissenschaften ein erheblicher Mangel an Kaderpersonen besteht. Ob die neue Form des Unterrichts und die verstärkte Fächerwahlfreiheit diesem Faktum entgegenzuwirken vermag, bezweifeln wir. Zudem müssten hier zur Problemlösung bereits in der Sekundarstufe I Massnahmen eingeleitet werden, wir haben das bereits heute Morgen schon gehört. Nichtzuletzt ist an der regional verankerten Aufsichtskommission im Miliz-System, wenn auch mit anderen Schwerpunkten und Kompetenzen, festzuhalten.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

(im Namen der GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Die GRÜ-Fraktion dankt für den ausführlichen Bericht «Perspektiven der Mittelschule», er zeigt die heutige Praxis und auch deren Problemfelder, aber auch positiven Aspekte deutlich auf. Was wir vermissten, waren aber auch die Lösungsansätze. Es ist eine Auslegeordnung und eine sehr gute Analyse, was auch aufzeigt, dass die Mittelschulen heute sehr gut arbeiten, wie bereits erwähnt wurde. Wir hoffen, dass aber solche Lösungsansätze da sind und auch noch einfliessen werden. Wir hätten uns gewünscht, die heutige Diskussion zur Revision des Mittelschulgesetzes führen zu können und dort allenfalls Anträge stellen zu können, aber die Verschiebung der Revision des Gesetzes wurde mit dem Zeitpunkt Ende der Legislatur und Wechsel des Regierungsrates begründet, deshalb bringen wir unsere Anregungen relativ sec ein, in der Hoffnung, diese Samen werden in der Revision wachsen und evtl. gar Blüten treiben oder Früchte tragen. Themen die angegangen werden müssen sind:

  1. Die Qualitätssicherung;

  2. Vergleichbarkeit von Leistungen;

  3. Eine klare Führungsstruktur;

  4. Stärkung der Innovation des gesamten Systems inkl. den Lehrkräften;

  5. Die strategische Ausrichtung der Gymnasien muss klar sein (Elite kontra volksnaher Abschluss);

  6. Führung der Mittelschulen (es sollte pro Jahr möglich sein, ein Mitarbeitergespräch führen zu können).

Die Attraktivität der Gymnasien sollten erhöht werden insgesamt, aber natürlich wie auch die SVP-Fraktion gefordert hat, auch für Männer, dann die Erhöhung der Abschlüsse Naturwissenschafterinn und Naturwissenschafter wurde schon erwähnt, gleichzeitig auch eine höhere Partizipation der Studierenden, auch bei der Evaluation und eine gute Durchmischung der Lehrkräfte (Gender- und altersmässig).

Dies sind Punkte, die angeschaut werden sollten und wir hoffen, dass das neue Regierungsratsmitglied, das die Nachfolge von Regierungsrat Stöckling antritt, diese Revision rasch angehen wird und nicht mehr soviel Zeit verstreichen lässt.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

Ich danke Ihnen für die gute Aufnahme des Berichts. Wenn Sie ein Amt aufgeben, dann haben Sie zwei Möglichkeiten, Sie können versuchen bis zum letzten Tag noch möglichst viele Weichen zu stellen, möglichst viel zu präjudizieren, damit Ihr Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin möglichst genau weiss, was sie zu tun hat. Oder Sie können versuchen, alle diejenigen Geschäfte, die in Ihrer Amtstätigkeit fertiggestellt werden können, fertigzustellen und darauf zu verzichten, Weichen zu stellen für Fragen, die Sie nicht mehr selber mitbestimmen können. Ich habe den zweiten Weg gewählt und gesagt, es macht in einer Frage, in der die zeitliche Dringlichkeit nicht so gross ist, keinen Sinn, wenn ich, als abtretender Vorsteher der Bildungsdepartementes noch möglichst viele Weichen stelle. Wir werden sehen, was von den Anregungen die neuen Behörden aufnehmen werden.

Ich möchte zwei wichtige Postulate, die ich an die Mittelschule habe, hier noch erwähnen. Das eine ist eine breite Allgemeinbildung, das Postulat wird auch von den Universitätsprofessoren und -professorinnen mitgetragen, wenn es dann aber um den Tatbeweis geht, dann hätten sie alle am liebsten Leute, die in ihrem Fach super ausgebildet sind und es ist ihnen völlig egal, was sie sonst können. Die Mittelschulen werden nämlich von allzuvielen Universitätsprofessoren nur nach dem beurteilt, was die Studenten in ihrem Fach können. Dabei bin ich nach wie vor der Meinung, dass das nicht so wichtig ist. Wichtig ist die Studierfähigkeit. Wenn jemand zu Recht Chemie studiert, muss er in der Lage sein, in den ersten Semestern des Hochschulstudiums, das von der Mittelschule nachzuholen. Was er aber nicht mehr nachholen kann, ist die Allgemeinbildung, nämlich was der Chemiker in Geschichte, in Philosophie oder in anderen Naturwissenschaften gehört hat, das kann er im Studium nicht mehr nachholen und ich bin nach wie vor überzeugt, die höhere Quote an Akademikern in höheren Positionen, gegenüber Absolventen von Fachhochschulen ist nicht auf die Hochschule zurückzuführen, sondern auf die Allgemeinbildung in der Mittelschule, weil je mehr man in der Hyrarchie, auch in der Wirtschaft, steigt, umso wichtiger werden nicht nur die Fachkenntnisse, sondern wird die Allgemeinbildung.

Zweiter Punkt: Ich hoffe, dass es gelingt, dafür zu sorgen, dass der Hochschulzugang nach wie vor, nicht wie in all den Ländern, die höhere Maturanden-Quoten haben wie wir, dort ist das Maturazeugnis einfach ein Zeugnis auf dem Wege, durch die Maturität gesichert wird. Das Maturazeugnis hat einen relativ geringen Wert in den meisten europäischen Ländern, es hat nur in den Ländern wirklich einen Wert, wo es das Eintrittsbillett zur Universität betrifft. Da würde ich einfach meinen, müssten die Universitäten etwas von ihrem hohen Ross herunter kommen. Es ist die Kindergärtnerin, die sagt, die Mutter hat die Aufgabe schlecht erfüllt. Die Unterstufenlehrerin gibt das gleiche Urteil über die Kindergärtnerin und der Hochschulprofessor hat das gleiche Urteil über die Mittelschule, die ihre Aufgabe schlecht erfüllt. Jede Stufe ist überzeugt, wir machen einen guten Job, aber die Zubringerstufe, die sollte eigentlich einen besseren Job machen. Am meisten unter diesem Problem leiden offensichtlich die Universitätsprofessoren, Direktoren der ETH und der Uni, sie haben schon gewusst, dass die neue Maturitätsordnung schlecht ist, haben in der NZZ geschrieben, sie hätten Erfahrung, obwohl zu jenem Zeitpunkt erst zehn Leute an der Schweizer Schule in Santiago de Chile eine neue Matura abgeschlossen haben, alle andern waren noch traditionell ausgebildet. Für die künftige Gesetzgebung gibt es einige Probleme, das eine ist die Frage, in welchem Mass die Autonomie der Schulen, sind die Anstellungen der Lehrkräfte Sache der Schulen oder ist es nach wie vor Sache des Gesamtsystems. Zweitens: Rolle von Aufsichtsbehörden und der ganzen Behördenorganisation. Ich hätte schon Vorstellungen darüber, wie man das ändern sollte, aber das muss mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin sagen. Dann die Frage «Freie Wahl der Mittelschule», wird nach wie vor ein Thema sein, wir sparen heute dank der Zuteilung von Schülern jährlich zwischen 2 und 3 Mio. Franken, man kann sagen, wir investieren das und haben dafür freie Wahl der Mittelschulen.

Dann die Frage der Maturanden-Quote, die Maturanden-Quote ist eine Frage in diesem Land der Qualität der Berufsbildung. Die Kantone, die zu wenig Stellen in der Berufsbildung haben, haben eine hohe Maturanden-Quote, wir haben über einen Drittel mehr Lehrstellen, dank unserer Wirtschaft, dank der Mitarbeit der Wirtschaft in der Berufsbildung, über einen Drittel mehr Lehrstellen, als der schweizerische Durchschnitt, pro Einwohner und pro Beschäftigten. Daraus resultieren automatisch mehr interessante Lehrstellen, und dass hat auch mit der Knaben-Mädchen-Problematik zu tun. Es gibt eben in der Berufsbildung, in den traditionellen Männerberufen mehr attraktive Angebote, als in den traditionellen Frauenberufen, und das führt dazu, dass in vermehrtem Mass Knaben, die die Anforderungen der Mittelschulen erfüllen würden, in die Berufslehre geben, dank der Durchlässigkeit des Systems bedauere ich das auch nicht. Das Hauptproblem habe ich heute schon einmal angesprochen, ist auch von verschiedenen Votanten genannt worden: «Rolle der Naturwissenschaft». Aber auch hier muss ich natürlich den Universitäten sagen, wenn man auf der einen Seite, wie es die ETH tut, die Anforderungen an Mathematik in unsinnige Höhen schraubt und damit abschreckend wirkt, kann man sich nicht beklagen, dass sich viele Leute von dem abschrecken lassen. Im privaten Gespräch geben diese Professoren ohne weiteres zu, dass die Anforderungen überrissen sind, aber sie würden das als Elite-Auswahl betrachten. Auf der anderen Seite konnten Sie diese oder letzte Woche in der NZZ lesen, dass man bei der Matura Latein für verschiedene Geisteswissenschaften abschafft, also man senkt die Eintrittsschwelle für Geisteswissenschaften, erhöht sie für Naturwissenschaften und beklagt sich am Schluss darüber, dass in diesem Land zu viele Geisteswissenschafter und zu wenig Naturwissenschafter ausgebildet werden. Dies soll kein Alibi sein, dass nicht die Oberstufe und die Maturitätsschule alles dran setzen muss, die Attraktivität der Naturwissenschaften zu erhöhen. Ich halte nichts von staatlichen Planungsmassnahmen, wir müssen das mit positiven Signalen verkaufen, und dass ist ansich der letzte Beschluss des Erziehungsrates unter meiner Leitung, dass wir ein Projekt starten «Erhöhung der Attraktivität der Naturwissenschaften» nicht nur in den Mittelschulen sondern bereits in der Oberstufe. Ich gestehe Ihnen, wenn es nach mir gehen würde, würde auch in diesem Bereich allenfalls geprüft, ob ein Teil der unglücklichen Stundenreduktion in den Mittelschulen zu Gunsten eines solchen Projekts teilweise rückgängig gemacht werden könnte. Wir werden sehen, was der neue Erziehungsrat mit dem, was heute diskutiert worden ist, macht.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

(im Namen der SP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten.

Auch die SP-Fraktion dankt der Regierung für den aufschlussreichen Bericht. Für die übersichtliche Bestandesaufnahme, die klar von einer Wertschätzung für die konkrete Arbeit an den Mittelschulen zeugt, deren Ziele nicht aus dem Auge lässt, die Hochschul- und Universitätsreife zu erlangen, die Grundlagen für ein wissenschaftliches Studium zu schaffen und junge Menschen vertieft mit unserer Kultur vertraut werden zu lassen. Der SP-Fraktion ist klar, eine breite Allgemeinbildung bereichert und schafft v.a. eines, Lebenschancen. Wir begrüssen deshalb klar die bis heute erreichte Durchlässigkeit und die individuelleren Möglichkeiten, die unsere Mittelschulen nun bieten. Das System öffnet Wege und ermöglicht Teilnahme und Auseinandersetzung. Das ist von zentraler Bedeutung, Lebensmöglichkeiten zu verwirklichen, sich in den Diskurs einzumischen und selbständig zu handeln, nicht mehr und nicht weniger, denn es geht um Zugänge, auch um jene, die unsere Mittelschulen eröffnen. Sie müssen für unsere Universitäten und Hochschulen, auch für die ETH weiterhin ohne Nummerus clausus gewährleistet sein. Deshalb ist alles dafür zu tun, den Wert des Zertifikats Matura zu erhalten. Es soll auch nicht indirekt unterlaufen werden, denn so gut die Cambridge- und die DELF-Diplome auch in unsere Vergleichbarkeitsbemühungen passen, sie unterlaufen den Wert des Maturzeugnisses und verursachen für jedes einzelne Kind zusätzliche Kosten. Das ist eine Entwicklung, die scharf zu beobachten ist.

Eine andere Gefahr lauert in der Sucht, überall Sparpotenzial zu wittern. Schlankheit zum Allheilmittel emporzustilisieren. EVAMAR hat deutlich gezeit, dass wir unseren kostengünstigen Mittelschulen durch neues Sparen jede Entwicklungsmöglichkeit zerstören würden. Aber gerade Entwicklung ist notwendig, dass haben wir auch vorhin gehört. Derzeit muss da die Breitenförderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereichs im Mittelpunkt stehen, denn wer heute teilnehmen will an dem, was diese Welt angeht, muss über naturwissenschaftliche Kenntnisse verfügen. Wenn wir als Kanton und die Schweiz als Land hier weiterhin an wichtiger Stelle mitreden wollen, und das heisst teilnehmen wollen an den Entwicklungen, brauchen wir auch die Förderung der Forschung. Hier haben die Mittelschulen motivierend zu wirken. Dafür brauchen sie Gefässe, angemessene Räume und Lehrerinnen und Lehrer, die stützend und fördernd wirken, Mut machen, sich eine naturwisschenschaftliche und wissenschaftliche Laufbahn zuzutrauen. Forschung muss als denkbare Perspektive für den eigenen Lebensentwurf erlebbar sein, anders geht das nicht. Hier müssen wir auch in die Öffentlichkeitsarbeit investieren und Lehrerinnen und Lehrer an unserer Schule interessieren, in unseren Unterricht holen, Menschen, die Interesse wecken. Hier müssen wir in die Ausrichtung der Mittelschulen auf ein Studium hin investieren und v.a. unsere Mittelschulen immer daran messen, inwieweit sie echte Auseinandersetzung ermöglichen. In einem Kurzfuttersystem ohne Beteilung scheitert das. Die Erkenntnisse, die Ludwig Hasler vor einem Jahr in seiner Synopse zum Internationalen Bildungsgipfel in St.Gallen gezogen hat, ist ernst zu nehmen. Das Hüpfen von Lektion zu Lektion ist Unsinn. Da ist selten Selbststudium möglich, da ist kaum Zeit zu erfahren, was es heisst, sich mit Haut und Haar auf das Lernen einzulassen. Da verschwindet das, worauf es ankommt, zu oft. Dieses Aufmerken, diese plötzliche Feststellung, dass das genau mich interessiert und mich und uns auch angeht.

In diesem Sinn fordern wir von der SP-Fraktion aus keine Lektionen unter 70 Minuten. Mehr Raum für Team- und Projektarbeit, Reduktion der Klassengrössen bzw. Stärkung des Halbklassenunterrichts, Infrastruktur und räumliche Möglichkeiten für die Anpassung von Lehr- und Lernformen, für ihre Ausrichtung auf Universitäten und Hochschulen, aber auch klar die Förderung von Interesse an politischer Bildung. Diese ist in unseren Mittelschulen zu verankern. Die Aufhebung der Einheitsnote für Naturwissenschaften, die Maturaarbeit und die bilinguale Maturität sind richtige Entwicklungsschritte. Im Zug der Globalisierung ist aber auch eine Maturitätausrichtung auf die Sprachen Chinesisch und Russisch zu prüfen und zugleich ist festzuhalten, ein Gymnasium, dass per se von seinem Wesen her humanistische Bildungstradition verkörpert und auf dieser beruht, kann nicht ohne Latein vorstellbar sein. Unsere St.Galler Mittelschulen leisten gute Arbeit, das zeigt der Bericht deutlich. Umso mehr muss man fragen, warum unsere Maturaquote, die zwar angestiegen ist, immer noch nicht Schweizer Durchschnitt erreicht hat. Wir wollen keine Nivellierung, aber wir fragen uns, ob wir denn die Ressourcen wirklich nutzen. Dass der Kanton St.Gallen noch immer nicht einen Schweizer Mittelwert erreicht hat, kann nicht einfach hingenommen werden. Hier braucht es Anstrengungen. Durchschnitt zu erreichen, darf nicht zu viel sein. Hier, aber auch allgemein, sind Noten und Prüfungsvergleiche hilfreich, z.B. Eprolog. Gleichzeitig aber auch immer nur begrenzt aussagekräftig. Gerade die DELF- und Cambridge-Prüfungen zeigen, man trainiert die Prüfungsmuster, die Sprache selbst rückt dabei oft in den Hintergrund. Kritisch angeschaut werden muss insbesondere die Qualitätsevaluation durch STEMI. Dass da im Schulbereich ein Instrument der Wirtschaft nur bedingt tauglich ist, hat sich gezeigt. Während SEM, in seiner basisorientierten Form, offensichtlich zu Schulentwicklungen geführt hat, die klar Qualität zu gemeinsamen Aufgabe aller Beteiligten machen. Die Konsequenzen des vorangegangenen Berichts autonome Mittelschulen werden weiterbringen. Das neue Mittelschulgesetz wird Perspektiven verwirklichen helfen. Die SP-Fraktion freut sich darauf, auch auf die Veränderung der Behördenorganisation, hier auf mehr Transparenz und eine verbesserte Struktur. Da besteht nun Aussicht auf eine echte Professionalisierung. Wir fordern hier auch einen Mittelschulrat, der durchaus auch in den Regionen verankert sein kann oder sein soll.

Erschwerend wirkt aber immer noch die starke Bremswirkung des Sparpakets. Interdisplinarität und Zusammenarbeit sind aber beispielsweise auf beste räumliche Bedingungen angewiesen. Die unverstellte Sicht auf unser Potenzial, auch auf die notwendige Förderung von Knaben und Mädchen unter dem Aspekt der früheren Einschulung und Verkürzung der Mittelschulzeit sind ebensowenig ohne Investitionen zu haben, wie die Förderung der Naturwissenschaften, und die hier notwendige Suche nach guten Lehrkräften. Sorgfältig und nicht sparsam soll der Weg aus der derzeitigen FMS-Verunsicherung herausführen. Der Lehrplan verspricht da vieles, aber die Realität macht auch Sorgen. Die Ausrichtung eines dieser Lehrgänge auf eine pädagogische Hochschule verlangt eine kritische und die Qualität in den Vordergrund rückende Sicht, denn es geht hier auch um das Image, das Ansehen, das ein Beruf z.B. durch die Form seiner Zugangswege geniesst. St.Galler Mittelschulen geniessen heute eine guten Ruf und das zu Recht. Ihn zu stützen, dass muss uns allen auch in Zukunft einiges wert sein.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008
15.4.2008Wortmeldung

Ratspräsidentin: Das Präsidium sieht eine Eintretensdebatte vor.

Session des Kantonsrates vom 14. bis 16. April 2008