Geschäft: Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs Jugendlicher und Erwachsener
Komitee | Kantonsrat |
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Nummer | 40.07.05 |
Titel | Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs Jugendlicher und Erwachsener |
Art | KR Berichterstattung |
Thema | Gesundheitspflege, Sozialversicherung, Sozialhilfe |
Federführung | Gesundheitsdepartement |
Eröffnung | 23.7.2007 |
Abschluss | 26.11.2007 |
Letze Änderung | 9.12.2021 |
vertraulich | Nein |
öffentlich | Ja |
dringend | Nein |
Datum | Akteur | Titel | Letze Änderung |
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1.8.2019 | Gremium | Beteiligung - 40.07.05 voKo Bekämpfung Alkoholmissbrauch | 19.1.2023 |
Datum | Titel | Resultat | öffentlich | ||||
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Ja | Bedeutung | Nein | Bedeutung | Absent / Enthaltung | |||
26.11.2007 | Antrag FDP-Fraktion zu Abschnitt 5 Ziff. 1 und 2 | 74 | Zustimmung | 66 | Ablehnung | 40 |
Datum | Typ | Wortlaut | Session |
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26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der FDP-Fraktion): Dem Antrag der FDP-Fraktion ist zuzustimmen. Ich möchte das Votum des Vorredners aufnehmen und im Namen der FDP-Fraktion einen Lösungsvorschlag in der Spezialdiskussion einbringen. Dass die Regierung, und nicht wie irrtümlicherweise im Antrag formuliert: «Das Gesundheitsdepartement soll eingeladen werden die Durchführung von Testkäufen in die Leistungsvereinbarung mit den regionalen Suchtberatungsstellen aufzunehmen.» Diese Überlegung begründet darin, dass die Testkäufe unter anderem als repräsive Massnahme durchaus Erfolg zeigen. Es wird auch schon in verschiedenen Regionen im Kanton St.Gallen durchgeführt. Es ist aber auch ein Ergebnis des Projektes die Gemeinden handeln. Ein Bundesprojekt das im Evaluationsbericht klar zum Schluss kam, dass weiche Faktoren kaum Aussicht auf Erfolg zeigen. Es wurde bereits angetönt. Es stellt die Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden an und wir erachten es im jetzigen Zeitpunkt als nicht opportun weitere Mittel zugunsten des Zepras zu sprechen. Umso mehr wahrscheinlich auch diese Aufgabenerfüllung der Suchtberatungsstellen als klassische Gemeindeaufgabe in Zukunft sich herausschälen könnte. Selbstverständlich möchte ich mit dieser Ausführung der anstehenden Aufgabenteilung unter der Leitung des Departementes des Innern nichts vorweg nehmen. Aber ich denke, es könnte in diese Richtung gehen. Aus diesem Grund bitte ich Sie, dann im Rahmen der Spezialdiskussion dem FDP-Antrag zuzustimmen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | beantragt im Namen der FDP-Fraktion in Abschnitt 5 Ziff. 1: «Kenntnisnahme» und Ziff. 2 (neu) wie folgt zu formulieren: «Das Gesundheitsdepartement wird eingeladen , die Durchführung von Testkäufen in die Leistungsvereinbarungen mit den regionalen Suchtberatungsstellen aufzunehmen.» Es ist nicht so, dass Prävention nur durch das Zepra durchgeführt wird. Es ist auch Tatsache, dass in einzelnen Regionen Präventionsbemühungen und Präventionsarbeit gibt. Tatsache ist auch, dass auch in diesen Regionen die Ressourcen bereit gestellt werden können und müssen wenn man sich für die regionale Lösung oder Regionalisierung dieser Aufgabe entscheiden würde. Somit wird auch der Apparat nicht grösser. Ich bin sogar überzeugt, dass die regionale Nähe zu Verkaufsstellen, Restaurants sogar Chancen bietet zum auch den Rauschtrinken zumindest ein wenig entgegen zu wirken. Umso mehr auch entsprechende Strafanzeigen eingereicht werden müssen. Ich habe es bereits in der Eintretensdiskussion darauf hingewiesen, dass mit der anstehenden Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden auch dieses Thema nochmals angegangen werden muss und wir sollten eigentlich diese Diskussion nichts vorweg nehmen aber ich bitte Sie diesem Antrag und präzise halber möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass es heissen sollte: «Die Regierung wird eingeladen und nicht das Gesundheitsdepartement.» | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Präsident der vorberatenden Kommission: Auf die Vorlage ist einzutreten. Die vorberatende Kommission hat sich zur Besprechung des Postulatsberichtes 40.07.05 am 22. Oktober 2007 zu einer halbtägigen Sitzung getroffen. An der Sitzung teilgenommen haben Regierungsrätin Hanselmann, Vorsteherin des Gesundheitsdepartementes, Dr. Gaudenz Bachmann, Präventivmediziner, und Herbert Bammert, Beauftragter für Suchtfragen. Die vorberatende Kommission war vollständig anwesend. In der Maisession 2004 hat dieser Kantonsrat das Postulat 43.03.12 mit folgendem Wortlaut gutgeheissen: «Die Regierung wird eingeladen, den Handlungsbedarf beim Alkoholmissbrauch Erwachsener, Kinder und Jugendlicher aufzuzeigen und die zu treffenden Massnahmen sowohl beim Alkoholverkauf als auch im Präventions- und Therapiebereich dem Kantonsrat mit Kostenfolgen (auch volkswirtschaftlicher Art) darzulegen sowie gegebenenfalls Antrag zu stellen.» Mit dem vorliegenden Bericht ist die Regierung dem Postulatsauftrag nachgekommen. Es geht in diesem Bericht nicht darum in missionarischer Weise in das gesellschaftliche Leben einzugreifen sondern den missbräuchlichen Konsum von Alkohol und damit dessen belastenden Auswirkungen auf das soziale Umfeld zu bekämpfen und damit auch viel Leid zu verhindern. Es ist also im Umgang und in der Menge mit Alkoholmass zu halten. Regierungsrätin Hanselmann hat in ihrem Eintretensreferat darauf hingewiesen, dass der übermässige Alkoholkonsum nicht nur, aber seit einiger Zeit vor allem ein Problem fällt, der Jugendlichen in der Schweiz und auch im Kanton St.Gallen ist. Die Auswertungen der Daten im Kanton St.Gallen zeigten, dass gesundheitsschädigendes Trinkverhalten, also Alkoholkonsum schon bei Schülerinnen und Schülern ab dem 11. Altersjahr in zunehmendem Mass vorkomme. Der Kanton St.Gallen unternehme etwas im Bereich der Alkoholproblematik. Die Frage sei nur, ob dies genug sei. Die Diskussion in der vorberatenden Kommission zeigte, es sind nicht nur die Statistiken welche Aufschluss geben über eine zunehmende Zahl von vor allem Jugendlichen, welche übermässigen Alkohol konsumieren. Sondern es sind vermehrt auch Bilder in der Öffentlichkeit welche zu Sorge Anlass geben. Alle sind gefordert. Auch das soziale Umfeld dieser Menschen wie die Eltern und der Freundeskreis. Die vorberatende Kommission war sich einig darin, dass Massnahmen um den vorhandenen Trend zu brechen mit Schwergewicht in der verstärkten Prävention und der Beratung gesucht werden müssen. Der Bericht enthält drei Empfehlungen. Empfehlung 2 ist budgetwirksam. Ich werde auf den Antrag der vorberatenden Kommission in der Spezialdiskussion eingehen. Die vorberatende Kommission empfiehlt dem Kantonsrat mit 15:0 Stimmen auf den Bericht einzutreten. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Es geht nicht darum, ob diese Testkäufe gut oder schlecht sind. Da sind wir uns glaube ich einig. Diese Testkäufe sind gut und das möchten wir verstärken und stärken mit einer guten Struktur, die eben über den ganzen Kanton so gelegt werden kann. Wenn gesagt wird regionale Nähe wäre gut und richtig und eben besser, dann muss ich da korrigierend wirkend gerade das ist hinderlich. Denn bei diesen Testkäufen ist es wichtig, dass die Jugendlichen eben nicht bekannt sind in diesen Gemeinden. Man holt Jugendliche, die unbekannt sind damit sie eben in diesen Restaurants oder in diesen Verkaufsstädten so auch ungezwungen auftreten können und nicht dass die Verkäuferin schon weiss, dass ist ein 14-Jähriger oder ein 15-Jähriger. Wie auch immer. Das hat sich sehr bewährt, dass Kommunikation stattfinden muss. Das bestreitet niemand. Das ist ganz klar. Das muss auch so gemacht werden. An den Orten an denen wir das bereits so umgesetzt haben, hatten wir diesbezüglich auch Erfolg. Auch Anzeige erstatten, das haben wir auch so aus der Erfahrung festgestellt ist sehr schwierig für Leute die vor Ort eben sind und dort auch wohnhaft sind. Da könnten wahrscheinlich Polizistinnen und Polizisten auch ein Lied davon singen, dass das nicht ganz einfach ist eine Anzeige am Ort wo man eben daheim ist diese so zu erstatten und es einfacher ist von auswärts das dann durchzuführen. Ich möchte Sie bitten, deswegen nochmals im Namen der Regierung diesen Antrag abzulehnen. Im Sinn einer effizienten und gut strukturierten Lösung zu entscheiden. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Dem Antrag der FDP-Fraktion ist zuzustimmen. Zu Gadient-Walenstadt: Die Diskussion zeigt jetzt sehr schön, dass dieses Thema nicht isoliert angegangen werden kann. Die Testkäufe werden in der Regel so durchgeführt, dass sie im Verbund Polizei, Beratungsstellen, Standortgemeinden, Region vollzogen werden. Da ist die Kommunikation sehr wichtig. Es ist klar, dass Sie die Wirte nicht einfach über die Zeitung massregeln können sondern Sie müssen sie einladen zu einer Veranstaltung. Das passiert. Wenn das gut aufgezogen wird, muss man das nicht mit zusätzlichen Stellen machen sondern kann das im Rahmen der Grundversorgung die wir haben realisieren. Ich finde den Antrag der FDP-Fraktion sehr richtig und zweckmässig. Diese Testkäufe haben sich sehr bewährt. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der FDP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten. Zusammenfassend halten wir fest, dass der Kanton St.Gallen über ein breites Präventions- und Beratungsangebot im Suchtbereich verfügt. In den letzten Jahren wurde unsere Gesellschaft jedoch mit neuen Herausforderungen und Problemstellungen bezüglich des zunehmenden Alkoholkonsums von Jugendlichen konfrontiert, die zusätzliche Massnahmen bedürfen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Das Präsidium sieht eine Eintretensdebatte vor. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Kommissionspräsident: Zu Ziff. 4: Gemäss Bericht ist geplant die Kosten der Empfehlung 2 in den Voranschlag für das Jahr 2009 aufzunehmen. Die vorberatende Kommission erwartet aus der personellen Aufstockung des Zepra zusätzliche Resultate in der Alkoholprävention. Um diese Vorteile schon im Jahr 2008 nutzen zu können um möglichst schnell verbesserte Resultate zu erzielen beantragt die vorberatende Kommission mit 9:5 Stimmen und 1 Enthaltung dem Kantonsrat diese personelle Aufstockung schon im Jahr 2008 vorzunehmen und demzufolge einen Betrag schon in den Voranschlag 2008 aufzunehmen. Die vorberatende Kommission hat sich mit 2 Stimmen mehr für den Betrag von 220'000 Franken ausgesprochen. Die vorberatende Kommission legt den Antrag auf einem grauen Blatt vor. Darüber kann der Kantonsrat in der Beratung des Voranschlags 2008 von Morgen unter der Kontogruppe 8050 dann abstimmen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der SP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten. Wir begrüssen den Bericht sehr und wir begrüssen auch die Umsetzung der drei Empfehlungen wie sie im Bericht vorgeschlagen sind. Dies mache ich zugleich auch als Berufsfrau. Ich leite die Sozialen Dienste Sarganserland, welche unter anderem auch eine Alkoholberatungsstelle führen. Wir wissen, dass in unserem Kanton durch den schädigen Konsum von Alkohol viele Probleme und vor allem auch Folgekosten in Millionenhöhe anfallen. Wir gehen von 18'000 direkt betroffenen Personen im Kanton aus. Dazu kommen mindestens so viele indirekt Betroffene weil Alkoholprobleme auch immer Angehörige, Partnerinnen und Partner, Kinder, Arbeitgebende unmittelbar mitbetreffen. Für eine kantonale Alkoholpolitik lohnt es sich also wie die Regierung empfiehlt einen kantonalen Alkoholaktionsplan umzusetzen. Das ist eine solide Grundlage für eine vernünftige Planung. Im Umgang mit Alkoholproblemen setzen wir auf das Vier-Säulen-Modell. Auf Therapie, auf Schadensminderung, auf Repräsion und auf Prävention. Zur erstgenannten Säule gehören die regionalen Suchtberatungsstellen. Wie es der Name schon ausdrückt, das Kerngeschäft dieser Stellen ist die Beratung. Zwar die Beratung von Betroffenen, Süchtigen und suchtgefährdeten Menschen und von deren Angehörigen. Diese Beratung setzt ein, wenn Probleme schon da sind. Dies hat nichts mit Prävention zu tun. Die regionalen Suchtberatungsstellen werden von Gemeinden und Kanton finanziert. Sie haben keinen definierten Auftrag für die Prävention. Es fehlen finanzielle und personelle Ressourcen und auch das Knowhow fehlt. Eigentlich wäre ich sehr dafür, dass die regionalen Suchtberatungsstellen einen Präventionsauftrag hätten. Doch dies käme für die Gemeinden und den Kanton wirklich teuer zu stehen. Mit dem Zepra haben wir eine Fachstelle, welche für alle Regionen gezielte Alkoholpräventionsmassnahmen Aufklärung Kampagnen anbieten könnte. Dazu braucht es die Umsetzung der Empfehlung 2 des Berichtes. Ich weiss aus meinem Berufsalltag wie gross die Schäden und das Leiden infolge von Alkoholproblemen für viele Menschen sind. Alle professionellen Bemühungen dem frühzeitig entgegen zu wirken sind begrüssenswert. Speziell auch die verstärkte Umsetzung der Jugendschutzbestimmungen wie in Empfehlung 3 des Berichtes vorgeschlagen. Tatsache ist, dass in der Schweiz je Jahr rund 1'300 Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 10 und 23 Jahren wegen Alkoholvergiftung oder Abhängigkeit in das Spital eingeliefert werden. Tatsache ist, dass Rauschtrinken gefährlich bis lebensgefährlich ist und in den letzten Jahren zugenommen hat. Erinnere an die 16 Einlieferungen aus dem Jahr 2005 am Ostschweizer Kinderspital von Teenagern mit einem Blutalkoholspiegel zwischen 1,7 und 2,9 Promille. Ich kenne solche Fälle aus der Praxis. Auch bei uns im Sarganserland gibt es 14-Jährige, die sich mit Vodka spitalreif trinken. Dies führt zu Schlagzeilen wie: «Süchtig nach rausch», «Der kollektive Suff als Jugendtrend», «Saufwettbewerbe als neuer Trendsport» usw. Solche Jugendliche und deren Familien haben ein Problem. Anscheinend reichen die individuellen Strategien und Methoden der betreffenden Elternhäusern wie es Eilinger-Waldkirch erwähnt nicht aus um solche Vorfälle zu verhindern. Wir können hier entscheiden ob wir eingreifen wollen oder nicht. Wir können keine suchtfreie Gesellschaft kreieren. Aber wir können mit gezielten Präventionsmassnahmen einige gefährdete Jugendliche und Erwachsene vor dem Absturz bewahren. Das senkt Behandlungs- und Folgekosten. Wir sind für Eintreten auf den Bericht und die Umsetzung der drei Empfehlungen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der CVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten. Wir erachten den vorliegenden Bericht als kurz und prägnant inhaltlich was den Alkoholkonsum unserer Jugendlichen angeht höchst unerfreulich, aber leider für keinen von uns überraschend. Es besteht unbestrittenerweise dringender Handlungsbedarf. Das menschliche Leid und die hoherenden jährlichen Kosten von 6,5 Mrd. Franken für die Steuern zahlende Allgemeinheit, welche durch den übermässigen Alkoholkonsum in der Schweiz verursacht werden sind unbedingt weiter bekannt zu machen. Die Tatsachen werden immer noch in weiten Kreisen unterschätzt oder verharmlost. Das ist wohl auch ein Grund warum sogar Eltern ihren Jugendlichen locker Alkohol abgeben und offenbar kaum beunruhigt sind wenn sich ihre Jugendlichen jedes Wochenende bis zum Erbrechen Volllaufen lassen und nicht einmal wenn sie ihre Jugendlichen nach einer Alkoholvergiftung vom Spital abholen lassen müssen, was offenbar regelmässig im Kanton St.Gallen der Fall ist. Wenn Erwachsene in der Schweiz mit einem Konsum von fast 9 Litern reinem Alkohol je Kopf weit oben auf der Weltrangliste stehen hat das zur Folge, dass Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu sehr als Normalität wahrgenommen wird und, dass Konsumenten von nichtalkoholischen Getränken oftmals mit einiger Skepsis betrachtet werden und sich beinahe rechtfertigen müssen. Grosses Leid wird verursacht durch Autofahren, nach übermässigem Alkoholkonsum. Die 38 Prozent der Toten im Kanton St.Gallen im Strassenverkehr alkoholbedingt ist eine dramatische Anzahl. Die CVP-Fraktion unterstützt die empfohlenen Massnahmen der Regierung insbesondere die Empfehlung 1. Begrüsst auch die Erarbeitung des kantonalen Aktionsplans keine zusätzlichen Kosten verursachen soll, sondern mit bestehenden personellen Ressourcen bewerkstelligt werden soll. Die CVP-Fraktion begrüsst insbesondere die Empfehlung 3 «die verstärkte Umsetzung und Kontrolle der geltenden Jugendschutzbestimmungen im Kanton». Sie unterstützt auch Empfehlung 2 «die Aufstockung des Zepras». Allerdings mit einiger Skepsis. Und sie fordert eine Qualitätskontrolle für einen effizienten Einsatz des Geldes. Und eine grosse Mehrheit der CVP-Fraktion ist gegen den Antrag, dass der entsprechende Budgetposten für das Zepras welche auf das Jahr 2009 geplant ist bereits im Budget 2008 aufgenommen werden soll. Dies da die Diskussion über die Aufgabenteilung zwischen VSGP, Präsidium und der Regierung im Gang ist was in der vorberatenden Kommission noch nicht deutlich wurde. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der GRÜ-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten. Ich blende auf das Jahr 2003 zurück: Anlässlich eines Hearings, bei dem das Ruhetags- und Ladenschlussgesetz präsentiert wurde, waren sich alle Parteien einig, dass ein Handlungsbedarf beim Jugendalkoholismus besteht. Es ging damals auch um die Abgabe von Alkohol an Tankstellenshops. Ich muss nun mit Erschrecken feststellen, dass sich der Alkoholkonsum der Jugendlichen seit dem Jahr 2003 gar noch erheblich verstärkt hat. Dies ist auch im Bericht festgehalten. Die wirtschaftliche Deregulierung und das Sparen hatte Vorrang vor dem Jugendschutz; nun ernten wir die Früchte. Folge davon ist eine immer grösser werdende Belastung unseres Gesundheitssystems mit Einlieferungen ins Kinderspital und in die Notfallstation des Kantonsspitals St.Gallen. Da nach dem Rauschtrinken Gewaltexzesse weit verbreitet sind, werden Jugendliche oft mit schweren Verletzungen in die Notfallaufnahme der Spitäler eingeliefert. Der Handlungsbedarf beim übermässigen Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist mehr den je ausgewiesen. Besonders bedenklich ist das zunehmend auftretende Phänomen des «Rauschtrinkens». Das ist eine äusserst schwierige Situation, in der wir uns befinden. Episodisch starkes Trinken bis zum Rausch, d.h. mindestens einmal monatlich fünf und mehr alkoholische Getränke, kommt bei 17 Prozent der befragten 15-jährigen Schülerinnen und bei fast 15 Prozent der gleichaltrigen Schüler aus dem Kanton St.Gallen vor. Man kann also davon ausgehen, dass im Kanton St.Gallen rund 1'000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren mindestens einmal in den letzten 30 Tagen vor der Befragung betrunken waren! Verglichen mit der Gesamtzahl der Jugendlichen dieser Altersgruppe im Kanton St.Gallen (6'419), ist diese Zahl Besorgnis erregend, da dieses Trinkverhalten kurz- und langfristig schwerwiegende Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler haben kann. Auch weiss man, dass ein früher Einstieg in ein Alkoholproblem den Ausstieg sehr schwierig macht. Alle diese ausgewerteten Daten stammen aus der aktuellsten Befragung der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler aus dem Jahr 2006 im Kanton! Somit ist der Alkoholkonsum bei den 14- bis 15-jährigen Jugendlichen das Problem Nr. 1! Je rund eine sechstel der 15-jährigen Mädchen und der gleichaltrigen Jungen geben an, wöchentlich ein- oder mehrmals alkoholhaltige Getränken zu konsumieren. Hier zeigt sich bereits ein problematisches und gesundheitsschädigendes Trinkverhalten. Zudem zeigen Testkäufe immer wieder, dass minderjährige Jugendliche ohne Weiteres alkoholische Getränke kaufen können, obwohl ein Abgabeverbot besteht! Die GRÜ-Fraktion unterstützt deshalb die von der Regierung vorgeschlagen Massnahmen 1 bis 3. Insbesondere beim Kantonalen Alkohol-Aktions-Plan (KAAP) ist eine gute Koordination und Zusammenarbeit zwischen den drei Departementen (Gesundheitsdepartement, Erziehungsdepartement und Justiz- und Polizeidepartement) unabdingbar. Nur so kann eine kohärente Basis bezüglich der Massnahmen geschaffen werden. Darüber hinaus hat sich der Aktionsplan zeitlich über die Legislaturperioden hinaus zu erstrecken. Die GRÜ-Fraktion verlangt unter den dramatischen Umständen, dass der Kantonale Alkohol-Aktions-Plan rasch ausgearbeitet und dem Rat vorgelegt wird. Für die Umsetzung der Empfehlungen zwei und drei unterstützt die GRÜ-Fraktion die Einstellung von 220'000 Franken, wie dies die vorberatende Kommission beantragt, ins Budget 2008 aufzunehmen. Damit erhält das ZEPRA die dringensten Mittel für die Verstärkung der Alkohol-Primärprävention unter Jugendlichen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | (im Namen der SVP-Fraktion): Auf die Vorlage ist einzutreten. Die SVP-Fraktion hat das Problem mit dem Alkohol schon lange erkannt. Der Alkohol ist ein Produkt der Wohlstandserscheinung sowie ein gesellschaftliches Problem. Es muss aber nicht unbedingt eine Staatsaufgabe sein. Die Verantwortung für Kinder mit Alkoholproblemen den Eltern abzunehmen. In diesem Thema ist vorallem Selbstverantwortung gefragt. Der Kanton St.Gallen verfügt gegen den Missbrauch von Alkohol genug Beratungs- und Suchtstellen welche süchtige Eltern helfen die Probleme anzugehen. Ebenfalls ist das Zepter in dieser Aufgabe eingebunden und verrichtet sehr gute Arbeit. Die SVP-Fraktion würde vermehrt und verschärfte Kontrollen durch die regionalen Beratungsstellen und die Polizei begrüssen. Für diesen Mehraufwand sollte das Personal im Zepra nicht unbedingt aufgestockt werden. Wir glauben, dass mit einer grossen Effizienz genügend Personal vorhanden ist. Mit der Empfehlung 1 und 3 sind wir einverstanden. Hingegen müssen wir die Empfehlung 2 der Botschaft ablehnen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | stellt Kenntnisnahme des Berichts fest. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | legt ihre Interessen als Stellenleiterin einer Suchtberatungsstelle offen. Der Antrag der FDP-Fraktion ist abzulehnen. Zu Tinner-Azmoos: Testkäufe durchzuführen erachte ich als völlig ungeeignet, dass dies von einer regionalen Suchtberatungsstelle vollzogen wird. Dann nehmen Sie eine repressive Haltung ein. Unsere Aufgabe ist, die Leute zu beraten. Die haben wirklich Erfahrung. Gerade in Ihrem Gebiet wurden solche Testkäufe durchgeführt mit der Konsequenz, dass der Stellenleiter dieser Stelle wirklich Probleme bekam mit den Wirzleuten vor Ort. Das kann nicht die Aufgabe der regionalen Suchtberatungsstelle sein. Es käme auch günstiger wenn dies von einer Stelle vom Kanton aus koordiniert werden könnte. Ich wäre auch froh, die regionalen Suchtberatungsstellen hätten einen Präventionsauftrag, aber das ist tatsächlich die teuere Variante als wenn Sie das zentral vom Zepra aus machen können. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Die vorberatende Kommission beantragt dem Kantonsrat mit 11:9 Stimmen und 4 Enthaltungen vom Bericht Kenntnis zu nehmen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Der Kantonsrat tritt auf die Vorlage ein. Spezialdiskussion | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |
26.11.2007 | Wortmeldung | Ich sehe und höre - das freut mich sehr -, dass man das Problem des Alkoholismus erkannt und erkennen will. Vor allem das Problem oder die neue Tendenz, die wir leider auch in unserem Kanton sehen, dass Jugendliche eben die Tendenz zeigen am Wochenende nicht einer sportlichen Aktivität nachzugehen sondern, dass mittlerweile in Gruppendruck das ganze da hinausläuft, dass man schaut und miteinander um die Wette trinkt und schaut wer sich am schnellsten «zudröhnen» kann. Es ist cool am Wochenende in «besoffen» zu sein und da müssen wir handeln. Da dürfen wir nicht weg schauen. Wenn ich die Hospitalisationen im Kinderspital ansehe, dann bringt mich das schon zum Stirnrunzeln und eben auch zum Nachdenken. Die Durchschnittswerte zeigen, dass die Jugendlichen 14,8 Jahre alt sind und mit einem Pegel von 1,7 Promille bis 2,9 Promille eingeliefert werden. Das ist dann nicht mehr nur einfach ein Ausrutscher sondern das ist eben gesundheitsschädigend, gesundheitsgefährdend, auch lärmbehindernd. Wir wissen was Alkohol alles ausrichten und anrichten kann. Wir wissen auch, dass je früher Jugendliche in diesen Bereich hineingeraten oder rutschen, dass dann die Tendenz dem Alkoholismus zu verfallen, dass diese Tendenz grösser wird und damit natürlich auch das Problem in der spätere Jugendliche-Alter oder eben ins Erwachsene-Alter mit hineingezogen wird. Dann wiederum zu Familienproblem sich das Auswachsen wird was berufliche Probleme ergeben kann weil wegen dem Alkoholkonsum ein eingliedern in die Gesellschaft nicht mehr möglich gewesen ist. Deswegen liegt es der Regierung sehr am Herzen, dass wir hier wirklich Möglichkeiten zum agieren und zum verbessern der Situation haben. Rund 1'000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren waren bei einer Umfrage in den letzten 30 Tagen einmal betrunken, d.h. also, dass sie wirklich eben zu viel Alkohol konsumiert haben. 1'000 Jugendliche in unserem Kanton. Wenn man alle diese Jugendlichen zahlenmässig anschaut dann ist das eine hohe Zahl. Insgesamt sind es 6'419. Auch das ist besorgniserregend. Das Trinkverhalten bringt kurz- oder langfristig schwerwiegende Folgen. Psychisch oder aus physisch. Es erhöht das Gewaltpotenzial. Wir wissen das alle. Sexuelle Übergriffe finden erleichtert statt aber auch Kriminalität ist dem eben auch begleitend nachzusehen. Wir schlagen deshalb drei Massnahmen vor um in diesem Bereich Verbesserungen herbeiführen zu können. Wenn Sie die verschiedenen Massnahmen jetzt bewertet haben und diesbezüglich beim Zepra Fragezeichen sehen, dann möchte ich Ihnen noch einmal in Erinnerung rufen, was die beiden Suchtberatungsfachstellen und das Zepra für eigentliche Aufgaben zu erfüllen haben. Das Zepra greift ein bevor man die Alkoholproblematik erkennen kann. Prävention, d.h., dass die Jugendlichen eben gar nicht in diese Alkoholabhängigkeit hineinrutschen. Die Suchthilfe oder die regionale Fachstelle für Suchthilfe, die wirken dann wenn die Suchtproblematik bereits vorhanden ist und nicht dann wenn davon noch keine Rede ist. Das sind zwei paar Schuhe, die sich aber eben wie der linke und der rechte Schuh sehr gut ergänzen und gemeinsam dann hier die Betreuung sicherstellen können. Zepra arbeitet vorwiegend in Lebensbereichen wie Schulen, in Gemeindeprojekten, bei Familien, bei Sportanlässen und versucht eben dort die sogenannte primär Prävention umzusetzen. Wenn jetzt der Vorschlag kommt, dass die Testkäufe bei denen wir sehen, dass diese erfolgreich sind und eben tatsächlich dazu führen, dass die Verkaufsstellen da wieder sensibilisierter werden und ihre Pflicht auch wahrnehmen, dann muss ich sagen, das ist schwierig, das den regionalen Fachstellen zu übergeben weil dort die Ressourcen fehlen. Es ist auch die Frage ob es richtig ist in jeder Gemeinde die Organisation neu aufbauen zu müssen und damit einen grossen Apparat überall zur Verfügung zu stellen wenn die Möglichkeit besteht, dass das kantonal koordiniert eben umgesetzt werden kann. Wir glauben, dass das effizienter wäre und auch der Überblick über den ganzen Kanton wo solche Testkäufe durchgeführt werden besser gewährleistet werden könnte. Zepra macht Jugendarbeit. Es wurde erwähnt, Gemeinden handeln genau in diesem Projekt ist Zepra eben auch tätig. Deswegen glauben wir, dass die Testkäufe bei Zepra am richtigen Ort wären oder sind. Der Arbeitseinsatz oder der Leistungsausweis den die Suchtberatungsfachstellen haben, der wurde angesehen im Jahr 2005. Er wurde in einem Strategiepapier festgehalten wo Schnittstellenproblematiken zu orten sind. Diese wurden ausführlich diskutiert und auch bereinigt. Deswegen sind Doppelspurigkeiten nicht mehr vorhanden. Die wurden aktiv angegangen. Wenn solche sind - ich habe es schon in der vorberatenden Kommission vorgetragen -, dann wäre ich um ganz konkrete Beispiele dankbar. Ich habe aber kein einziges konkretes Beispiel erhalten. Manchmal ist es schwierig die Vergangenheit loszulassen. Ich möchte Sie bitten in die Realität und in die Gegenwart zu blicken und die Verbesserungen auch so zu sehen wie sie umgesetzt werden. Der Informationsfluss zwischen Suchtberatungsstellen und Zepra werden durch bilaterale Kontakte im Rahmen von lokalen Fragestellungen sichergestellt und auch deshalb werden hier Doppelspurigkeiten vermieden. Ich danke Ihnen für die wohlwollende Bewertung des Berichts. Ich bitte Sie, bei diesem Antrag die vorgetragenen Argumente in die Entscheidfindung miteinbeziehen und ihn diesbezüglich abzulehnen. | Session des Kantonsrates vom 26. und 27. November 2007 |