Geschäft: Förderung der Erziehungskompetenz

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer43.07.24
TitelFörderung der Erziehungskompetenz
ArtKR Postulat
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung5.6.2007
Abschluss25.9.2007
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragAntrag Engeler-St.Gallen zu Abs. 5 vom 25. September 2007
VorstossWortlaut vom 5. Juni 2007
AntragAntrag der Regierung vom 21. August 2007
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
25.9.2007Eintreten56Zustimmung64Ablehnung60
Statements
DatumTypWortlautSession
25.9.2007Wortmeldung

Ratsvizepräsident: Die Regierung beantragt Nichteintreten.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
25.9.2007Wortmeldung

(im Namen der GRÜ-Fraktion): Auf das Postulat ist einzutreten.

Die GRÜ-Fraktion unterstützt die bestehenden Angebote wie z.B. der Pro Juventute, der Sozialdienste, des freiwilligen Schulsports. Die Verbesserung von Angeboten für Jugendliche, um die Selbstkompetenz zu erhöhen, ist zu begrüssen. Die Jugendlichen lernen sich persönlich einzusetzen, z.B. im Sozialdienst, sich aber auch abzugrenzen, z.B. im Kampfsport. Bestehende Angebote zu vernetzen ist angesagt.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
25.9.2007Wortmeldung

legt ihre Interessen als Präsidentin des Kinderschutzes Ostschweiz offen und beantragt, Abs. 5 ihres Postulats wie folgt zu formulieren: «Die Regierung wird deshalb eingeladen, die Einführung einer gezielten Vorbereitung der unmündigen jugendlichen Eltern auf ihre Erziehungsaufgabe zu prüfen und allenfalls entsprechende Anträge zu stellen.»

Als Mitwirkende in der Erziehung unserer jungen Menschen ist mir klar bewusst, dass für die Steigerung der Erziehungskompetenz eine Vielzahl von Fähigkeiten in einem jungen Menschen gefordert, begünstigt und entwickelt werden müssen, um für die Aufgabe auf Erziehender und Erziehende vorbereitet zu sein. Die Entwicklung der guten Selbst- und Sozialkompetenz sind ganz klar Kernpunkte, die die Regierung zu Recht in ihrer Antwort anführt. Als Fachlehrerin sind sie Bestandteil der Ausbildung, die ich jungen Menschen in meiner Arbeit täglich vermitteln darf und muss. Auch das Volksgesetz ist mir in der Schule Ziel meiner Bemühungen, habe ich dies im neuen Schuljahr doch zu Beginn den Erziehungsverantwortlichen anlässlich eines Elternabends auch wiederum ganz klar zu Bewusstsein gebracht. Darum geht es mir bei diesem Vorstoss nicht. Es geht um einfache, wissenschaftlich begründete Wahrheiten, die offensichtlich nicht oder zu wenig bekannt sind, möglichst vielen zukünftigen Eltern zu vermitteln und auch mit ihnen eingeübt werden sollten. Hier wichtige Beispiele: Dass Liebe die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Kinder ist. Kinder, die keine Liebe verspüren, vereinsamen und verhärten seelisch. Auch dass Liebe, Zuwendung, Zärtlichkeit, Vertrauen, Angenommen-Sein bedeutet. Kinder müssen spüren, dass sie so geliebt werden, wie sie sind. Gleich geliebt werden wie die Geschwister auch geliebt werden, wenn ihnen ein Missgeschick passiert usw. Kinder brauchen Respekt. Sie sind von Anfang an Persönlichkeiten. Sie besitzen Würde, einfach, weil sie da sind. Weil sie so klein sind, laufen sie Gefahr, dass wir sie und ihre Gefühle übergehen oder uns sogar über sie lächerlich machen. Das ist Verletzung ihrer Würde und ihrer Rechte.

Im Linthgebiet wurde vor kurzem eine Umfrage bei Jugendlichen gemacht. Hier in St.Gallen würde das Resultat dieser Befragung bestimmt nicht viel anders aussehen. Über zwei Drittel der Jugendlichen gaben an, Körperstrafen von Eltern als Erziehungsmittel erlitten zu haben. Ich verzichte hier auf das Aufzählen dieser falschen Erziehungsmittel. Wenn Kinder körperlich bestraft werden, lernen sie, dass die Stärkeren die Schwächeren schlagen und plagen dürfen. Gerade dies ist in unserer Gesellschaft heute ein grosses Problem. Denn Kinder sind auf Nachahmung ausgerichtet. Wenn Kinder und Jugendliche bestraft (körperlich und seelisch) werden, lernen sie, dass Strafen und Schläge dazu dienen sollten, Konflikte zu lösen. Das ist auch grundlegend falsch. Es gibt pädagogische, ethisch-moralische, rechtliche und medizinische, psychologische Gegenargumente zu Körperstrafen. Schläge sind pädagogischer Unsinn, ethisch-moralisch fragwürdig, widersprechen den Menschenrechten und haben starke negative Folgen. Genügend Gründe dazu, auf Schläge zu verzichten und auf jegliche andere Attacken zu verzichten und nach Alternativen Ausschau zu halten. Körperstrafen haben starke negative Nebenwirkungen. In einer gross angelegten Untersuchung in Deutschland haben 80 Prozent schlagender Eltern zugegeben, dass die Strafen nichts bringen. 10 Prozent berichteten von einer kurzfristigen Wirkung und 10 Prozent sogar von einer Verschlimmerung. Die Schweiz hat die UNO-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und verpflichtet sich damit alles zu tun, damit Kinder eine gewaltfreie Erziehung erleben dürfen. Dass die Schweiz hierzu noch nichts getan hat, hat hier vom UN-Kinderrechtskomitee bereits eine umfangreiche Rüge eingebracht. Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, hier auch, in der Ostschweiz. Aber sie haben auch ein Recht auf eine klare Erziehung, die Grenzen setzt. Dazu braucht es Alternativen, besonders für junge Erwachsene, für junge Eltern.

Darauf zielt mein Vorstoss. Es gibt eine ganze Palette von pädagogisch sinnvollem Verhalten. Wer diese beherrscht, hat es in der Erziehung leichter. Statt in einen Teufelskreis von Gewaltexzessen, körperlichen und seelischen Schädigungen zu geraten, ist eine wertvolle persönliche Auseinandersetzung mit Reifung der eigenen Persönlichkeit in einem Engelskreis möglich. Dass es nicht gut bestellt ist um die Erziehung unserer Jugend, beweisen Jugendexzesse mit Alkohol, Drogen und Gewalt. Auch die zahlreichen Suizide sind Ausdruck dafür. Da muss etwas Besonderes geschehen. Damit dieser Vorstoss doch eventuell bei unserem Rat eine Chance hat, bitte ich meine Ratsmitglieder, meinen Vorstoss mit einschränkendem Wortlaut zu unterstützen. Es sind natürlich noch andere sehr wichtige Wissensinhalte, die junge Eltern brauchen, um ihre Arbeit gut zu erfüllen. Nicht nur der Kinderschutz Ostschweiz bemüht sich um mehr Kinder- und Jugendschutz, sondern auch eine ganze Palette von Institutionen oder Beratungsstellen, die solche Aufgaben ohne grossen zusätzlichen Aufwand auch übernehmen könnten. Ich bitte die Regierung und die Mitglieder dieses Rates um ihre Zustimmung. Besonders zum Wohl der Kinder, die von unmündigen Jugendlichen geboren werden. Damit können Sie gezielt viel Leid und hohe Sozialkosten einsparen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
25.9.2007Wortmeldung

Regierungsrat: Engeler-St.Gallen hat mit ihrem Antrag ihr Postulat umgestaltet. Es geht darum, dass wir ein besonderes Angebot prüfen für die wenigen Eltern, die unmündig sind und damit zum grössten Teil noch in der Schule sein dürften. Dazu sind wir gerne bereit. Ich würde Ihnen sagen, auch wenn das Postulat nicht erheblich erklärt wird, wir werden das ansehen. Es interessiert mich auch, wie viele Frauen und Männer betroffen sind. Wir haben keinen Überblick darüber, aber die wenigen Mädchen, die schwanger werden, wenn sie noch in der Schule sind und deren Partnern, falls diese auch noch in der Schule sind, denen irgendeine besondere Beratung zukommen zu lassen, gehört meines Erachtens zum Beratungsauftrag der Schule. Wir sind gerne bereit, das in dem Sinn entgegenzunehmen. Ob Sie uns noch zu einem Bericht verpflichten, das muss ich Ihnen überlassen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007