Geschäft: Förderung von Sprachaufenthalten und Schüleraustausch

Übersicht
KomiteeKantonsrat
Nummer42.07.19
TitelFörderung von Sprachaufenthalten und Schüleraustausch
ArtKR Motion
ThemaErziehung, Bildung, Kultur
FederführungBildungsdepartement
Eröffnung24.4.2007
Abschluss24.9.2007
Letze Änderung9.12.2021
vertraulichNein
öffentlichJa
dringendNein
Dokumente
PubliziertTypTitelDatei
AntragAntrag der Regierung vom 8. Mai 2007
VorstossWortlaut vom 24. April 2007
Beteiligungen
DatumAkteurTitelLetze Änderung
1.8.2019Person27.6.2024
Abstimmungen
DatumTitelResultatöffentlich
JaBedeutungNeinBedeutungAbsent / Enthaltung
24.9.2007Eintreten39Zustimmung96Ablehnung45
Statements
DatumTypWortlautSession
24.9.2007Wortmeldung

Auf die Motion ist einzutreten.

Ich selber unterrichte seit über 15 Jahren Sprachen auf der Sekundarstufe, also auch Französisch und bin somit mit der Situation bestens vertraut. Ich habe mich schon oft geärgert, wie wenig wir in der Schweiz aus unserer Vielsprachigkeit machen. Schon vielfach durfte ich die Erfahrung machen, dass eine Schulverlegung in der Romandie durchaus erfreuliche Resultate bringt, wenn die Schülerinnen und Schüler merken, dass zu der blossen Trockenübung im Schulzimmer auch eine farbig gelebte Sprache gehört. Die Tatsache, dass wir nicht einmal eine Landesgrenze überschreiten müssen, um in ein Fremdsprachengebiet zu gelangen, drängt einen konkreten Austausch unter Sprachschülerinnen und Sprachschülern geradezu auf. Hie und da wird diese Gelegenheit auch beim Schopf gepackt. Aber leider eben nur hie und da und leider viel zu selten. Die organisatorischen und finanziellen Hindernisse, mit Schulen direkt in Kontakt treten zu können und Schüleraustausche zu organisieren, sind gross. Wenn der Kanton St.Gallen z.B. mit einem Partnerkanton in der Romandie konkrete Kontakte vorbereiten und institutionalisieren könnte, könnten schon viele Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden. Es wäre wirklich toll, wenn unser Kanton hier eine Vorreiterrolle übernehmen würde. Die Regierung erwähnt in ihrer Antwort den CH-Jugendaustausch in Solothurn. Diese Organisation arbeitet sicher gut, ist aber teuer und für uns Ostschweizer weit weg. Dies ist wohl der Grund, dass nur wenige Klassen aus unserer Region diese Institution kontaktieren. Auch erwähnt die Regierung die erfolgreiche Praxis in den Mittelschulen. Die Gelegenheit zum Sprach- und Kulturkontakt darf aber nicht nur unseren Mittelschülerinnen und Mittelschülern vorbehalten sein, sondern muss allen Schülerinnen und Schülern der Volksschule offen stehen. Die Kontakte zur Schweizerschule in Rom und zu den erwähnten Schulen in Osteuropa können wohl nicht ernsthaft als eine Alternative zum institutionalisierten Kontakt zu unseren «Compatriotes» in der Romandie angesehen werden. Ich bitte Sie, der St.Galler Schülerschaft zu einer echten Innovation zu verhelfen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
24.9.2007Wortmeldung

Auf die Motion ist einzutreten.

In der heutigen Zeit ist es für die Wirtschaft, für den Föderalismus und für die Identität der Schweiz sehr wichtig, unsere Landessprachen zu erlernen und den Austausch innerhalb der Schweiz zu fördern. Obwohl bei uns Jungen ein grosses Bedürfnis nach diesem Austausch innerhalb der Schweiz besteht, werden immer öfter an Schulen solche Programme gestrichen. Die Folge ist, dass nur noch wohlhabende Kinder diese kommerziellen und oft sehr teuren Austausche sich leisten können. Die vorliegende Motion beschränkt sich auf den Austausch mit einer Landessprache. Ich staune deshalb nicht schlecht, dass die Regierung in ihrer Begründung schreibt, dass Austauschprogramme mit Polen, Tschechien und Rumänien bestehen. Das hat mit der Motion überhaupt nichts zu tun. Ich bin der Meinung, in Lugano, in Lausanne oder in Genf profitieren und lernen unsere Jugendlichen sprachlich wesentlich mehr als in Warschau, Prag, Bukarest oder Amsterdam. In diesem Sinn bitte ich Sie, für die Jugend zu stimmen.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
24.9.2007Wortmeldung

Ratspräsidentin: Die Regierung beantragt Nichteintreten.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
24.9.2007Wortmeldung

Auf die Motion ist einzutreten.

Wir leben in einem Land, in dem es nicht nur eine Landessprache gibt, sondern deren vier. In den letzten Jahren hat sich Englisch in ungeahntem Ausmass als internationale Verkehrssprache etabliert. Mittlerweile gibt es Tendenzen, sie auch innerhalb der Sprachregionen der Schweiz als Verständigungsmedium zu verwenden. In unserem vielsprachigen Land ist es jedoch nach wie vor wichtig, dass wir eine zweite Landessprache erlernen, und zwar aus wirtschaftlichen, staatspolitischen und kulturellen Gründen. Das Erlernen einer Landessprache zeigt unsere Wertschätzung für die Mitbürgerinnen und Mitbürger der anderen Sprachregionen. Über die Sprachen kommen wir anderen Kulturen näher, verlieren Vorurteile gegenüber diesen Kulturen, können den Menschen aus anderen Kulturen entspannter entgegentreten, uns vorurteilslos auf diese Menschen einlassen, miteinander sprechen und einander sagen, wo wir unterschiedlicher und gleicher Meinung sind. Schüleraustausche und Sprachaufenthalte sind die wirkungsvollsten Mittel gegen eine Entfremdung zwischen unseren Sprachgemeinschaften. Sprache ist mehr als das Aneinanderreihen von Wörtern. Mit der Sprache werden Denkweisen, Weltverständnis und Mentalitäten ausgedrückt. Das Mitgemeinte macht eine Sprache lebendig und spannend. Dieses Mitgemeinte können wir nur dort wirklich mitbekommen, wo die Sprache im Alltag gesprochen und die dazugehörige Kultur gelebt wird. Deshalb können wir eine Sprache ausschliesslich dort wirklich beherrschen lernen, wo sie eben gesprochen wird. Gern habe ich im Antrag der Regierung gelesen, dass neben dem Englisch auch das Französische vermehrt gefördert werden soll. In der Primarschule wird eine Lektion mehr Französisch unterrichtet als bis anhin. Also neu drei je Woche. Auch wird Französisch den anderen Fächern gleichgestellt in Sachen Hausaufgaben, Noten und Promotionswirksamkeit. Seit Jahren werden an manchen Schulen Schüleraustausche und Sprachaufenthalte in der Westschweiz durchgeführt, was ich sehr begrüsse. Das Amt für Volksschule möchte nicht nur, sondern sieht sogar vor, solche Aktivitäten vermehrt zu fördern und die Schulen dazu zu animieren, die Angebote auch wahrzunehmen. Warum aber am Prinzip der Freiwilligkeit festgehalten werden soll, ist mir nicht ganz klar. Vor allem deshalb nicht, weil in der Schule sonst auch alles Wichtige geregelt ist. So bleiben die Angebote für Schüleraustausch und Sprachaufenthalte immer noch vom individuellen Engagement der Lehrpersonen abhängig. Wenn eine Schülerin zu einem Lehrer zur Schule geht, der in diesem Bereich nicht besonders initiativ ist, hat sie eben Pech gehabt. Bei einer verbindlichen Lösung, und zwar für alle Stufen, gäbe es ausschliesslich Gewinner. Die zweisprachige Matura ist sicher eine gute Sache. Doch was genau sie mit dieser Motion zu tun hat, ist mir schleierhaft. Es scheint der Regierung entgangen zu sein, dass Englisch trotz seiner Bedeutung als internationale Verkehrssprache nicht zu unseren Landessprachen gehört. Das Angebot einer Zweisprachenmaturität mit Französisch wäre eine andere Sache und im Sinn meiner einleitenden Überlegungen höchst wertvoll. Bald kommt das Bundesverwaltungsgericht nach St.Gallen. An diesem Gericht arbeiten viele, die aus anderen Sprachregionen kommen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir sozusagen als Gastgeber die anderen Landessprachen möglichst gut beherrschen. So können wir einen Schritt auf sie zugehen und ihnen zeigen, dass sie mit ihrer Sprache und Kultur bei uns als Bereicherung willkommen sind. Es wäre ein wohlwollendes Zeichen, die Sprachaufenthalte und Schüleraustausche verbindlich zu regeln. Laut Art. 70 Abs. 3 der Bundesverfassung fördern die Kantone und der Bund die Verständigung und den Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
24.9.2007Wortmeldung

Auf die Motion ist nicht einzutreten.

Der Gegenstand ist nicht motionsfähig, weil der Lehrplan in der Kompetenz Erziehungsrat liegt und die Genehmigung durch die Regierung erfolgt. Mit einer Motion können nur Fragen aufgeworfen werden, die in die Kompetenz des Kantonsrates fallen. Das zum Formellen. Aber das würde mich nicht einmal stören, wenn es nicht auch materielle Gründe gibt. Ledergerber-Kirchberg, ich bin schon erstaunt darüber, dass Sie als Lehrer fordern, dass wir Ihnen mehr Vorschriften machen müssen. Ihnen steht es völlig frei, solche Austausche zu machen. Sehr viele initiative Lehrkräfte machen das auch. Grob-Necker, den Lehrern muss man nicht alles vorschreiben, und Schule hängt nun einmal mit dem Engagement der Lehrkräfte zusammen. Ohne das können wir nichts machen. Ich erinnere daran, dass unsere st.gallischen Lehrkräfte nach anfänglichen Problemen sich nicht mehr dagegen wehren, dass in der Primarschule Französischunterricht erteilt wird. Vor Jahren haben Sie die Initiative ergriffen, das zu verbieten. Heute sind Sie mit uns der Meinung, dass das etwas Gutes ist. Aber wie gesagt, die Möglichkeit besteht, das Amt für Volksschule unterstützt. Es ist keine finanzielle Frage. Sondern es ist eine Frage der Prioritätensetzung durch die Lehrkraft. Ich habe volles Verständnis, dass eine Lehrkraft auch andere Themen, z.B. Natur und Umwelt, zum Gegenstand von Sonderwochen macht. Irgendwann zwischen Sonderwochen muss auch noch Schule gehalten werden. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht alle möglichen Sonderveranstaltungen vorschreiben und daneben das Büffeln oder das Lernen völlig vergessen, das spielt auch noch eine Rolle. Aber wie gesagt, es liegt im Ermessen der Lehrkräfte. Am meisten erstaunt bin ich über das Votum von Reimann-Wil. Ihre Partei bekämpft vehement auf Bundesebene das Sprachengesetz. Der Hauptinhalt des Sprachengesetzes ist nämlich die Forderung des Austausches unter den Sprachregionen. Ihre Parteikolleginnen und -kollegen haben sogar den Unfug der ersten Landessprache als Erstsprache auf das Gesetz aufgeladen im Bewusstsein und mit der klaren Absicht, das Gesetz zu torpedieren. Das wurde sehr klar von Seiten der SVP-Fraktion dargelegt. Ich bin jetzt erstaunt, das, was man auf Bundesebene vehement bekämpft als völlig überflüssig, wird jetzt plötzlich für den Kanton als Rezept vorgeschrieben.

Nochmals, ich befürworte Sprachaufenthalte sehr. Aber ich habe bisher immer nur Vorwürfe erhalten, wenn wir etwas geregelt haben. Einerseits zu viel Regelungen, zweitens Regelungen zulasten der Schulgemeinde. Es ist für mich klar, dass irgendwelche finanziellen Leistungen, übrigens auch nach dem Entscheid des letzten Sonntags, sicher nicht Sache des Kantons sein würden. Die finanzielle Unterstützung, nach dem Volksschule in unserem Kanton Sache der Gemeinden ist, wäre Sache der Gemeinden. Das wäre eine neue Vorschrift, die wir aufstellen, die dann von den Gemeinden zu bezahlen wäre. Nochmals: Sprachaustausch ist etwas sehr Gutes. Allerdings heisst es Austausch. Unsere bisherigen Anstrengungen, etwas mehr zu machen, insbesondere in Lehrerinnen- und Lehreraustausch, sind daran gescheitert, dass wir zu wenig Interessenten aus der Westschweiz hatten. Ich habe mit verschiedenen Kantonen Gespräche geführt, aber leider kommt uns natürlich der Dialekt in den Weg. Wenn die Romands in eine deutschsprachige Region gehen, dann ziehen sie einen Ort vor, an dem nicht Dialekt gesprochen wird. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Daran scheitert vielfach der Austausch. Ich gebe zu, dass die Bemerkungen über Sprachaustausche ausserhalb der Landesgrenzen nicht direkt zum Thema der Motion gehörten.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007
24.9.2007Wortmeldung

Auf die Motion ist nicht einzutreten.

Aktive Lehrpersonen in unserem Kanton machen den Schüleraustausch schon seit Jahren. Was wollen wir jetzt etwas gesetzlich festlegen, das automatisch regelmässig funktioniert und auch einen gewissen Spielraum lässt? Es steht ganz klar, der Schüleraustausch und Sprachaufenthalt in der Westschweiz werden sogar von der Volksschule her regelmässig gefördert und auch gemacht. Ich bitte Sie deshalb, auf eine gesetzliche Grundlage zu verzichten. Wir haben genügend Gesetze, die in den Volksschulbereich eingreifen. Wir machen nicht noch ein zusätzliches.

Session des Kantonsrates vom 24. bis 26. September 2007