IT-Bildungsoffensive: Erste Zwischenresultate in der Berufsbildung
Wie gelingt die digitale Transformation im Unterricht? Diese Frage erörtert der Kanton St.Gallen mit der IT-Bildungsoffensive. Nun liegt ein Zwischenfazit für eines der vielen Projekte vor: Am GBS St.Gallen zeigt sich, dass die Schülerinnen und Schüler mit neuen Lehr- und Lernformen mehr Verantwortung für ihren Lernerfolg übernehmen. Nötig sind aber mehr Zonen für ruhiges, konzentriertes Lernen und Arbeiten.
Im digitalen Zeitalter steigen die Anforderungen der Wirtschaft an die Berufsbildung. Deshalb stehen im Zentrum des Schwerpunkts Berufsbildung der IT-Bildungsoffensive (ITBO) des Kantons St.Gallen die Entwicklung und Erprobung neuer Lehr- und Lernformen. Der herkömmliche Präsenzunterricht im Klassenzimmer wird aufgebrochen. Die Lernenden stossen in ein zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten vor, angeleitet und unterstützt durch ihre Lehrpersonen und neue Medien.
Digitale Kompetenzen und «21 century skills» fördern
An vier Berufsfachschulen im Kanton St.Gallen werden sogenannte Blended-Learning-Environment-Modelle umgesetzt. Mitbeteiligt ist die Schule für Gestaltung des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St.Gallen (GBS). Angehende Interactive Media Designer/innen EFZ und Grafiker/innen EFZ werden seit Sommer 2021 in einem offenen Lernraum unterrichtet. Die Lernenden arbeiten auf einem individuellen, digitalen Lernpfad auf ihr Ziel hin. Die Kombination aus synchronem Lernen vor Ort im Klassenverband und asynchronem Lernen in örtlicher und zeitlicher Eigenverantwortung soll die digitalen Kompetenzen, aber auch die sogenannten «21 century skills» stärken. Zu diesen zählen Sozial- und Selbstkompetenzen wie Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken, Kreativität und Eigenverantwortung.
Lernende übernehmen Verantwortung für ihr Lernen
Die ersten Ergebnisse der Begleitevaluation zeigen, dass sich der offene Lernraum für die Zusammenarbeit in Projekten gut eignet. Zudem nehmen die am Lehr-Lernprozess beteiligten Akteure die «neuen» Rollen an: Die Lernenden übernehmen Verantwortung für ihr Lernen und gestalten ihren Lernprozess bewusst. Sie schätzen die individuelle Freiheit und die Möglichkeit der Selbstbestimmung beim Lernen. Auch die Lehrpersonen sind dem neuen Lehr-Lern-Konzept gegenüber positiv eingestellt und berichten von wertvoller Teamarbeit – auch über die Fachbereiche hinweg. Die Rolle als Coach füllen die Lehrpersonen mit 1:1 Coaching und Feedback bewusst und professionell aus.
Richtige Balance finden
Anpassungen sind dennoch geplant: Bei den Lernräumen sollen vermehrt Zonen für ruhiges, konzentriertes Lernen und Arbeiten geschaffen werden. Die richtige Balance zwischen individuellem und gemeinschaftlichem Lernen muss ebenfalls noch gefunden werden. Insbesondere sollen die angeleitete Interaktion und Diskussion in der Lerngemeinschaft einen noch grösseren Stellenwert erhalten. Weiter gilt es, die Ausgestaltung und Nutzung der virtuellen Lernumgebung zu optimieren.
Teil des ITBO-Projektes «Unterricht 4.0»
Die Blended-Learning-Environment-Modelle sind Teil des Projektes «Unterricht 4.0» der ITBO, mit dem die digitale Transformation an den Berufsfachschulen vorangetrieben wird. Die entsprechenden Settings werden durch die Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG) begleitet. Das Kompetenzzentrum für Digitalisierung & Bildung der PHSG erfüllt mehrere Projektaufträge der ITBO.