Mitteilung Kanton

TaDA: Gemeinsame Sache von Wirtschaft und Kultur

Sonia Li
Sonia Li

Die St.Galler Regierungsrätin Laura Bucher und der Ausserrhoder Regierungsrat Alfred Stricker haben heute die Textildruckerei Arbon sowie die TaDA-Arbeitsräume besucht. Drei TaDA-Residents und drei Textilunternehmen haben ihnen dort ihre verschiedenen Formen der Zusammenarbeit gezeigt. «TaDA Textile and Design Alliance» ist ein Pilotprogramm, welches die Begegnung und Kooperation von Kultur und Textilwirtschaft anstossen und verstärken will; es wurde von der Kulturförderung der Kantone Appenzell Ausserrhoden, St.Gallen und Thurgau initiiert.

Was bringt Ostschweizer Textilunternehmen dazu, Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt Zugang zu ihren Maschinen zu gewähren? Warum möchten Kulturschaffende und Designerinnen in Produktionshallen von Textilfirmen arbeiten? Genau dafür steht TaDA. Direkten Zugang zum Know-How der Textilindustrie zu erhalten, sei ein Traum, sagen die TaDA-Residents. Die Firmen wiederum profitieren von TaDA, weil sie ungewohnte Fragestellungen und Ideen für die Nutzung von Maschinen und Anwendungen der Produktion erhalten.

Regierungsrätin Laura Bucher, Vorsteherin des Departementes des Innern St.Gallen, hob die Bedeutung von neuen Denk- und Herangehensweisen und damit verbundenen Innovationen für die Ostschweizer Wirtschaft hervor. Das Projekt TaDA zeige das Potenzial dieser multidisziplinären Zusammenarbeit auf, das in der regionalen Wirtschaft noch vermehrt genutzt werden sollte. Regierungsrat Alfred Stricker, Vorsteher Departement Bildung und Kultur von Appenzell Ausserrhoden, betonte ebenfalls die Bedeutung von Kooperationen zwischen Kultur und Textilwirtschaft im Rahmen dieses Projektes.

Konkrete Resultate und Prozesse aus der TaDA-Residency

Der Textil- und Modedesigner Benjamin Mengistu Navet hat in der Textildruckerei Arbon mit einem digital erstellten Muster experimentiert, das mechanisch reproduziert wird. Durch diese Kombination entstehen neue Möglichkeiten. Mit der Firma Tisca AG, Bühler, erarbeitete er einen Entwurf aus lateinischen und äthiopischen Buchstaben. Dieses tritt mit den technischen Besonderheiten des Webens in Beziehung. Das Ergebnis ist ein doppelseitiger Stoff, eine Seite in Schwarz-Weiss, die andere in leuchtenden Farben. Der Prozess ist noch offen und vielversprechend.

Die Künstlerin Andrea Winkler erforscht die Beschaffenheit von Materialien und deren gesellschaftliche Bedeutung. Sie hat Stoffe des Textilherstellers Schoeller AG, Sevelen, zu eigenartigen Objekten verarbeitet, die an Kleidungsstücke erinnern und es doch nicht sind. In einem anderen Projekt deckt sie gemeinsam mit Martin Schlegel von der Textildruckerei in einem Auswaschprozess die Beschaffenheit von Mischgeweben auf. Es handelt sich um eine Art umgekehrter Analyse eines Recyclingprozesses, den die Künstlerin mit einer intensiven Recherche nun schrittweise vertieft.

Bei der Installation «Buddhaverse» der Künstlerin Sonia Li ist man von einem sechzehn Meter langen und vier Meter hohen leuchtenden Wandbild umgeben, welches von der Firma Lobra AG, Thal, digital gedruckt worden ist. Aus dem üppigen Kunstrasen-Teppich von Tisca wiederum wurden mit Lasertechnik Kräuterformen geschnitten, die sowohl in den Schweizer Alpen als auch im Himalaya wachsen. Sonia Li verbindet so unterschiedliche Kulturen und führt die Materialien einer neuen Ästhetik zu.

Die Einschätzung der Partnerfirmen zu TaDA

Und wie sehen es die Unternehmen? Für Barbara Smith, Lobra AG, lässt sich die Partnerschaft mit TaDA mit einem Zitat von Henry Ford gut beschreiben: «Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.» Domenica Tischhauser, Tisca AG, betont, dass TaDA neue Perspektiven und Denkansätze bringe und den Blick schärfe. Sie erhofft sich letztlich eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

«Einen Teil der durch TaDA gewonnenen Erfahrungen konnte ich bereits in meine industriellen Entwicklungen einfliessen lassen», sagt Martin Schlegel, Textildruckerei Arbon. «Für uns als Firma, welche sich in einer absoluten Nische bewegt, unterstützt TaDA auch die Kommunikation – bereits haben wir Aufträge von öffentlichen Institutionen erhalten, und eine Produktion für einen sehr bekannten Künstler zeichnet sich ab – für mich eine tolle Entwicklung. »

Kooperation der Kantone St.Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden

Die drei Kantone nutzen mit TaDA die lange Textilgeschichte und die Textilbetriebe in der Ostschweiz für eine künstlerische Auslotung und Erforschung. TaDA fördert mit künstlerischen Freiräumen innovative Entwicklungen, die auch den Firmen zugutekommen. Die direkte Anbindung an die Praxis und die enge Kooperation mit den Unternehmen ist in dieser Art einzigartig: So erfreute sich TaDA bei Kunstschaffenden und Designerinnen von Anfang an grösster Beliebtheit, und auch die Betriebe ziehen alle positive Bilanz. Die drei Ausschreibungen für die Arbeitsaufenthalte von 2019, 2020 und 2021 brachten rund 600 Bewerbungen aus der ganzen Welt.

Nächste Aktivitäten von TaDA

Am 26. November 2021 findet von 14 bis 21 Uhr die «TaDA Spinnerei» statt. Nach einem Besuch in der Textildruckerei Arbon stellen die drei aktuellen Residents im Textilmuseum St.Gallen ihre Arbeiten vor. Am anschliessenden Roundtable diskutieren Peter Trinkl, Saurer AG, René Rossi, Empa, und Martin Leuthold, Textilgestalter, vor Ort über Trends im textilen Bereich. Das Inputreferat von Nina Bucher, GIM (Gesellschaft für innovative Marktforschung), fokussiert auch auf Megatrends.

 

© Sonia Li  www.sonialidesigns.com

Center tent and spray painted laser cut carpet with materials from Tisca, Buddhaverse installation, TaDA Residency, 2021