Ackerhus mit Kulturerbe-Label ausgezeichnet
Die Albert Edelmann-Stiftung in Ebnat-Kappel bewahrt historische Toggenburger Instrumente, handschriftliche Notenmanuskripte und bemalte Möbel aus dem 17. bis 19. Jahrhundert auf. Diese Bestände wurden neu als bewegliches Kulturerbe des Kantons unter Schutz gestellt. Regierungsrätin Laura Bucher hat sie am Freitag, 27. August im Ackerhus in Ebnat-Kappel mit dem kantonalen Kulturerbe-Label ausgezeichnet.
Für die Umsetzung des 2018 in Kraft getretenen Kulturerbegesetzes ist es ein besonderer Meilenstein: Nachdem im Dezember 2019 der Gesamtbestand des Staatsarchivs St.Gallen unter Schutz gestellt worden ist, wurde nun mit Sammlungsbeständen der Albert Edelmann-Stiftung im Ackerhus in Ebnat-Kappel erstmals bewegliches Kulturerbe unter Schutz gestellt, das nicht im Eigentum des Kantons ist. Am vergangenen Freitag, 27. August unterzeichneten Vertreterinnen und Vertreter des Departements des Innern und der Albert Edelmann-Stiftung im Rahmen eines feierlichen Anlasses eine entsprechende Vereinbarung. Anschliessend übergab Regierungsrätin Laura Bucher den Stiftungsräten Markus Baumann (Präsident) und Jost Kirchgraber das Kulturerbe-Label in Form einer Urkunde und einer Plakette. Diese weist Besucherinnen und Besucher des Ackerhus künftig bereits am Eingang auf das schützenswerte Kulturerbe hin.
Zeugnisse Toggenburger Hausmusik und Hauskultur
Der Unterschutzstellung voran ging eine Beurteilung durch die Fachstelle Kulturerbe im Amt für Kultur und einen Fachbeirat. Diese stuften den Sammlungsbereich «Musik» und den Bestand zur «Toggenburger Möbelmalerei» als Kulturerbe des Kantons ein. Beide Bestände besitzen einen besonderen kulturellen Zeugniswert für den Kanton und insbesondere die Region Toggenburg und wirken für die Bevölkerung des Toggenburg identitätsstiftend. Ebenfalls wurde das ab 1644 handschriftlich geführte Wirtschaftsbuch des Pannerherrn Hans Heinrich Bösch (1611–1663) aufgrund der darin enthaltenen, ausführlichen Dokumentation des grossbäuerlichen Lebens als Kulturerbe beurteilt.
Zum Sammlungsbereich Musik gehören Toggenburger Hausorgeln, Halszithern und andere Instrumente sowie zahlreiche handschriftliche Notenmanuskripte. Sie geben Zeugnis von der Toggenburger Hausmusik und Hauskultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert hatte der an der Gesamtschule Dicken in Ebnat tätige Lehrer, Maler und Förderer von lokalem Volks- und Kulturgut Albert Edelmann (1886–1963) dieses Kulturgut teilweise wieder erschlossen, befördert und vermittelt. Die Instrumente können aber nicht nur in den Ausstellungsräumen des Museums Ackerhus begutachtet werden. Wie am Anlass deutlich wurde, gibt es auch heute noch Musikerinnen und Musiker, die diese Instrumente zu spielen wissen und sich von den historischen Notenmanuskripten inspirieren lassen. So hat der Musiker Markus Meier für die musikalische Umrahmung des Anlasses eines der nun unter Schutz gestellten Manuskripte neu bearbeitet. Er und die beiden Musikerinnen Heidi Preisig und Elisabeth Aebischer spielten auf Hausorgel, Halszither und Flöten Auszüge aus einer Notenschrift der Toggenburgerin Rosina Feurer von 1836.
Anhand der im Ackerhus verwahrten bemalten Möbel des 17. bis 19. Jahrhunderts lässt sich die Kulturgeschichte der Möbelmalerei im Toggenburg und ihre Stellung innerhalb der Geschichte der Bauernmalerei nachzeichnen. Aufgrund seines Umfangs und seiner zeitlichen Spannweite geben die Bestände «Toggenburger Möbelmalerei» Einblick in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen im Toggenburg dieser Zeit. Diese sind insbesondere verbunden mit einem pietistischen Bildungsanspruch sowie der zunehmenden Bedeutung der Textilwirtschaft und einem neuen Selbstverständnis der bäuerlichen Bevölkerung.
Kulturerbe-Label für die Schätze des Kantons
Das kantonale Kulturerbe-Label wurde als Schutzsymbol von dem in St.Gallen ansässigen Grafikbüro TGG Hafen Senn Stieger entwickelt. Es symbolisiert ein aus dem Liktorenbündel im Wappen des Kantons St.Gallen abgeleitetes Band, das für Zusammenhalt, Schutz und Auszeichnung steht. Das symbolisierte Band verweist aber auch auf die durch Kulturerbe ermöglichte Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie auf die Verbundenheit des Kantons mit seinem kulturellen Erbe.
Seit August 2018 gibt es im Amt für Kultur die Fachstelle Kulturerbe. Christopher Rühle (058 229 21 51; christopher.ruehle@sg.ch) und Manuela Reissmann (058 229 22 51; manuela.reissmann@sg.ch) sind die Ansprechpersonen für Beratungen und Information zu beweglichem Kulturerbe. Weitere Informationen finden Interessierte auf der Website der Fachstelle Kulturerbe: www.kulturerbe.sg.ch.